Hallo Hengst,
wie bereits geschrieben, liegen die nächsten Teile schon weitgehend fertig in der Schublade. Also schieb ich gleich den nächsten Teil rein.
Viel Spaß damit,
BeKoma
- - - Aktualisiert - - -
Kurz und schmerzlos
Mein als Abkühlung gedachtes Bad lockte die Aufmerksamkeit der Band auf sich. Auch die drei Erleuchteten, die zufällig des Weges kamen, beteiligten sich spontan an der Planscherei, aus der sich im Handumdrehen eine Wasserschlacht entwickelte, die Gina ja bereits im Frühjahr eingefordert hatte.
Ich glaube, dass jeder einen ordentlichen Schluck Mittelmeer genommen hat. Nicht der Brüller. Für meinen Geschmack eine Nuance zu salzig.
Der weitere Nachmittag war einfach mal Urlaub, wie er sein sollte: faulenzen, ein bisschen Sport in Form von Beachvolleyball, immer ein kühles Bierchen in der Hand und dumme Sprüche allerseits.
Fernando und Maria tauchten mit dem Getränkenachschub just in dem Moment auf, als wir kurz davor standen, trocken zu laufen. Eine weitere Bootswache war nun seltsamerweise völlig entbehrlich.
Ihren Mienen ließen allerdings keine Rückschlüsse darauf zu, ob Fernandos Sehnen und Flehen zum gewünschten Erfolg bei Maria geführt hatten.
Einer der Jungs von Pig Day, ich glaube, es war Harry, kam auf die Idee ein kleines Lagerfeuer zu machen. Leicht angeschickert, wie die meisten von uns inzwischen waren, machten wir uns auf die Suche nach Feuerholz.
Eine kleine Truppe, die neben Andrea und Sally auch Jimmy und William umfasste, kam mit einer zum zeitlichen Aufwand unökonomisch geringen Menge Feuernahrung zurück. Gerade mal eine Handvoll Gestrüpp. Sonderlich ernst hatten sie wohl auch nicht gesucht und es war offensichtlich, dass das Vergnügen nicht zu kurz geraten war. Die Damen, gerötet im Gesicht, und etwas außer Puste und die Herren erschöpft und zufrieden grinsend wie satte Löwen nach dem Verspeisen einer Gazelle.
Maria und Fernando gaben inzwischen das perfekte Serviceteam. Während der Kapitän Fisch und Fleisch auf dem Grill zubereitete, kümmerte sich meine Küchenfee um den Rest, wobei sie darauf achtete, dass alle so viel aßen, dass sich bei wirklich jedem der Bauch wie ein Fass herausdrückte. Gut, dass niemand, mit Ausnahme von Andrea, etwas anhatte, was hätte drücken können.
Doch kaum war der letzte Bissen gekaut, da mahnte Fernando zum raschen Aufbruch. Es war so gegen halb sieben und erst wunderten wir uns alle. Maria übersetzte das so: Wir müssen vor der Dunkelheit an Bord sein, sonst ist das einfach zu gefährlich.
Schon schade, aber ich kannte die hinterlistige Sonne in südlichen Gefilden. Die Sonne knipst fix das Licht aus und eine Dämmerung existiert praktisch nicht.
Unter Fernandos Aufsicht wurden die Spuren unseres Strandbesuchs rasch verwischt, und mit drei Touren waren alle wieder auf der Paloma.
Wir wurden allerdings mit einem kurzen, aber wunderschönen Sonnenuntergang belohnt, dem sich nun eine ausgelassene Party auf dem Vorderdeck anschloss.
Gegen zehn Uhr waren wir wieder zurück in Santa Pola und verabschiedeten die Band und Konsorten. Maggie hatte noch vom Schiff aus einen kleinen Bus an die Anlegestelle geordert. Mir blieb es zwar ein Rätsel, wie der Nachrichtenempfänger ihr alkoholbedingtes Nuscheln deuten konnte, aber die Fahrgelegenheit stand schon bereit, als Fernando seinem Kumpel das Tau zuwarf.
Dieser glücklichen Kombination war es dann auch zu verdanken, dass sich für Andrea, Maria und mich erst gar kein logistisches Problem ergab. Ich durfte nicht fahren, Maria wollte nicht und Andrea naja war sowieso irgendwie nicht in der Lage dazu. Fernando und sein Kumpel brachten uns heim.
Mich zog es genauso wie Andrea in Richtung Matratze, sodass ich mich bei Maria mit morgen wird ausgeschlafen verabschiedete.
Sie blieb noch etwas bei den Jungs stehen und ich lag schon im Bett, als ich ein Auto wegfahren hörte.
Grummeln im Bauch
Das Frühstück fiel am nächsten Tag aus. Wir hatten alle einen anstrengenden Tag hinter uns. Außerdem hatte ich ja am Abend etwas Besonderes vor und wollte nicht gerade mit Knitter-Look im Gesicht Beate gegenübertreten.
Das war es denn wohl auch, was mich als Erster aufwachen ließ. Während die Frauen den Schlaf der vermeintlich sexuell Verwöhnten schliefen, war ich kurz nach Sonnenaufgang glockenwach. Zwar blieb ich noch einige Zeit liegen, und versuchte sogar, noch einmal einzuschlafen, aber mich hatte eine innere Unruhe ergriffen, die ich seit meiner Pubertät immer dann verspürt hatte, wenn ich mich für ein Rendezvous verabredet hatte. Nur dass diese Nervosität anders und stärker war. Das konnte natürlich auch Einbildung sein und an der Verklärung der Vergangenheit liegen, an meiner Situation änderte es aber rein gar nichts. Obwohl ich unterschwellig natürlich hoffte, dass sich irgendetwas Gutes am Abend ereignen könnte, war die Gefahr, es komplett zu vergeigen, ungleich höher, als bei einem x-beliebigen Treffen, bei dem ich mir maximal einen Korb abholen konnte.
Mein Patentrezept in der Vergangenheit war immer gewesen, mich sportlich abzulenken, und so zog ich mir nach einer Katzenwäsche meine Badehose an, die eigentlich im Bad zum Trocknen hing, und schwamm etliche Runden im Pool.
Buenos dias, Stefano!, begrüßte mich José, der schon fleißig dabei war, die grüne Oase zu pflegen, die er aus dem ehemaligen Ödland gestaltet hatte.
Guten Morgen, José. Ich schwamm zu einer Leiter, kletterte aus dem Becken und rubbelte mich mit einem flauschigen Badelaken trocken.
Hattet ihr gestern einen schönen Tag?, erkundigte er sich neugierig.
Danke der Nachfrage. Fernando hatte alles perfekt arrangiert. Das Essen war vorzüglich, und auch die Getränke ließen keinen Wunsch offen.
Wo wart ihr denn?
Das ist eine gute Frage. Wir sind auf jeden Fall eine ganze Zeit lang gefahren und dann hat Fernando den Anker in einer ruhigen Bucht geworfen.
Als Sohn eines Fischers kennt er sich eben gut aus.
Ein anzügliches Grinsen begleitete seine Aussagen, aber mehr wollte José auch gar nicht wissen. Meine Andeutungen vor ein paar Tagen, mit welchen Eigenschaften der Schiffsführer gesegnet sein sollte, lieferten ihm wohl genug Stoff für die eigene Fantasie. Da die tatsächlichen Ereignisse weit darüber hinausragten, verzichtete ich meinerseits gerne auf weiterführende Berichte.
Hast du heute Morgen den Einsatz lärmintensiver Gartengeräte vorgesehen?
Nein. Der Rasen ist kurz genug und die Gehölze werde ich mir vornehmen, wenn du wieder in Deutschland bist. Warum fragst du?
Die Mädchen schlafen noch und ich würde sie ungern aus ihren Träumen reißen lassen.
Mit Ja, ja, solche Ausflüge sind anstrengend konnte er sich eine kleine Anspielung dann doch nicht verkneifen, machte sich aber mit einem Augenzwinkern umgehend wieder an sein Tagwerk.
Die Sporteinlage hatte zumindest kurzfristig meinen Adrenalinpegel gesenkt, beflügelte aber auch meinen Appetit und ließ mich in der Küche nach Essbarem Ausschau halten. Ich fand etwas Obst und machte mir einen Kaffee dazu. Inzwischen war es zehn Uhr und das Kribbeln im Bauch kehrte verstärkt zurück. Noch zehn Stunden, stellte ich fest.
Nachbesserungen
Sonst meinte ich immer zu wissen, was richtig war, doch nun wurde selbst die Bekleidung zu einer kriegsentscheidenden Frage. Von Nervosität geplagt, räumte ich meinen kompletten Kleiderschrank aus und legte auf dem Bett verschiedenste Kombination aus. Einerseits wollte ich nicht als Dandy auftreten, andererseits wollte ich auch nicht die graue Maus neben Beate abgeben; denn sie würde gut aussehen. Das stand einfach fest. Es war zum Haareraufen. Auch ein Anhalten der einzelnen Teile vor der Spiegeltür im Schrank brachte mich keinen Schritt weiter.
Also landete der gesamte Krempel wieder in den Kleiderstangen oder den Fächern des Schranks.
Gegen halb zwölf war ich völlig entnervt und wollte bereits Beate eine SMS mit meiner Absage schicken. Doch mit welcher Begründung? Ich konnte mich nur lächerlich machen. Achteinhalb Stunden.
Mein Spiegelbild verriet mir, dass ich immer noch in der Badehose steckte und eine Dusche gebrauchen konnte. Dankbar nahm ich seinen Hinweis auf. Beim Einseifen stellte ich fest, dass die Härchen im Intimbereich wieder nachgesprossen waren, und wunderte mich nachträglich, warum gestern keine der Damen gemeckert hatte.
Rasieren oder nicht? Beate kennt mich eigentlich nur behaart, waren meine Eingangsüberlegungen. Als Nächstes kam dann: Dann kannst du es ja auch lassen. Es wird sowieso nichts passieren, wo es eine Rolle spielen könnte. Ganz ähnlich wie in meiner ersten Nacht, als ich von einem Schlüsselloch magisch angezogen wurde, meldete sich die kecke Seite in mir: Aber wenn doch? Nur mal angenommen, der Abend nimmt einen Verlauf, der Wie würde Beate reagieren?
Die skeptische Seite antwortete entsprechend: Wahrscheinlich lacht sie dich dann aus und diagnostiziert eine ausgewachsene Midlife-Crisis. Also nicht.
Oder doch? Feigling! Vielleicht findet sie es ja auch interessant. Frei nach dem Motto, dass du dich ja doch ändern kannst. Das spräche dafür.
Das Gequatsche in meinem Hirn ließ mich hin- und hergerissen auf die Uhr starren. Viertel vor zwölf. Acht Stunden und fünfzehn Minuten. Ich machte einen Kompromiss mit mir aus: Nur die Stellen enthaaren, bei denen ich mir keine Verletzungen zuziehen konnte. Klassisch kam dafür eigentlich nur das Schambein infrage. Wenn das gut gelänge, konnte ich sehen, wie weit mich mein Mut tragen würde.
Die Rasierutensilien fanden sich am Waschbecken. Allerdings waren die Lichtverhältnisse im Badezimmer nicht die besten. Also rührte ich dort zwar den Schaum an, transportierte dann aber die Schale samt Pinsel und Rasiermesser in mein Zimmer und stellte alles auf dem Nachttisch ab. Ich setzte mich auf die Bettkante, griff nach dem Pinsel und begriff augenblicklich, dass ich dem Fenster meinen Rücken zugekehrt hatte. Also Umzug, der zweite.
Wieder hielt ich den Pinsel in der Hand, als mir einfiel, dass beim letzten Mal ein Handtuch untergelegt worden war. Okay, dann holen wir jetzt ein Handtuch, dachte ich entnervt und legte den Pinsel zurück in die Schale.
Nun waren die Rahmenbedingungen geschaffen und ich schritt zur Tat. Mit breit gespreizten Beinen nahm ich erneut Platz und verteilte großzügig den Schaum auf den dafür vorgesehenen Hautpartien. Von der Kühle war ich dann doch überrascht, ließ mich aber von meinem Vorhaben nicht abhalten. Jetzt wurde es ernst. Ich klappte das Rasiermesser auf, setzte es vorsichtig an der rechten Leiste an, als die Tür aufgerissen wurde.
Morgähn!
Autsch!
Natürlich stand Andrea im Rahmen, und natürlich war der größte anzunehmende Unfall angefallen: Ich hatte mich geschnitten.
Was treibst du da?
Ich verstümmele mich gerade selbst.
Warum?
Weil jemand mich erschrocken hat.
Oh, tut mir leid. So sah Andrea gar nicht aus. Ein breitflächiges Grinsen von einem Ohr zum anderen signalisierte das genaue Gegenteil.
Sie trat näher und schaute sich an, wie der Schaum sich durch rötliche Einfärbung einer körpereigenen Flüssigkeit seine Optik veränderte.
Komm, wisch erst einmal den Siff weg.
Fast liebevoll tupfte sie mir den Schaum ab, flitzte ins Bad und durchsuchte das Spiegelschränkchen nach dem übriggebliebenen Heftpflaster aus der Aktion Messertest. Sie wurde auch fündig und bewies gutes Augenmaß beim Zuschnitt.
Du hast Glück im Unglück: Der Schnitt ist nicht tief. Damit kannst du nachher schon wieder im Meer baden.
Danke, mal sehen, wie ich das noch in meinem Terminkalender einbauen kann.
Sie nahm meine Spitze gelassen hin und erkundigte sich nach meinen tatsächlichen Planungen.
Zunächst wollte ich ein kleines Update deiner Rasur durchführen
Warum hast du mich nicht gefragt? So etwas sollte nur von ausgewiesenen Fachleuten erledigt werden. Die Garantie auf das Gerät ist damit erloschen.
Bei dem Gerät, und damit wies ich auf das Spielzeug zwischen meinen Beinen, gibt es sowieso keine Garantie. Und um auf deine Frage zu antworten: Du hast geschlafen und ich wollte dich nicht wecken.
Sorry. Wirklich. Ich konnte nicht ahnen, dass du mit scharfen Gegenständen spielst. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da dämmerte ihr, dass sie gerade eine Zweideutigkeit vom Stapel gelassen hatte, und prompt zeigte sich wieder ihr breit strahlendes Grinsen auf ihrem Gesicht. Okay, ich übernehme den Rest und du kannst mir deine weitere Tagesplanung erläutern.
Während ich nun von der Spezialistin erneut eingeschäumt wurde, verfiel ich ins Grübeln.
So konkret habe ich noch keinen Ablaufplan. Vorhin wollte ich mich der Kleiderfrage widmen. Hier bin ich schon fantastisch gescheitert. Ich habe einfach nichts Passendes zum Anziehen.
Du hörst dich fast schon wie Florentine an. Die hat auch einen ganzen Schrank voll mit nichts zum Anziehen. Das Problem werden wir später zusammen mit Maria lösen, beschloss sie einfach mal für mich.
Ruhig und routiniert gab sie mir Anweisungen, wie ich mich bei der Rasur zu verrenken hatte und keine fünf Minuten später war ich ohne weitere Verletzungen in meinem Intimbereich blank wie ein Babypopo.
Gute Arbeit. Danke.
Gerne. Die Pflegelotion trägst du aber besser selbst auf, sonst komme ich noch auf schräge Gedanken.
Nicht dass es mich etwas anginge, aber bist du gestern nicht auf deine Kosten gekommen, dass du heute schon wieder unkeusche Gedanken spazieren führst?
Erst kicherte sie ob meiner Wortwahl, dann aber meinte sie: Du weißt ja, auf was ich normalerweise stehe. Gestern gab es das leicht verschärfte Softprogramm, und da bist du immer noch ungeschlagener Favorit. Qualität schlägt eben Quantität.
Kaum hatte sie es ausgesprochen, war Andrea verschwunden, jedoch nicht, ohne mir anzukündigen, dass sie in zehn Minuten mit Verstärkung wieder anrücken würde.
Ihre Worte waren Balsam für meine von Selbstzweifeln geschundene Seele. Wenn sie der Meinung war, dass ich ganz gut im Bett war, dann konnte man das schon als Expertenvotum gelten lassen. Und damit nährte sie indirekt die Hoffnung, dass es vielleicht vorsichtig betrachtet möglicherweise auch andere Damen der Schöpfung zum gleichen Schluss gekommen sein könnten. Womit ich durchaus Beate in meine Überlegungen einfließen ließ.
Kleidungsfragen
Das Rollkommando traf pünktlich ein und ich warf mir nur eilig einen Bademantel über. Bei solchen Treffen, wie dem heutigen, durfte es nicht an Kleinigkeiten scheitern, schon gar nicht am Äußeren. Da mussten selbst die unwahrscheinlichsten Fälle vorausschauend eingeplant werden.
Kritisch begutachteten die beiden die von mir gemachten Vorschläge an Oberbekleidung, stellten neu zusammen, verwarfen und gruben sich wie Maulwürfe durch meinen Kleiderschrank. Letztlich einigten sich die beiden auf das Outfit, das ich am Samstag schon einmal getragen hatte.
Das ist einfach heiß, verlautbarte Andrea und wurde von Maria mit einem bedächtigen Nicken bestätigt.
Okay, never change a running system.
Die Wahl war einstimmig angenommen worden.
Und darunter?, erkundigte ich mich und zeigte auf das große Sortiment verschiedener Unterhosen.
Wie darunter? Das Gleiche wie am Samstag, kicherte Andrea.
Mir klappte der Kiefer herunter. Nichts?
Exakt!, bestätigte mir Andrea. Florentine schwört darauf, dass es sich unwahrscheinlich frivol anfühlt. Und noch ein Grund spricht dafür An ihrem schrägen Grinsen hätte ich ablesen können, dass jetzt wieder eine Schote kommen musste: was nicht getragen wird, muss nicht gewaschen werden!
Damit streckte sie mir die Zunge heraus. Ich schüttelte nur mein Haupt. Was hatte ich mir da für Beraterinnen ausgesucht?
Wer schön sein will, muss leiden
Da es inzwischen schon nach eins war, wurde die Anprobe auf die Zeit nach dem verspäteten Frühstück verschoben. Der Bademantel blieb mein einziges Kleidungsstück, und gegessen wurde in der Küche. Der Ordnung halber sollte ich erwähnen, dass sich die beiden Damen zumindest provisorisch bekleidet hatten. José hätte sonst wieder auf blöde Gedanken kommen können, aber er war schon heim zu Weib und Essen.
Ich war so hibbelig, dass ich garantiert nichts Unsittliches auf die Reihe gebracht hätte, selbst wenn meine Mädchen sich voll ins Zeug gelegt hätten. In sechseinhalb Stunden würde ich Beate treffen.
Natürlich bemerkten die beiden, was mit mir los war und übernahmen spontan die seelische Betreuung.
Also, sprach Andrea, ich würde dich ja gerne anders ablenken, aber das bringst du momentan nicht. Deshalb habe ich beschlossen, dass du jetzt das volle Pflegeprogramm bekommst.
Ach du Scheiße!, rutschte mir heraus und Andrea grinste diabolisch.
Mach dir keine Gedanken. So viel kann ich gar nicht mit dir anstellen, da ich ja nicht meine komplette Ausstattung mitgebracht habe. Maniküre, Pediküre, Augenbrauen zupfen, Beinenthaarung
STOPP! Keine Beinenthaarung. Und auch keine Enthaarung weiterer Körperteile.
Gut! Wieder hatte sie einen teuflischen Zug um die Lippen. Die Achsel ist kein Körperteil.
Sadistin!
Ich doch nicht! Ich lasse mich verprügeln.
Dennoch konnte ich sehen, welchen Spaß sie an der Vorstellung hatte, mich ein bisschen quälen zu dürfen. Wo war bloß der Notausgang?
Mit Engelszungen überredeten sie mich, die Prozedur auf meinem Zimmer zu ertragen. Sie fingen ganz harmlos an, machten mir ein schönes Fußbad, wozu Maria eine Salatschüssel aus der Küche beisteuerte, während Andrea meine Fingernägel bearbeitete. Von dem Ergebnis war ich wirklich angetan, sodass ich mir vornahm, künftig auch daheim diesen Service in Anspruch zu nehmen. Die eingeweichten Füße folgten postwendend. Die Nägel wurden gefeilt, der Hornhaut ging es mit einem Bimsstein an den Kragen und schließlich wurde die Nagelhaut vorsichtig entfernt.
Maria war von Andrea zu einem weiteren Küchendienst verdonnert worden, hatte Gemüse zu schnippeln und nach Rezept eine Quarkmaske anzurühren. Doch bevor die zum Einsatz kam, wurden meine Augenbrauen gezupft. Habe ich schon erwähnt, dass ich kein großer Held bin? Das tat nämlich weh.
Jetzt kannst du mal sehen, was wir Frauen so alles auf uns nehmen, um für euch Kerle hübsch zu sein. Und jetzt stell dich nicht so an wie eine Memme, lautete ihr lokischer Kommentar auf meine Schmerzensäußerungen.
Ungeachtet meiner Proteste riss sie mir mit der Pinzette alles aus, was nicht in ihr Konzept passte. So viele Haare hatte ich nie über meinen Augen vermutet.
Die Quarkmaske danach war eine echte Wohltat, aber ich hätte misstrauisch werden sollen, als ich aufgefordert wurde, meine Arme zu heben, nachdem sie mir mit zwei Gurkenscheiben die Sicht genommen hatten.
Ich hörte noch, wie Andrea sagte: Schön hochhalten! Dass sie nicht mich damit meinte, wurde mir erst klar, als Maria, gesegnet mit der Kraft sämtlicher Heiliger, zu denen sie sonst wohl eifrig betete, meine Handgelenke fasste und ihre Komplizin die nächste Folter an mir vornahm. Wie zuvor an den Augenbrauen wurden mir die Achselhaare ausgerissen. Einzeln! Wenn meine Finca nicht so einsam gelegen wäre, hätten Nachbarn sicher die Polizei angerufen, um die häusliche Gewalt abzuwenden.
Schließlich spürte ich eine wohltuende Emulsion auf meiner traktierten Haut und das Spiel fand ein Ende.
Lass dich angucken!
Das Ergebnis schien beide zufriedenzustellen. Ich sah nur die noch nicht abgeklungenen Rötungen und grummelte vor mich hin, dass ich Amnesty International einschalten würde, wenn sich der Vorfall wiederholen würde.
Ein Gutes hatte es aber gehabt: Die Wartezeit war erheblich verkürzt worden. Es musste jetzt schon gegen vier gewesen sein, denn José kehrte zurück, was unschwer an dem Krach seines Mopeds festgemacht werden konnte. Blieben noch vier Stunden bis zum Treffen mit Beate.
Marias Einwurf
Es war Maria, die mich als Nächste in Aufregung versetzte. Was bringst du Beate eigentlich mit?
Ich treffe mich mit meiner Ex-Frau zum Abendessen. Das ist doch keine Einladung, wo sie die Gastgeberin spielt, antwortete ich irritiert.
Wäre aber eine nette Geste. Frauen stehen auf so was, insistierte Andrea.
Kommt gar nicht in die Tüte. Das ist kein Rendezvous.
Ach ja? Andrea kringelte sich vor Lachen. Mal ehrlich: So, wie du dich aufführst, könnte man meinen, dass du ihr einen Antrag machen willst.
Um mir gar keine Gelegenheit des Widerrufs einzuräumen, hakte Maria gleich nach: Was mag sie denn besonders?
Schmuck, Sonnenbrillen, Parfum ? Diese Auswahl kam wiederum von Andrea. Muss ja nichts Großes sein.
Die beiden setzten mir so zu, dass ich in einem Verhör fast alles gestanden hätte, wenn es denn eins gewesen wäre. An ihre Parfummarke konnte ich mich nicht erinnern. Ich hatte zwar den Flakon vor Augen, konnte aber die Beschriftung nicht lesen. Schmuck schied aus. Entweder echten Schmuck oder gar nicht. Das wäre definitiv der Elefant unter den Mitbringseln geworden. Eine Sonnenbrille hatte sie schon, wie ich gesehen hatte, und abends brauchte sie auch keine.
Als wir uns mangels Einigung schon an die Gurgel springen wollten, hatte Maria den rettenden Einfall. Schenk ihr ein schickes Tuch. Das kann sie sich um die Schultern legen, wenn es später kühl wird.
Und wo bekomme ich das her?
Aus der gleichen Quelle, aus der ich meinen Badeanzug habe, wusste Andrea Rat.
Und wenn ich da nicht fündig werde?
Verlass dich ganz auf uns.
Nee, da bin ich verlassen.
Was heißt das denn?, empörte sich Andrea.
Erstens: Ich kenne Beates Geschmack und ihr nicht. Zweitens will ich euch nicht noch als Zaungäste dabei haben. Wie kommt ihr nach dem Einkauf zurück? Ich müsste euch fahren. Das wird mir alles viel zu eng.
Lötzinn!, intervenierte Andrea. Modisch bist du mindestens zwei Jahre zurück, und außerdem ist noch massig Zeit.
Und du bist auf der Höhe der Zeit? Eine gewagte Aussage, erwiderte ich. Nur so als Bild, das sie mir gerade gab: Vor mir stand Andrea in Hotpants, ausgelatschten Espadrilles und einem äußerst luftig geschnittenen T-Shirt in Blau, das mit dem Aufdruck So locker und leicht geschlagen, der schwimmt sogar in Milch verziert war.
Allerdings, gab sie selbstbewusst zurück. Von meinem Äußeren darfst du nicht darauf schließen, dass mir die Modetrends entgehen. Ich verweigere mich nur dem Diktat der Industrie. Aber wenn ich das nicht wüsste, dann hätte ich nicht den passenden Nagellack und Lidschatten im Angebot.
Du wohl eher weniger, aber dein Arbeitgeber.
Das ist praktisch das Gleiche. Meine Chefin ist eine absolute Null in der Richtung und fragt mich immer, was sie für die aktuelle Saison einkaufen muss.
Das war ein schwer zu widerlegendes Argument und seufzend ergab ich mich meinem Schicksal.
Der Einkauf
Ergo zog ich die beiden Teile an, die von der Mehrheit befürwortet worden war, schlüpfte in meine Schuhe und chauffierte die beiden nach Santa Pola Richtung Hafen. Dreieinhalb Stunden bis D-Day.
Es wäre für Außenstehende sicherlich erheiternd, zu schildern, welche Kämpfe ausgefochten wurden, aber ich kann es auch verkürzen: Unsere gegenseitige Auswahl löste jeweils heftige Ablehnung aus und führte dazu, dass wir ganz zum Schluss im ersten Laden das erste Tuch kauften, das ich in die Hand genommen hatte. Es war aus dunkelroter Seide, wobei die Farben von innen nach außen in Pink übergingen.
Insgesamt war dies wieder eine Erfahrung, die meine Abneigung zum gemeinsam mit dem weiblichen Geschlecht durchgeführten Einkauf eindeutig verstärkte. Dafür hatten wir zwei Stunden verplempert, und eine weitere Dreiviertelstunde brauchte ich, um meine Einkaufsberaterinnen wieder daheim abzusetzen.
Ich brauchte nochmals eine halbe Stunde, bis ich zurück in Santa Pola war und einen Parkplatz in der Nähe des kleinen Restaurants gefunden hatte. So kam ich zwar immer noch pünktlich an, war aber nicht mehr ganz so taufrisch.
Das Essen
Wie es sich für eine Dame in Beates Kampfklasse gehörte, war sie natürlich noch nicht da. Das gab mir zumindest die Gelegenheit, mit dem Kellner einen angemessenen Tisch auszusuchen, der am Abend sowohl frei als auch nicht reserviert war. Es gab einen, der es zuließ, die vorbeibummelnden Passanten zu beobachten, ohne andererseits auf dem Präsentierteller zu sitzen.
An der Dekoration gab es nichts auszusetzen. Auf allen Tischen standen Windlichter und ein nicht allzu fantasiereiches Blumenarrangement bestätigte den recht bodenständigen Charakter des Hauses.
Hier unten am Strand konnte ich mich wenigstens verständigen, weil Touristen hier sehr häufig verkehrten.
Die Weinkarte sagte mir relativ wenig, aber zu Beginn wollte ich keine harten Geschütze auffahren. So nahm ich, nachdem ich meine Wünsche geäußert hatte, auf Empfehlung des Kellners eine Flasche leichten Weißweins und ließ auch gleich noch Wasser dazustellen. Sin gaz.
Und dann hieß es warten auf den großen Auftritt. Fünf Minuten, zehn Minuten, Nach einer Viertelstunde und damit äußerst pünktlich flatterte Beates blonde Mähne im leichten Abendwind. Sie guckte sich kurz um, und als sie mich entdeckte, kam sie dann äußerst elegant zu meinem Tisch. Ihren selbstsicheren Gang zu beschreiben, ihr wundervolles Lächeln, das perfekt abgestimmte Make-up zu ihrem ärmellosen Kleid und ihren Schuhen, machte mächtig Eindruck bei mir und könnte Seiten füllen. Dass es mir nicht allein so ging, sah ich an den neidischen Blicken der Damen und an den begehrlichen Blicken der Männer. In mir machte sich Stolz breit. Meine Frau!
Selbstredend hatte ich ihre Wegzeit genutzt, um mich von meinem Platz zu erheben. Mit ihren hohen Absätzen kam sie mir auf Augenhöhe entgegen und blieb eine Armlänge vor mir stehen.
Guten Abend, Beate. Du siehst fantastisch aus.
Sie lächelte immer noch. Danke für das Kompliment, aber du siehst heute Abend auch gut aus. Ich half ihr beim Platznehmen, wofür ich durchaus mit einem anerkennenden Blick von ihr bedacht wurde. Vor allem sind deine Manieren immer noch gut.
Ich weiß, was sich gehört, aber bei dir fällt es mir besonders leicht, kokettierte ich ein wenig.
Hoffentlich war das nicht eine Spur zu dick aufgetragen, doch sie nahm es gerne an.
Wein und/oder Wasser?
Beides. Beate schaute mir beim Eingießen zu. Du kannst jetzt aber wieder auf normal umschalten, sonst könnte man ja glauben, dass wir ein Rendezvous hätten. Oder eine geschäftliche Besprechung.
Ich hoffte auf Ersteres, dachte an das Zweite und glaubte, dass es sich in Wirklichkeit irgendwo dazwischen abspielen würde, was ich ihr natürlich nicht auf die Nase band.
Also preschte Beate los: Na schön. Du hast gesagt, es gäbe eine Menge zu bereden.
Also doch ein Geschäftsessen? Selbst dort beginnt man mit dem Smalltalk. Aber vielleicht willst du mich ja auch nur schnell loswerden, muffelte ich vor mich hin.
Nein. Eigentlich nicht. Ich habe meinen Koffer schon so weit gepackt und den Abend nichts weiter vor.
Wie war der Abend mit deiner Urlaubsbekanntschaft?
Auf die du so eifersüchtig warst?
Ich war nicht eifersüchtig.
Sie überging meinen Einwurf. Nett. Wie das so mit älteren Damen ist. Wir haben über dies und das geplaudert. Alles in allem ein unterhaltsamer Abend.
Mir war klar, dass ich einen schweren Fehler gemacht hatte. Die Frage nach dem Ausflug kam prompt.
Er hat Spaß gemacht. Ein altes Fischerboot, ein paar nette Leute an Bord. Doch war richtig schön.
Die offensichtliche Halbwahrheit wurde problemlos von Beate geschluckt. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, dass sie da nicht nachbohrte. So ein klitzekleines bisschen Interesse wäre schon als Zeichen auslegbar gewesen.
Stattdessen tummelten wir uns bis nach dem Essen auf Allgemeinplätzen, die niemanden wehtaten.
Ich bemerkte schon eine ganze Weile, wie Beate mich immer wieder irritiert musterte. Als der Nachtisch verzehrt war, rückte sie dann mit ihrer Neugier heraus.
Sag mal, seit wann lässt du dir die Finger maniküren?
Seitdem eine meiner Gespielinnen Kosmetikerin ist. Eigentlich sind es ja drei Frauen aus der Branche, aber die beiden anderen machen Urlaub in Benidorm.
Das Wort Gespielinnen hatte ich besonders betont, weil es mir immer noch aufstieß, dass Beate meine Freundinnen so genannt hatte.
Wie zu erwarten, ging sie aber nicht darauf ein. Gute Arbeit. An deinen Augenbrauen auch.
Ja, ich bin sehr zufrieden, auch wenn es nicht gerade ein Vergnügen war, die Prozedur auszuhalten.
Das ist nur beim ersten Mal so. Wenn du das regelmäßig machen lässt, dann ist das nur noch ein Klacks.
Damit war der Erfahrungsaustausch abgeschlossen, und ich war nicht gerade in der Laune, ihr die anderen Partien meines Körpers aufzuzählen, die sich seit dem Mittag verändert hatten.
Stattdessen goss ich uns noch einmal Wein nach und wechselte das Thema.
Du wolltest mit mir über Patrizia sprechen?
Ja, die Kleine macht mir etwas Sorgen. Es ist nichts Dramatisches, aber sie wirkt manchmal sehr verschlossen. Besonders dann, wenn wir etwas zusammen mit René unternehmen.
Sie mag ihn wohl nicht besonders?, tastete ich mich so vorsichtig wie ein grauhäutiges Rüsseltier im Porzellanladen vorwärts, während es dabei versucht, Fred Astaire zu imitieren.
So würde ich das noch nicht einmal sagen. Die beiden kommen schon miteinander aus, und René bemüht sich auch, aber sie macht dicht, wenn er mir in ihrer Anwesenheit mal etwas näher kommt.
Meine Tochter! Braves Mädchen. Hast du schon einmal mit ihr darüber gesprochen? Es klang beiläufig interessiert.
Ich habe es mehr als einmal versucht. Beates betrübtes Gesicht spiegelte ihre Erfolglosigkeit wider.
Und? Hat Patrizia irgendeinen Grund genannt?
René dürfe das nicht. Er sei nicht der Papa.
Lebhaft konnte ich mir vorstellen, wie das aussah: Patrizia verschränkte ihre Arme, zog einen Schmollmund und haute ihre Meinung mit trotzigem Blick heraus.
Ich kann mir vorstellen, dass es sehr weh tut, wenn Patrizia so reagiert.
Ach, das kann ich so nicht sagen. Patrizias Verhalten ist in ihrem Alter völlig normal, aber es erschwert doch das Leben.
Und was erwartest du jetzt von mir? Immerhin hast du ja deswegen um das Gespräch gebeten.
Ich weiß es nicht. Ich dachte, du solltest es einfach wissen, dass Patrizia dich vermisst.
Als Grund für ein Treffen dieser Art fand ich die Information eigentlich ein bisschen schwach auf der Brust. Sie hatte nicht gefordert, dass ich mit Patrizia darüber reden sollte. Von mir aus würde ich es auch nicht anbieten. Warum sollte ich ein gutes Wort für René einlegen, wenn ich ihn selbst nicht leiden konnte? Stattdessen nagte eine andere Frage an mir.
Und du?
Was und ich?
Vermisst du mich auch?
Ein Drucksen ging ihrer Antwort voraus. Schwer zu beantworten. Ja und nein.
Der Grund für ihr Nein war mir bekannt, der Grund für ihr Ja interessierte mich brennend und gab mir Auftrieb.
Vielleicht sollten wir das nicht hier bereden. Lass uns einen Spaziergang machen. Dann redet es sich leichter.
Zu meiner Verwunderung nickte Beate zustimmend. Rasch rief ich den Kellner und zahlte die Rechnung, obwohl sich Beate zunächst dagegen sträubte, dass ich ihren Anteil übernahm.
Das nächste Mal bist du dran, bot ich lachend an.
Trost am Fels
Wir verließen das Lokal und ich bat Beate darum, mich zu meinem Auto zu begleiten. Sie hob zwar fragend ein Augenlid, hielt sich aber genau wie ich mit Fragen auf dem kurzen Weg zurück.
Ich habe eine Kleinigkeit für dich. Nichts Weltbewegendes.
Aus dem Kofferraum holte ich das Tuch heraus und legte es ihr um die Schultern.
Gefällt es dir?
Sie nahm es ab und hielt es ins Licht einer Straßenlaterne, um es genau zu begutachten.
Es ist wunderschön. Danke. Wie komme ich zu der Ehre?
Mir ist es ins Auge gefallen, und da dachte ich, es könnte dir gefallen. Nur so halt, log ich, dass sich die Balken bogen.
Mein lieber Stefan, hob sie gleichzeitig tadelnd und amüsiert an, Ich glaube dir kein Wort.
Dann eben nicht, meine liebe Beate, konterte ich grinsend. Wir waren uns einig über den Wahrheitsgehalt meiner Auskunft.
Einmal diagonal gefaltet legte Beate es wieder um ihre Schultern und strich sich ihre Haare heraus. Eine Geste, die ich an Beate schon immer sehr gemocht hatte. Dazu beugte sie ihren Kopf nach vorn, griff sich mit beiden Händen in den Nacken und ließ die Haare dann regelrecht fliegen.
Und jetzt? Wohin?, fragte ich.
Zum Strand. An unsere Stelle.
So, wie sie es sagte, hatte es wohl von ihrer Seite nie einen Gedanken an ein anderes Ziel gegeben, und das überraschte mich dann doch ein bisschen. Angenehm.
Ich nahm den Faden von vorhin wieder auf. Die Gründe, warum du mich nicht vermisst, liegen wohl auf der Hand, aber die anderen
Du meinst die, warum ich dich manchmal vermisse?
Hm. Oh Gott! Es sollte interessiert klingen, aber auch nicht übermotiviert. Innerlich war ich bis zum Zerreißen gespannt.
Und Beate ging eine Weile schweigend neben mir her und suchte nach der richtigen Formulierung.
Was soll ich sagen? Es war ja in unserer Vergangenheit nicht alles schlecht. Wenn du Rindvieh ein bisschen mehr Zeit für mich und Patrizia gehabt hättest , wenn du uns nicht so vernachlässigt hättest
Sie blieb stehen und schien mir mit ihrem Blick einen stillen Hilferuf zuzuschicken.
Nee, Fräulein, das musst du mir schon selbst sagen, dachte ich mir und hielt ihrem Blick stand.
dann wäre manches anders gelaufen, schloss sie den in der Luft hängenden Satz.
Das war nicht die Antwort gewesen, auf die ich gehofft hatte, aber es war ein Anfang. Langsam nahmen wir wieder unseren Weg wieder auf.
Du weißt, dass das keine Antwort war. Außerdem hatten wir das Thema schon kontrovers diskutiert. Aber ich habe auch nachgedacht, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du hast mir aus deiner Sicht völlig zu Recht vorgeworfen, dass ich nicht um dich gekämpft habe, als du mich verlassen hast. Ich hätte gekämpft, wenn ich gewusst hätte, dass es der letzte Warnschuss war, dass noch nicht alles verloren war. Es sah alles so endgültig aus, dass ich nicht riskieren wollte, das Wenige, was uns noch verband, aufs Spiel zu setzen. Ich glaubte, dass ich mich wenigstens das eine Mal fair verhalten sollte, und habe alles so geregelt, wie du wolltest.
Ohne etwas zu sagen, erreichten wir die Promenade. Beate dachte über meine Worte nach und schien mit jedem Schritt ein Stück ihrer Souveränität zu verlieren. Immer wieder blickte sie mich von der Seite an.
Endlich kamen wir an die Stelle, wo wir zu unserem Felsen abbiegen mussten. Ich zog meine Schuhe aus und Beate machte es mir nach.
Das muss doch für deine Füße eine Wohltat sein, jetzt barfuß laufen zu können.
Ich wollte nicht zu dir aufblicken müssen, gestand sie mir ein bisschen verlegen, war aber froh, den Sand zwischen ihren Zehen zu spüren. Ich hätte nicht geglaubt, dass sie zu solchen selbsthypnotischen Psychotricks greifen musste, um mir gegenüberzutreten. Tja, man lernt halt nie aus.
Als wir den Stein erreichten, überließ ich ihr gerne den Platz darauf. Dafür kannst du jetzt auf mich herunterschauen, sagte ich und setzte mich zu ihren Füßen in den Sand.
Sie lachte. Das erste Mal an diesem Abend. Es war so schön, dieses Lachen zu hören, dass es mir das Herz wärmte.
Doch gleich darauf wurde sie wieder ernst. Du hast nicht mehr an uns geglaubt? An unsere Liebe?
Das kam jetzt doch ziemlich unvermittelt. Also gab ich denn zu, was ich gefühlt hatte: Ich dachte mir: Jetzt hat sie die Schnauze endgültig voll. Du hast es entschuldige den Ausdruck verkackt.
Einen atemlosen Moment lang schauten wir uns an. Das Meer im Hintergrund schien zu flüstern, als ob es uns belauschen wollte und der Mond streute sein silbernes Licht über den Strand, damit wir einander die Erkenntnis aus dem Gesicht ablesen konnten.
Du hattest es verkackt, um bei deiner Wortwahl zu bleiben. Aber lange vorher, als sich an die einsamen Tage immer mehr einsame Abende anschlossen. Da hast du es vergeigt, da hast du mich allein gelassen, da hast du deine Tochter im Stich gelassen ... Ich spürte, dass es keine Wiederholung alter und berechtigter Vorwürfe wurde, obwohl es so klang, und verkniff mir jede Kommentierung.
Es tat so weh, dass ich dass ich es nicht ertragen konnte. Ich ich ich bin ich habe
Du hast dir selbst die Zärtlichkeit und alles, was dir sonst noch fehlte, von jemand anderem holen müssen, weil ich nicht da war. Mit ruhigen, klaren Worten hatte ich genau den Punkt erwischt. Keine Anschuldigung. Sachlich.
Du weißt es?
Ich nehme an, dass der Koffer mit deinem Tagebuch nicht ohne Grund im Gartenhäuschen stand.
Du bist nicht sauer oder böse, weil ich schon vor unserer vor meinem Auszug
Nein. Wie soll das gehen? Ich war überrascht, einen Moment lang auch tief getroffen, aber böse? Auf dich? Nein. Den Schuh muss ich mir wohl selbst anziehen. Ich wunderte mich selbst, dass ich ihre Argumentation so flüssig übernommen hatte.
Und dass ich mit anderen Frauen
Beate, fing ich sie auf, wenn es dir gut getan hat, war es Okay. Was soll ich hier Zirkus veranstalten? Meins wäre es nicht, mit anderen Männern herumzumachen, aber das muss es auch nicht. Ich möchte nur, dass du weißt, dass du dadurch nicht weniger bist als vorher. Du hast, um es mal auf eine sachliche Ebene zu heben, deinen Bedarf an Zärtlichkeit und Sex gedeckt. Wo, spielt für mich gar keine Rolle. Die Schuld, wenn es überhaupt eine gibt, liegt bei mir.
Einen Wimpernschlag lang schaute sie überrascht, dann begann Beate, leise zu weinen. Verdammt, was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Ich stand auf und nahm sie einfach in meine Arme. Ihr Schluchzen erschütterte mich zutiefst, aber sie wich nicht zurück, sondern erwiderte die Umarmung. Ihren Kopf nach so vielen unsinnig vergangenen Monaten an meiner Brust zu spüren, ihre Hände auf meinem Rücken, ließen mich gleich mitheulen. Es fühlte sich an, als hätten sich zwei zerrissene Hälften wiedergefunden.
Und jetzt war es mir auch scheißegal, ob ich möglicherweise zu hastig vorging. Ich fasste ihre Hände und zog sie zu mir hoch. Wir beide wussten, was passieren würde, und hätte Beate irgendein Zeichen von Ablehnung gezeigt, dann wäre ich jetzt gegangen. Für immer.
Aber sie sah mich nur mit zweifelnden und verweinten Augen an, wartete darauf, dass ich tat, was ich tun musste. Und ich tat es. Ich fasste ihr unters Kinn, hob ihr Gesicht an und küsste ihr jede einzelne Träne davon weg.
Sie ließ es geschehen und hielt sich an mir fest.
Man bekommt nicht oft eine solche Gelegenheit, und noch viel seltener nutzt man sie, aber dieses Mal sollte Beate spüren, was sie mir bedeutete, wie sehr ich sie immer noch liebte und begehrte.
Als die letzte Träne durch meine Küsse getrocknet war, suchte ich ihre Lippen. Es konnte alles passieren, doch es passierte nur eins: Ungläubig öffnete Beate ihre Lippen, als ich sie vorsichtig mit meiner Zunge berührte. Alles war so vertraut, so unbeschreiblich herbeigesehnt, als sich dieser Kuss verselbstständigte. Ganz sanft, als ob irgendein zerbrechlicher Zauber in der Luft läge, fanden sich unsere Zungen. Sie mussten erst sicher sein, dass sie es waren, sie, die sich so lange nicht mehr begegnet waren. Doch als sie einander erkannten, kehrte die Leichtigkeit aller schönen gemeinsamen Erlebnisse zurück. Wie fröhliche Kinder spielten sie miteinander, rannten sich nach, versteckten sich, balgten miteinander. Und schließlich entfachten sie einen brausenden Sturm der Gefühle in uns.
Unsere Beine gaben gleichzeitig nach, ließen uns in den immer noch warmen Sand sinken. Doch wir ließen uns nicht los und unterbrachen auch nicht diesen ersten Kuss, der immer mehr einforderte.
Beate lag neben mir und suchte noch mehr Nähe. Unbewusst, aber genau richtig, streichelte ich ihren Rücken hinunter bis zum Po und wieder hinauf zu ihrem Nacken.
Sie musste fühlen, was mit mir los war, und ich schwöre bei Gott, dass sie es auch tat. Ihre Hand fasste an meinen Hintern, drückte mich noch enger an sie heran. Beate stöhnte erleichtert und heiß auf, als meine harte Erektion auf ihrem Bein zu liegen kam.
Der Kosmos bestand in diesem verzauberten Moment nur aus dem Hier und Jetzt, nur aus uns beiden. Ihre Hand zerrte mein Hemd aus der Hose, meine schob ihre schmalen Träger unter dem Seidentuch von ihren Schultern.
Endlich konnten sich unsere Münder lösen, schafften etwas Distanz, um uns gegenseitig in die Seele zu blicken, zu prüfen, ob es der andere wollte. Ihre Augen reflektierten das ferne Licht der Sterne, doch in ihnen brannte ein loderndes Feuer. Mehr musste ich nicht wissen.
Ich küsste ihren Hals bis zum Ansatz ihrer Brüste, während ich gleichzeitig ihr heftig pochendes Herz unter der Hand spürte, die sich aufgemacht hatte, diese wunderbaren Halbkugeln zu streicheln, zu necken und freizulegen.
Beate stemmte sich kurz auf ihre Unterarme hoch und ließ sich wieder zurückfallen, schob beide Hände unter meinem Hemd hoch zur Brust und griff zu. Ihre Lippen formten lautlos drei Worte - ich will dich! - und rissen die letzten Barrieren ein, die mich vielleicht noch hätten zögern lassen.
Ich schlug den Rock ihres Kleids hoch, fasste an die glühende Innenseite ihrer Schenkel, um in der nächsten Sekunde den Scheitelpunkt zu erreichen. Schwül-warme Feuchtigkeit, durch ihren knappen Slip zu fühlen, schlug mir entgegen.
Beate riss meinen Kopf herum und drückte mich weg. Wie ein Raubtier fiel sie über alles her, was sich ihrem Willen in den Weg stellte. Doch als sie es geschafft hatte, meine Hose zu öffnen, stutzte sie kurz. Hatte sie den Unterschied bemerkt?
Keine Unterhose! Umso besser!
Sie half mir dabei, ihren Slip auszuziehen und im nächsten Moment stand sie vornüber gebeugt an unserem Stein und schlug ihren Rock hoch.
Das war animalisch und doch die einzig denkbare Möglichkeit für uns beide. Kein Zögern mehr. Es musste sein. Schnell, hart, intensiv.
Ihre im Licht der Nacht funkelnde Muschi duldete keinen Aufschub. Ich trat hinter Beate, wurde von ihr ungeduldig erwartet, herangezerrt und eigenhändig ins Ziel geführt. Ohne die geringsten Schwierigkeiten drang ich gleich tief in sie ein.
Gott! Gütiger Himmel! Sie verlangte gleich alles von mir, drängte mir ihren Hintern entgegen, während ich ihre Hüften fasste und sie meinerseits kraftvoll zog. Sie hielt sich nicht zurück, stöhnte ihre aufgestaute Lust lauthals heraus. Dass wir nicht allzu weit von der Promenade entfernt waren und Mithörer erwarten mussten, spielte keine Rolle mehr. Denken ausgeschaltet! Egal!
Hart und tief feierten wir unsere Wiedervereinigung und sprinteten in wenigen Stößen dem Himmel entgegen, um dort als Sternschnuppen zu verglühen. Das Ganze hatte mit Sicherheit kaum länger als eine Minute gedauert.
Ich musste Beate ein bisschen stützen, denn die Aktion war ihr doch in die Beine gefahren.