High Life
Zweierlei Studios
Vor uns stand ein Gebäude, das sehr klobig wirkte. Wie ich staunend feststellte, waren von außen keine Fenster zu sehen, sondern nur eine sehr breite und massive Eingangstür. Insgesamt erinnerte es mich an eine Unterkunft, die ich von Marrakesch her kannte. Düster schwirrte mir der Name dafür durch den Kopf: Riad.
Maggie zupfte mich am Ärmel meines Hemds, hakte sich zur Empörung meiner „drei Richtigen mit Zusatzzahl“ einfach unter und übernahm so die Führung der Prozession. Gleich hinter uns folgte besagtes Quartett, hinter dem sich wiederum die Band und Sally eingereiht hatten. Den Abschluss bildete dann der Rest der Crew.
„Ist es das, was ich meine?“, fragte ich Maggie, wobei ich auf das vor uns liegende Gebäude zeigte.
„Was meinst du denn, was das ist?“, kam prompt die nicht ernst gemeinte Gegenfrage.
„Ein arabischer Palast“, stocherte ich mal vorsichtig.
„Ja, richtig getippt. Diese Villa wurde von einem sehr erfolgreichen Geschäftsmann in den dreißiger Jahren gebaut, lange bevor es Klimaanlagen gab. Du wirst sehen, wie angenehm es drinnen ist.“
Mit diesen Worten ließ sie den Türklopfer dreimal kräftig fallen, allerdings in einem ungewöhnlichen Rhythmus. Nicht tack, tack, tack, sondern tack ... tack, tack. Oder so ähnlich. Die schwere Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und gleich drauf konnten wir eintreten.
Glich das Haus von außen eher einem sandfarbenen Bunker, so wurde dieser Eindruck gleich im Eingangsbereich von filigranen Elementen arabischer Baukunst verdrängt. Mir blieb buchstäblich die Luft weg, als ich durch die großzügige Halle hindurch in den Innenhof kam. Ein prachtvoller Garten mit Palmen und Brunnen kam zum Vorschein. Die Geschichten von tausendundeiner Nacht schienen lebendig zu werden. Das gesamte Terrain wurde mit Fackeln beleuchtet und hier und da unterstützten einige Scheinwerfer mit gedämpftem Licht die Szenerie.
Ich merkte, dass es meinem Gespann kaum anders wie mir erging. Maggie verabschiedete sich von mir mit einer sehr herzlichen Umarmung – mehr wie kritisch beäugt – und kümmerte sich mit Sally um die weitere Organisation des Festes.
Ein DJ hatte bereits seine Aufbauten beendet und ließ Musik laufen, die der frühen Nacht einen zauberhaften Flair gab.
„Die Party wird in etwa einer Stunde so richtig los gehen“, gab Harold ungefragt Auskunft. „Was haltet ihr davon, wenn ich euch ein bisschen rumführe und das Haus zeige?“
Es musste schon mindestens halb zwei sein. Eine Zeit, wo früher der Bär gesteppt hatte und die ersten Leute langsam Richtung horizontaler Liegestatt strebten. Und hier und heute sollte es gegen drei Uhr morgens erst losgehen. ‚Wie sich die Zeiten doch ändern‘, dachte ich mir.
Dennoch war ich nicht abgeneigt, diesen Palast einmal zu besichtigen, sagte Harold mal für uns alle zu und erklärte dann den Mädchen, was als Nächstes anstand. Von ihnen kam kein Einwand und so schlossen wir uns zu einer Karawane zusammen.
„Nehmt euch doch schon mal etwas zu trinken mit“, schlug William vor, hielt einen Kellner an und nahm ihm ein Tablett mit Champagner ab.
„Mal eine bescheidene Frage: Wie seid ihr denn hier gelandet? Versteht mich nicht falsch, aber diese Hütte dürfte doch eigentlich nicht eurem Budget entsprechen.“ Die Frage hatte in mir rumort, seit wir durch die massive Tür eingetreten waren.
„Oh“, lachte George, „das haben wir einer Verkettung sehr glücklicher Umstände zu verdanken. Die Tour ist sehr erfolgreich gewesen. Aus der Ecke des Tourneeveranstalters kam tatsächlich so etwas wie ein Bonus.“
„Sehr ungewöhnlich“, stellte ich nüchtern fest.
„Nicht halb so ungewöhnlich, wie du meinst. Sally ist ein wahres Genie, wenn es darum geht, Türen zu öffnen und Geldschränke zu leeren. Sie raubt vollkommen legal mit hartem Verhandlungsgeschick unsere Geschäftspartner aus.“ Er lachte laut und der Rest der Band bestätigte nickend seine Aussage. „Das hätte alleine nicht gereicht. Unsere Plattenfirma hat uns ein bisschen Feuer gemacht und erwartet für den Herbst oder Winter Material von uns. Und da kommt dieses Haus ins Spiel. Es gehört einem bekannten Musiker, der aber momentan auf der anderen Seite des Atlantiks unterwegs ist. Wie genau die Geschichte funktioniert, weiß ich auch nicht, aber wir haben hier ein paar Wochen Zeit Songs zu schreiben und aufzunehmen.“
In Kurzfassung gab ich unser Gespräch an die Damen weiter.
Währenddessen waren wir zurück ins Haus gegangen und die Band führte uns über eine breite Treppe in den Keller hinunter. Hier war es sehr angenehm.
Nun übernahm Harold die Führung und öffnete uns die erste Tür. „Shit!“ Die anderen Jungs der Band lachten sich halb schlapp und Harry wollte sie schnell wieder schließen.
„Warum so eilig?“, meldete sich Andrea, die wohl etwas Interessantes gesehen hatte. Selbstbewusst schritt sie an allen vorbei und drückte die Öffnung wieder auf.
Vor uns offenbarte sich etwas, was ich so noch nie nirgends gesehen hatte. Das Licht war sehr gedämpft und gab nur so schnell das Geheimnis des Raums preis, wie sich unsere Augen darauf einstellten. Als Erstes nahm ich wahr, dass einige Gestelle an den Wänden standen, die einer Folterkammer aus dem Mittelalter entsprungen sein mussten. Von der Decke hingen einige Ketten herunter und eine Konstruktion, die mich vage an eine Schaukel aus Kindheitstagen erinnerte. Etwas abseits befanden sich ein sehr merkwürdiger Stuhl, ein noch seltsamerer Tisch und einige Käfige in unterschiedlichen Größen.
Peinliches Schweigen aufseiten der Band, Floh hüstelte, Maria war im falschen Film und Gina wollte diesen Ort schnellstmöglichst verlassen. Nur Andrea hatte ein Grinsen im Gesicht, das ihr von einem Ohr zum anderen reichte.
„Frag die Jungs doch mal, wozu sie dieses nette Zimmerchen denn bei den Aufnahmen brauchen.“
„Ich glaube, dass sie es höchstens mal zur Entspannung in den Pausen nutzen, wenn überhaupt“, mutmaßte ich einfach mal so.
„Was ist das denn?“, erkundigte sich nun zaghaft Maria.
„Wonach sieht es denn aus?“, entgegnete keck Andrea.
„Nach einer Folterkammer?“
„Richtig! Da kann man eine Menge Spaß haben mit dem richtigen Mann und den entsprechenden Neigungen.“ Ein Honigkuchenpferd hätte nicht breiter strahlen können wie Andrea in diesem Moment.
„Wir sollten jetzt mal weiter“, drängte ich den Haufen, obwohl bei Maria sicherlich noch tausend Fragen zu beantworten gewesen wären. „Die Jungs wollten uns doch das ganze Haus zeigen, und sicherlich auch ihr Studio.“
Seufzend zog sich Andrea wieder zurück und schloss sich Harolds Führung wieder an. Im Augenwinkel nahm ich allerdings wahr, dass Jimmy einen sehr interessierten Blick auf Andrea warf.
Danach waren vergleichsweise langweilige Räume dran, in denen Vorräte, Wein und einiges an technischem Equipment aufbewahrt wurden. Schließlich flackerte das Licht in einem Raum auf, der sich ohne Zweifel als Tonstudio herausstellte. Dazu gehörte eine recht große Kabine, in der ein fettes Mischpult stand. Durch eine große Scheibe war zu erkennen, dass im angrenzenden Bereich ein Sammelsurium an Instrumenten aufgebaut war.
„Nicht schlecht!“, stellte ich fest.
Hier war eindeutig die Spielwiese der Band und es war George, der uns einen Vorschlag machte, den wir nicht ablehnen konnten. „Wollt ihr mal unser neues Material hören?“
Einen Teil hatten sie zwar schon vorhin im Club gespielt, aber hier waren die ersten Rohschnitte, die später mal in einem Silberling oder als Download enden würden. Ich war mächtig gespannt, als er die Wiedergabe startete.
Floh, Gina und Andrea wurden ganz hibbelig und wippten von einem Fuß auf den anderen.
Meiner kleinen spanischen Küchenfee war das alles hier unheimlich und so richtig wohl fühlte sie sich den ganzen Abend schon nicht. Erst das Essen, dann das Zusammentreffen mit Floh und Gina und nun das hier. Das sprengte eindeutig ihren Horizont.
Der Sound war beeindruckend. Anscheinend verstand der Mann hinter dem Mixer was von seinem Job. Doch irgendwie fehlte dem Material die Spritzigkeit aus dem Vorgängeralbum. Nett. Das war’s dann auch schon. Man sah es mir wohl an der Nasenspitze an, dass ich etwas enttäuscht war.
„Spuck es aus!“, forderte mich Jimmy auf. „Gefällt dir nicht.“
„Es ist kein Knaller. Verkaufen wird es sich trotzdem.“
„Woran liegt es?“, wollte nun Harold wissen.
„Die Songs sind es meines Erachtens nicht. Sauberes Songwriting. Der Mix ist klasse, aber irgendwas mit dem Arrangement ist ... ich weiß nicht. Alles so glatt wie ein polierter Marmorboden, keine Ecken und Kanten, ohne einen überraschenden Moment, nichts, was mir einen Kick in den Allerwertesten gibt.“
Ich hatte wohl einen wunden Punkt erwischt. Die Jungs schauten ganz schön betroffen aus der Wäsche und die jungen Damen verstanden unser Gespräch nicht.
„Und? Was würdest du anders machen?“, wollte William wissen. Himmel! Was sollte ich sagen? Ihre Musik war eigentlich überhaupt nicht mein Stil. Ich kam aus der Jazz-Rock-Ecke, deren Zeit schon längst abgelaufen war, als ich damit anfing.
„Mir steht es nicht zu, hier irgendetwas infrage zu stellen. Das ist eure Musik und ich bin ein alter Sack.“
„Alter Sack! Dass ich nicht lache. Du hast eben Jimmy seine Grenzen aufgezeigt.“
Eine Diskussion darüber war das Letzte, was ich wollte. Wahrscheinlich hatte Jimmy sich das Meiste selbst beigebracht, in dem er es sich von anderen Drummern abgesehen oder abgehört hatte. Die wenigsten Musiker wollten den klassischen Weg mit Ausbildung gehen und für die meisten Produktionen reichte ihr Können, wenn sie es denn auf Platte schafften. Der Rest wurde im Studio nachbearbeitet.
Ich seufzte tief. „Komm schon. Jimmy ist ein Klassemann am Drum.“
Zwar erntete ich ein dankbares Lächeln, aber Jimmy war realistisch. „Ich kenne meine Grenzen.“
„Dann sprenge sie doch einfach! Ihr seid doch Rebellen oder so etwas in den Augen eurer Fans. Macht es doch anders. Wer hält euch denn davon ab?“
„Das alles erinnert mich ein bisschen an Kunsterziehung in der Schule. Seid kreativ!“ Hohn tropfte aus diesen Worten heraus.
„Okay, okay, okay! Lass doch noch mal den ersten Song laufen.“
„Entschuldigung, wenn ich mich hier einmische“, unterbrach mich Gina. „Ich finde das alles hier interessant, aber die anderen würden jetzt gerne weiter.“
Ich übersetzte kurz und George meinte, dass er die Mädchen kurz hoch bringen wollte, um dann mit mir und der Band noch ein bisschen an dem Song zu feilen.
Kaum waren die Mädchen aus dem Studio, als Jimmy ein Döschen aus der Tasche zog und einen Geldschein zusammenrollte.
„Stopp!“
„Was dagegen?“
„Koks ist nicht unbedingt das, was wir jetzt brauchen. Ich zeige euch, was ich meine und danach könnt ihr machen, was ihr wollt. Aber erst danach.“
Ohne zu murren, verschwand die Dose wieder in Jimmys Hosentasche, und als George wieder an Bord war, machten wir uns über den Song her.
Die Zeit verflog schneller, als wir gedacht hatten, zumal die Jungs meine Ideen nicht nur ganz passabel fanden, sondern auch gleich ausprobieren wollten. Gina blieb in der ganzen Zeit an meiner Seite und warf mir mehr wie einmal einen anerkennenden Blick zu.
Die Hosenbeinaffäre
Als ich dann schließlich mit den Jungs und Gina im Schlepptau aus den Katakomben an die Oberfläche kam, hatte sich der Innenhof deutlich gefüllt. Es sah so aus, als hätte man Wagenladungen an Leuten hier ausgekippt, um die Nacht durchzufeiern.
„Wow, nicht schlecht“, war Ginas Kommentar, den ich nicht widersprechen konnte. Vor allem die Anzahl der hübschen Frauen hatte eine Quote wie auf einem Mannequin-Wettbewerb angenommen. Der DJ hatte eindeutig das Tempo angezogen und brachte eine Horde Tanzwütiger dazu, sich auf der Tanzfläche zu bewegen.
Irgendwo im Gewühl vermutete ich zumindest Maria mit Floh und Andrea, ohne von den dreien auch nur den Hauch einer Spur zu sehen.
Die Jungs klatschten noch einmal mit mir ab, bedankten sich für meine Hilfe und wurden gleich von diversen Leuten in Beschlag genommen.
„Lass uns was trinken gehen“, schlug ich Gina vor. „Einen Happen essen wäre auch nicht schlecht. Das letzte haben wir heute Nachmittag gegessen“, kam als Antwort.
So machten wir uns auf, um das Buffet zu plündern, ein Gläschen Sekt zu ergattern. Mit unseren voll beladenen Tellern fand sich alsbald ein ruhiges Plätzchen am Rande des Gartens, von dem man einen wirklich guten Ausblick auf den Schauplatz der Party hatte.
Hier war definitiv mehr Geld in den Garten gesteckt worden wie in mein Häuschen in Santa Pola. Aus einem künstlichen Felsen entsprang ein Bach, der sich seinen Weg zu einem Teich mit Seerosen schlängelte. An seiner breitesten Stelle wurde er von einem Brückchen überspannt.
„Schön hier“, murmelte Gina und stellte ihren leer geputzten Teller beiseite. „Vor allem mit dir.“
Mit ihren letzen Worten nahm sie mir auch mein Glas ab und legte ihren Arm um mich.
„Ja, das stimmt“, pflichtete ich ihr bei.
„Bist du jetzt eigentlich mit Maria oder Andrea zusammen? Oder vielleicht mit beiden?“ Zumindest die letzte Frage schien sie nicht besonders ernst gemeint zu haben, aber ich konnte mich auch irren.
„Du kennst doch meinen Standpunkt: Es ist immer sehr schön mit euch und auch Maria hat sich in mein Herz geschlichen wie ein Dieb in der Nacht. Ihr seid was Besonderes, aber ich bin mit keiner zusammen.“ Ich machte eine Pause und musste auch etwas Luft holen. „Ich bin echt froh darüber, dass du mir anscheinend vergeben hast. War ja im Frühjahr nicht so toll gelaufen zwischen uns beiden.“
„Stimmt! Und ich finde, ein klein bisschen Wiedergutmachung könnte nicht schaden.“ Ihre Hand krabbelte dabei über meinen Rücken und streichelte meinen Nacken. „Gib dir einen Ruck“, forderte sie mich auf, da sie meinen Widerstand spürte, „nur ein bisschen knutschen.“
Wenn mir eins besonders von Gina hängen geblieben war, dann war es die Art, wie sie küssen konnte. Dabei beschränke ich mich nicht auf den Kontakt unserer Münder. Ganz im Gegenteil: An anderer Stelle küsste sie noch viel gefühlsintensiver.
Hin und hergerissen gab ich mich schließlich geschlagen. Ihre dunkelbraunen Augen blickten mich sehnsüchtig an und hätten wohl ausgereicht, um eine Gletscherschmelze in den Alpen auszulösen. Im Moment kokelten bei mir nur einige Sicherungen gefährlich vor sich hin.
Langsam übernahm Gina einfach durch ihren Blick die Führung über das Geschehen. Mein Arm legte sich um ihre Schultern und die noch arbeitslose Hand legte sich auf ihre Taille. Gleichzeitig näherten sich unsere Gesichter. In Sekundenbruchteilen nahm ich ihre glänzenden Lippen und einen neuen Duft an ihr wahr, der viel besser zu ihr passte als der letzte.
Dann berührten sich unsere Nasenspitzen wie bei den Eskimos. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie sinnlich alleine dieser harmlose Kontakt sein konnte. Zwei-, vielleicht dreimal umrundeten wir uns gegenseitig und dann glitt ihr Mund auf meine Lippen.
Zu meiner Überraschung blieb es bei einem vergleichsweise harmlosen Kuss, in dem sich unsere Zungen für einen kurzen Moment lang trafen, um eine Verabredung für später zu treffen. Irgendwas ließ Gina stutzen.
Ihre dunkelbraunen Augen huschten über mein Gesicht, als ob sie nach der Lösung eines Rätsels suchen würden.
„Was ist los?“, fragte sie mich dann, und kam damit meiner Frage im gleichen Wortlaut zuvor.
„Das wollte ich dich auch gerade fragen.“
„Ich habe zuerst gefragt. Also?“
„Was soll mit mir los sein? Nix.“
Dass sie mit dieser Antwort nicht zufrieden sein konnte, war mir klar, aber was sollte ich denn sagen? Mir war überhaupt nicht klar, worauf sie hinaus wollte, während umgekehrt doch zumindest die Unterbrechung unseres Kusses einer Erklärung bedurfte.
„Doch, doch! Du bist anders. Du fühlst dich anders an.“
Jetzt wurde es mystisch. Ich hatte mich am Abend noch rasiert und war um ein paar Monate seit unserem letzten Treffen gealtert. Etwa vier Monate, um genau zu sein. Radikale Hautveränderungen waren mir seitdem nicht aufgefallen, zugenommen hatte ich auch nicht.
„Kannst du das vielleicht ein bisschen genauer beschreiben? Vielleicht kann ich dir dann eine Antwort geben.“
Sie seufzte, als ob ich ihr eine zentnerschwere Last auferlegt hätte. Gleichzeitig forschte sie wieder in meinem Gesicht, wobei sie jede Falte zu analysieren schien.
„Wir kennen uns ja nicht so gut, wie ich mir das eigentlich wünsche, aber du scheinst irgendwie viel unglücklicher zu sein, als bei unserem letzten Treffen.“
„Und das merkst du an einem Kuss?“
Sie schien über meine Worte nachzudenken. „Jein, auch. Du bist lieb und nett und gibst dich entspannt, aber du bist es nicht. Dein ganzer Körper strahlt eine negative Aura aus.“
„Aha.“
Der Verdacht lag nahe, dass sie mir gleich irgendeinen esoterischen Quatsch um die Ohren hauen würde. Darauf hatte ich gar keine Lust.
„Hör mal, Gina: Ich bin heute Morgen ziemlich früh von Andrea und Maria geweckt worden. Ich bin einfach nur müde.“
Ein heftiges Kopfschütteln wischte meine Antwort als falsch oder nicht zulässig von einem Tisch, der gar nicht vorhanden war.
„Pah! Müde warst du auch, als du uns vom Bahnhof abgeholt hast. Ich mache mir echt Sorgen um dich.“
„Wenn du dir Sorgen machen willst, dann kümmere dich um Andrea. Sie hat mir ihre Geschichte erzählt. Dagegen schlage ich mich mit Luxusproblemen herum.“
Ungläubig schaute sie mich an. „Andrea hat dir ihre Geschichte erzählt?“
„Hat sie. Heute Morgen.“ In Gedanken fügte ich ‚nach der Nummer mit Maria und vor dem Frühstück‘ hinzu.
So recht wollte sie dem wohl nicht trauen, aber den Gegenbeweis konnte sie auch nicht führen, weil sie nicht dabei gewesen war. Andererseits ließ sie sich von dieser scheinbar unvermuteten Neuigkeit auch nicht weiter ablenken.
„Und trotzdem ...!“Sie kam nicht weiter mit ihrer Fragerei und brach den deutlich aufkeimenden Wunsch nachzubohren an dieser Stelle ab. „Ich komme schon noch dahinter“, drohte sie mir stattdessen an und dann lösten unsere Lippen die Verabredung ein, die sich unsere Zungen gegeben hatten.
Ganz zärtlich erkundete Gina mit ihrer Hand meinen Rücken, während unsere Zungen sich von einer anfangs vorsichtigen Stupserei allmählich in eine wilde Balgerei hineinsteigerten. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich auf ihre Künste ein und die lärmende Umgebung zog sich irgendwohin zurück, wo sie uns beide nicht mehr störte.
So merkte ich auch nicht, als wir in erst in Schräglage kamen und mir schließlich Gina als weiches Kissen diente. Zwar spürte ich unterschwellig ihren Busen, sagen wir mal mein Körper reagierte unterbewusst sehr zugetan, aber eigentlich war es einfach nur schön: die warme Nacht in einem traumhaften Garten und als Dach Millionen funkelnde Sterne. Dazu dieses Mädchen, das wirklich besser küssen konnte, als selbst ...
Energisch schob Gina mich von sich. „Da war es wieder. Du bist gar nicht bei mir“, schluchzte Gina.
Verdammt! Schon wieder hatte sich Beate in meine Gedanken eingeschleust.
„Sag mir wenigstens, was mit dir los ist!“, forderte Gina schniefend.
Diesmal gab es keine Ausflüchte. Sie hatte mich erwischt und ich schuldete ihr eine ehrliche Antwort.
Ich stützte mich seitlich auf meinen Ellenbogen und ließ die andere Hand, wo sie war: knapp unter Ginas atemberaubenden Panoramabalkon.
„Du weißt ja, dass ich mal verheiratet war“, begann ich meine Worte, von denen ich noch nicht ahnte, wo sie mich hinbrachten. Als mein Schwarzköpfchen dezent nickte, fuhr ich fort. „Seit zwei Jahren bin ich geschieden, seit zweieinhalb lebe ich von Beate getrennt.“
Obwohl das sicher keine Antwort war, die alles hinlänglich erklärte, konnte ich in Ginas Augen lesen, dass sie mich verstand.
„Du kannst sie nicht vergessen.“ Eine durchaus zutreffende Feststellung, der ich erst einmal nichts hinzufügen musste, weil Gina meine Gedanken zu fühlen schien.
„Es ist immer noch verdammt schwer ohne sie“, begann ich von Neuem.
„Du musst sie sehr geliebt haben.“
„Nein, ich liebe sie immer noch mehr als mein Leben“, stellte ich korrigierend fest.
Einen Atemzug lang konnte ich beobachten, wie sehr Gina durch meine Worte getroffen wurde. Doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. Mein Respekt ihr gegenüber nahm einen sprunghaften Anstieg.
„Ich vermisse meinen Daddy auch noch, obwohl er schon seit über zehn Jahren tot ist. Aber weißt du, was in solchen Augenblicken hilft?“ Eine rein rhetorische Frage. Mit „Einen anderen lieben“ lieferte sie sich und mir die Antwort postwendend hinterher. Fast schon mit einer Ernsthaftigkeit, die ich ihr wegen des doch oft simpel erscheinenden Gemüts nicht zugetraut hätte.
„Das ist nicht leicht. Aber immer, wenn ich eigentlich meinen Daddy brauche, begegne ich Menschen, die mir helfen. Oft auch Männer.“ Einen Moment lang schien sie zu überlegen, aber eigentlich stockte sie nur ein bisschen. „Natürlich ist das oft nur eine Ablenkung für Stunden, aber danach geht es einfach weiter. Ich lebe noch und ich liebe wieder.“
Ein fetter Kloß stieg in mir hoch. Uns kamen beide die Tränen. Gina tat das einzig Richtige: Sie zog mich wieder an sich. Und diesmal war es so, als umklammerten sich zwei Ertrinkende aneinander. Sie hatte so recht. In diesem Moment gab es nur uns beide und in gewisser Weise liebten wir uns. Ich liebte sie dafür, dass sie einfach da war und so bedingungslos mir ihre Nähe und ihr Mitgefühl schenkte.
Als unser Kuss nach Minuten endete, hatten ihre Hände mein Hemd aufgeknöpft und streichelten über meine Brust. Auch meine Hände lagen nur wenig getarnt durch ihr hochgeschobenes Top auf ihrer nackten Haut.
Durch einen schmalen Streifen meiner Lider konnte ich in ihr Gesicht sehen. Obwohl es feucht von unseren Tränen war, lächelte Gina verklärt. Und der Grund dafür war besonders einfach: Ich lag halb auf ihr drauf und sie spürte mein pochendes Verlangen an ihrem Oberschenkel. Viel Stoff war nicht dazwischen, weil sie selbst nur eine sehr kurze Hose trug und ich unter meiner – naja – keine Unterhose anhatte.
„Siehst du. Es ist gar nicht so schwer, jemand anderes zu lieben.“
Auch wenn ich ihre Worte so nie unterschreiben würde, weil ich Verlangen und Lieben nie gleich gesetzt habe, überwanden sie doch eine innere Hürde und gaben mir für den Augenblick ein gutes Gefühl.
Erneut verstrickte mich Gina in einen heißen Kuss, den sie allerdings ganz geschickt als Täuschung für ihr eigentliches Ansinnen verwendete. Sie kam mit dem Oberkörper hoch und drückte mich nun ihrerseits auf den Rücken. Die Sache hatte nur den Sinn, besser an Gürtel und Reißverschluss meiner Hose heranzukommen. Wie ein Taschendieb, der die Ablenkung nutzte, um sein Opfer auszuplündern, nutzte Gina meine Konzentration, die ich diesen Kuss legte, um mein bestes Stück freizulegen. Ich merkte erst, was los war, als sich ihre Finger ganz sanft um mein Säckchen schlossen. Verdammt – sie war gut darin. Eine Meisterin in dem Fach, mir den restlichen Verstand zu rauben.
Ein wohliges Stöhnen stieg in mir hoch, als sie ihre sanfte Massage begann. Eine Fingerkuppe knetete mit leichtem Druck über meinen Damm, während sie gleichzeitig mit den restlichen mit meinen Kronjuwelen jonglierte.
„Wenn uns einer sieht ...“, wollte ich intervenieren, doch Gina lächelte mich bezaubernd an. „... dann, meiner lieber Stefan, sieht er uns eben zu. Und es wird ihm heiß werden. Richtig heiß.“
Zum Unterstreichen ihrer Aussage wälzte sie sich auf mich drauf, nahm meine Hände, schob sie unter ihr Top und platzierte sie auf ihren großen Brüsten.
Genau so, dass ihre Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger zu liegen kamen, wenn nicht gerade ihr BH dazwischen gewesen wäre. Ihre Knospen waren voll erblüht und hatten die Konsistenz von Trockenerbsen. Sie waren deutlich zu spüren und drückten sich durch das weiche Material. Das war ganz eindeutig eine Einladung, die international jeder Mann verstanden hätte.
Ihre Unbekümmertheit in Bezug auf das Denken irgendwelcher anderer Leute war ansteckend und ließ mich auf Moral und Anstand pfeifen. Ich zog Gina ein Stück mehr auf meine Brust und hakte auf ihrem Rücken die störende Verpackung ihrer reifen Äpfel auf. Grinsend richtete sich Gina wieder ein Stück auf, sodass meine Hände gleich am Ursprung ihrer Reise wieder ankamen. Diesmal fanden sie Natur pur vor.
Es war immer ein Erlebnis, ihre großen Brüste in den Händen zu wiegen. Bei ihr hatten sie nichts Ordinäres, wie bei anderen Frauen mit prall gefülltem Dekolleté. Ihre üppigen Rundungen waren einfach schön, weich und warm.
Gina reagierte auf den sanften Druck meiner Hände mit einem zufriedenen Seufzer und ließ mich ihrerseits nun spüren, dass ein besonderer Körperteil von mir bereits ausgepackt auf seinen Einsatz wartete. Ganz sachte rieb sie mit ihrer Mitte über meine pulsierende Speerspitze, was nun mir die Luft zu atmen nahm.
Auch hier trennte mich unangenehmerweise ein Stück Stoff von meinem Ziel, doch ich hatte nicht mit Ginas Raffinesse gerechnet. Ihr kurzes Höschen hatte so weit ausgeschnittene Beine, dass sich mein kleiner Freund beim nächsten Herunterrutschen in eines davon verirrte. Absoluter Wahnsinn!
Doch es wurde noch bunter. Gina griff mit einer Hand nach meiner Männlichkeit und dirigierte sie so, dass sie genau auf ihrem Spalt zu liegen kam. Vollkommen verrückt. Oben der dünne Stoff ihrer Shorts und unten das flauschige Gewebe ihres Seidenslips, durch das ich ihre feuchte Erregung spüren konnte.
Wir sogen in einem synchronen Akt beide scharf die Luft ein.
Ich konzentrierte mich vollkommen auf dieses unbeschreibliche Gefühl, das man kleiner Schlawiner ertastete. Ihr humides Tal öffnete sich, ihre fleischigen Lippen schienen ihn festhalten zu wollen.
Noch einmal griff Gina durch das weite Hosenbein und nun kam etwas, was mir buchstäblich einen kurzfristigen Herzstillstand verursachte. Ganz geschickt bewegte sie ihre Hüfte und dann ... erkannte ich eine Ungeheuerlichkeit. Ihr Höschen wies an goldrichtiger Stelle einen Spalt auf. Mit einem glitschig-schmatzenden Geräusch tauchte meine Eichel in ihre saftige Höhle ein.
Vor lauter Überraschung kniff ich etwas fester in ihre Brüste, was Gina kurz einhalten ließ.
Dann legte sie sich mit ihrem Oberkörper auf meine Brust, vertrieb auf diese Weise meine Hände von ihrem Spielplatz, sodass sie ein neues Ziel suchen mussten. Sie wurden fündig. Und wie! Knapp unter dem Steißbein gab es zwei griffige Stellen.
Ich konnte Ginas süffisantes Lächeln selbst durch meine geschlossenen Lider spüren. Ganz eindeutig hatte sie ihr Ziel erreicht.
Ihre Hüften begannen ganz kleine Bewegungen auszuführen.
„Geht es so?“, erkundigte sie sich keuchend.
Zunächst verwirrte mich diese Frage, weil es sich fantastisch anfühlte, was wir hier trieben, aber dann merkte ich, dass das Hosenbein an prägnanter Stelle leicht scheuerte. Allerdings hätten mich in diesem Moment nur ganz wenige Umstände dazu gebracht, eine Änderung des Zustands herbeizuführen. So was Verrücktes hatte ich nur selten erlebt. Klar war mir bekannt, dass es offene Slips gab, aber eine Frau durchs Hosenbein zu beglücken, war eine vollkommen neue Variante des ewigen Spiels.
Meine Antwort bestand zunächst in einem Keuchen, das Gina veranlasste mich noch tiefer einzulassen.
Normalerweise suchte ich meine Worte etwas besser aus. Jetzt kam mir nur eins in den Sinn: „Geil!“
Wie fasst man etwas in Worte, was so unbeschreiblich ist? Unsere Oberkörper lagen aufeinander, ich spürte ihre wunderbaren Brüste und war an der von Mutter Natur dafür vorgesehenen Stelle engstens mit Gina verbunden.
Auch für sie war es wohl mehr wie nur gut. „Bitte stoß mich ein bisschen. Gott! Ja! Ich ... oh ja!“ Leise stammelte sie wirres Zeug vor sich hin, ich schnaufte und erfüllte ihren Wunsch nur zu gerne.
Trotz dezenter Bewegungen explodierten unsere Gefühle. Vor allem Gina steuerte mächtig schnell auf das erste Etappenziel zu. Nur wenige Stöße meinerseits waren nötig, um sie abheben zu lassen. Plötzlich wurde ihr Oberkörper steif und aus ihrem Schoss verbreiteten sich intensive Wellen. Dann ging ein tropischer Platzregen in ihrem Paradies nieder und drückte sich an meinem festsitzenden Pfropfen vorbei. Zu viel für mich. Meine Bällchen wollten ihren Teil dazugeben und ich konnte mich nicht mehr daran hindern, in ihren Orgasmus hinein zu ergießen. Das führte natürlich dazu, dass noch mehr Feuchtigkeit herausdrängte.
Uns beiden waren die möglichen Konsequenzen so was von egal.
Als wir beide wieder im Hier und Jetzt angekommen waren, kicherte Gina. „Das war echt ... krass. Oder?“
„Das war es wirklich.“
Ich streichelte ihr Gesicht und erntete ein warmes Lächeln, das ein bisschen verrucht daher kam.
„Hast du jemals eine solche Nummer durchgezogen? Durch ein Hosenbein in einen offenen Slip?“, wollte ich wissen.
„Nein, und ich habe noch nicht einmal daran gedacht, dass es möglich sein könnte. Allerdings habe ich mal in einem öffentlichen Schwimmbad ... na, du weißt schon.“
Von Wissen konnte zwar nicht die Rede sein, aber ich konnte mir denken, wie der Badeanzug oder das Höschen ihres Bikinis beiseitegeschoben wurde. Ja, so etwas hatte ich auch schon mal ausprobiert. Lang ist’s her und es war schön.
Brunnenfest
Unser Tun war niemanden aufgefallen. Zumindest, so weit ich das erkennen konnte. Auf der Tanzfläche ging es nun hoch her und irgendwie wollten wir auch noch die anderen aus unserem seltsamen Grüppchen wieder einsammeln.
Auf dem Weg zurück entdeckten wir allerdings auch noch andere Pärchen, die sich ihrer körperlichen Anziehungskraft hingaben. Das schien sozusagen ein Teil dieser Party zu sein. Zu meiner Zeit hatte es zwar auch manch intimen Kontakt gegeben, aber wir hatten uns immer an einen vermeintlich ungestörten Ort zurückgezogen. Hier war es fast öffentlich. Zwar nicht auf der Tanzfläche, aber auch nicht weit weg davon, saßen und lagen Pärchen in intimer Beschäftigung.
Gina kicherte leise vor sich hin. „Die haben gut bei uns abgeguckt.“
Ich fand unsere Einlage bei Weitem akrobatischer und vor allem hatte es einen Bonus wegen hindernder Umstände verdient.
Als wir wieder in die Nähe des Buffets kamen, konnte ich schon Maria sehen. Sie stand bei einem nett aussehenden jungen Mann, der anscheinend zum Catering gehörte, und lächelte ebenso süß wie schüchtern. Der Bursche auf der anderen Seite schien unterhaltsam zu sein und Maria mit Komplimenten zu überzuckern. Ich gönnte es ihr von Herzen.
Während Gina sich wegen ihrer versauten Hose im Halbschatten aufhielt, steuerte ich auf Maria zu. Nur ungerne störte ich Maria in ihrem Techtelmechtel, aber nur sie konnte mir helfen, Andrea zu finden. Schließlich hatte sie zusammen mit ihr das Studio im Keller verlassen.
„Hallo Maria, kann ich kurz stören?“
Wie süß: Maria wurde rot, als sie mich bemerkte. Gerade so, als ob ich sie beim Fremdgehen erwischt hätte. Ich beschloss es einfach zu ignorieren.
„Stefano! Wo bist du so lange gewesen?“ Ihre Stimme verriet, dass sie mich nicht ernstlich vermisst hatte, was ihr aber gleichzeitig peinlich war.
„Im Studio mit den Jungs und anschließend war ich mit Gina etwas spazieren.“ Das war genauso wahr wie ihre Aussage zuvor.
Maria folgte mit ihrem Blick der Richtung meiner Hand und winkte Gina kurz zu.
„Hör mal, wo sind denn Andrea und Florentine?“
„Weiß nicht genau. Die blonde Frau hat diese Frau von der Agentur getroffen. Mit der ist sie dann weg. Andrea wollte tanzen gehen.“ Ihr Sprachschatz hatte offensichtlich durch die Unterhaltung mit dem Knaben gelitten.
„Hm.“ Gut möglich, dass Andrea auf der Tanzfläche stand. Das Gewusel war groß genug, um selbst ihre einhundertsiebensechzig plus acht Zentimeter für die Schuhabsätze zu tarnen.
Dass Florentine mit Maggie sich gut unterhalten konnte, war durchaus im Bereich des Denkbaren. Nach ihr brauchte ich eigentlich auch nicht Ausschau halten. Sie war auf eigene Faust nach Alicante gekommen und würde sicher auch zurück nach Benidorm kommen. Ihr traute ich das zu. Aber bei Gina hatte ich den Eindruck, dass sie vielleicht etwas überfordert sein könnte.
„Okay. Solltest du eine von beiden sehen ... ach, vergiss es! Die sind alt genug.“ Ich nahm dann doch mal den Don Juan hinter der Theke unter die Lupe. Wirklich ein nettes Kerlchen. Dann wandte ich mich an Maria. „Und? Willst du mir nicht deinen Bekannten vorstellen?“
„Perdón! Das ist Fernando.“ Sie blickte zu ihm rüber und erklärte ihm auf Spanisch, dass ich Stefano heiße. Er guckte etwas ängstlich, aber ich nickte ihm freundlich zu und begrüßte ihn mit ‚Hola‘, was ebenso freundlich erwidert wurde.
„Also schön, Maria: Ich bin noch mal kurz mit Gina unterwegs. Ihr ist ein kleines Missgeschick passiert, das wir noch beheben müssen. Bleibst du hier?“
„Ja.“ Dachte ich mir.
„Prima. Dann kommen wir nachher hier hin.“
Bevor ich zu Gina zurückging, holte ich uns noch zwei Cocktails.
„Also Floh ist mit Maggie unterwegs und Andrea ist angeblich tanzen“, informierte ich sie kurz. „Wollen wir den Fleck auswaschen gehen?“
„Besser ist das“, stellte sie knochentrocken fest.
Ich bot ihr meinen Arm an und wir schlenderten unter den Arkaden entlang, wo nur das Licht der Fackeln den Weg erhellte. Wir fanden zwar nicht die Toiletten, aber dafür einen großen Brunnen, in dem sich schon einige Leute eine eifrige Wasserschlacht lieferten.
„Komm mit!“, forderte mich Gina auf, stellte unsere beiden Gläser am Fuß einer Säule ab und zog mich einfach mit. Ehe ich mich versehen konnte, wurde ich gestolpert und landete mit einem satten Bauchklatscher im Becken. So tief hatte ich das Ding gar nicht eingeschätzt, aber als ich hochkam, stand ich bis zum Bauchnabel im Wasser und spuckte Selbiges in hohem Bogen aus.
Gina lachte sich ein Loch in den Bauch, weil sie mich so gekonnt hereingelegt hatte.
„Du Biest!“, empörte ich mich gespielt. „Jetzt bist du reif!“
Ihr Fehler, dass sie zu nah am Brunnenrand stand. Ich bekam sie an den Knien zu fassen und im nächsten Augenblick leistete sie mir Gesellschaft. Sie fiel lachend auf mich drauf und gab mir zur Wiedergutmachung einen süßen Kuss.
Ein Mädchen, höchstens Anfang zwanzig, lachte uns zu und radebrechte aufs Geratewohl. „Mitmachen!“ Ich blickte mich um und wusste gleich, was sie meinte. Etliche Männer hatten ihre weibliche Begleitung auf die Schultern genommen und hatten ihren Spaß bei klassischen Reiterkämpfen.
Besondere Überzeugungskünste musste ich nicht anwenden. Gina war gleich begeistert, hatte sie doch in meinem Garten im Frühjahr angeblich darauf gehofft, dass wir alle mitmachten. Flugs kletterte sie auf meine Schultern und dann ging es in die Kampfarena, wo wir uns achtbar schlugen und manches Ross samt Reiterin zu Fall brachten.
Ein englisches Pärchen kämpfte allerdings mit unlauteren Mitteln. Der bullige Unterbau stützte nicht nur seine bleiche Braut, sondern machte fleißig mit. Während wir mitten im Kampfgeschehen mit einem der letzten Gespanne waren, schlich er sich von hinten an und mit einer konzertierten Aktion wurden wir gestürzt. Gina wurde oben attackiert und ich bekam einen leichten Schubs, während mir gleichzeitig der Stiernacken an die Kniekehlen ging. In Manier eines Taschenmessers klappte ich zusammen und so schieden wir beide aus. Kreischend landete Gina neben mir auf dem Grund der Tatsachen.
Richtig böse konnte ich ihm allerdings nicht sein. Seine Freundin war längst dabei, über seinen Kopf hinweg das nächste Opfer anzugreifen, als er mir lachend die Hand reichte und mich aus dem Wasser auf die Beine zog.
Triefend kletterten wir nun wieder heraus.
„Das war klasse! Du bist ja so stark und wir hätten fast gewonnen.“
„Naja, gegen ein Foul bin auch nicht gewappnet“, gab ich zu bedenken.
„Ist doch nicht schlimm.“
Nein, war es nicht, und da sich Gina wieder mit einem Kuss bedankte, waren andere Gedanken sowieso überflüssig. Eine Weile schauten wir noch den anderen Kämpfern zu, die schon wieder eine neue Runde begonnen hatten, dann kontrollierte ich meinen Tascheninhalt, fand alles an seinem Platz und schlenderte mit Gina wieder zurück zu Maria.
Sie begutachtete uns lachend und deutete auf Ginas Topp. „Man kann deinen BH sehen.“
„Na und? Ich kann ihn ja ausziehen.“ So schlagfertig hatte ich Gina gar nicht eingeordnet.
„Dann sieht man deinen Busen“, gab ich zu bedenken.
Das focht Gina gar nicht an, sondern grinste leicht hinterhältig. „Kann ich den nicht zeigen?“
„Doch, doch!“, beeilte ich mich zu sagen. „Aber dann ginge es wohl hier bald noch wilder zu, weil die Jungs nicht nur Stielaugen bekommen.“
Während wir beide nun in albernes Gelächter ausbrachen, tauchte eine derangierte Andrea mit Strahlefix im Gesicht samt Jimmy und Will im Schlepptau auf. Die beiden Herren der Schöpfung sahen ziemlich abgekämpft, aber sehr, wirklich sehr, zufrieden aus.
Noch bevor wir unser Wiedersehen feiern konnten, stieß auch Floh mit Maggie dazu. Nun, auch die beiden schienen noch ziemlich erhitzt zu sein, wie mir allerdings erst hinterher aufging.
Wir nahmen noch ein paar Drinks zusammen und unterhielten uns zwanglos in großer Runde, wobei mir Maggie beim Übersetzen half.
Schließlich wurde es allmählich Zeit heimzukommen, beziehungsweise unsere jeweiligen Domizile anzusteuern.
„Eigentlich schade, dass wir jetzt nach Benidorm fahren. Ich hätte mich gerne noch mit dir unterhalten“, sagte Florentine und meinte wohl gleichzeitig noch etwas Anderes. An die Art Unterhaltung konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Vor allem gerne.
„Wie lange seid ihr denn noch hier in Spanien?“
Von Gina erfuhr ich dann, dass sie noch eine Woche ihr Gastland unsicher machen wollten.
„Können wir denn nicht was zusammen unternehmen?“ Die Frage kam von Andrea und drei Augenpaare blickten mich so was von dackelig an. Was wollte ich machen?
„Theoretisch schon, aber wie kann ich euch erreichen?“
„Hast du noch meine Handynummer?“
Das konnte ich bestätigen. Zwar lag mein Handy abgeschaltet in Santa Pola, aber ich hatte Floh nicht aus dem Adressbuch gestrichen.
„Dann ruf mich doch einfach mal morgen Abend an. Dann sind wir auch wieder fit.“
„Vielleicht kann ich mich mit den Jungs ja anschließen. Sally hat bestimmt auch Lust, aus dieser Burg herauszukommen.“ Sie gab mir ihre Karte, die ich nicht so richtig unterbringen konnte. Mein Portemonnaie glich einem Miniaquarium, meine Brusttasche im Hemd war nicht viel besser dran. Deshalb reichte ich sie an Maria zur Aufbewahrung.
Noch einmal wurden alle umarmt. Selbst Maria und Fernando entkamen nicht unserer Herzlichkeit. Dann brachte uns Maggie zu den Limousinen.