Kapitel 2 Hennamalereien
Frühstücksattacke
Gerädert und im eigenen Saft liegend wachte ich am nächsten Morgen auf. Sofort machte sich der üble Geschmack verbotenen Tuns in meinem Mund breit. Ich warf die Laken zurück und stieg angetrieben vom Ekel vor mir selbst aus dem Bett. Mit dem Wasser, das ich unter der Dusche an diesem Tag verbrauchte, hätte ich sonst zwei Badewannen gefüllt. Nun spülte ich mir das schlechte Gewissen vom Leib, und meinen Mund bestimmt zwanzigmal aus. Erst danach war ich in der Lage, mich anzuziehen und Maria am Frühstückstisch entgegenzutreten.
Meine dünnen Hoffnungen, dass Maria sich heute etwas mehr bekleidet hatte, wichen sehr rasch der Realität. Noch bevor ich buenos dias über die Lippen brachte, hatten meine Augen einen extrem kurzen Rock und ein tief ausgeschnittenes T-Shirt erfasst. Mit ihren schwarzen Schuhen dürfte die Aufzählung ihrer Garderobe schon vollständig gewesen sein. Maria kam mir spöttischen Blickes der Begrüßung zuvor. Dämlicher wie ich in diesem Moment konnte wahrscheinlich nicht einmal ein Ochse vor dem Schlachter mit gezücktem Messer schauen.
Die Maria, die mich gestern noch fast schüchtern willkommen geheißen hatte, war abgereist, geblieben war eine Maria, die wie ein Raubtier auf ihr Opfer wartete. Während ich mich am Frühstück bediente, kam mir ein Spruch in den Sinn, der um vieles besser passte: Frauen sind die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert.
Maria war die Ausgeburt der guten Laune. Sie sang ein spanisches Volkslied, tänzelte zwischen Küche und Esszimmer hin und her, und machte mich schier wahnsinnig mit ihrem Anblick. Wenn ich doch wenigstens meinen Blick von ihr hätte abwenden können, indem ich eine Zeitung las oder einer belanglosen Sendung im Fernsehen gefolgt wäre! Doch ich hatte keine Tageszeitung abonniert und hasste den Charme eines irischen Pubs im Esszimmer, sodass es auch keinen Fernseher gab.
In mir tobte ein Kampf der Gefühle. Noch heftiger als in der letzten Nacht. Ich war nahe dran aufzuspringen und diesem Früchtchen eine Lektion zu erteilen. Viel hätte nicht mehr gefehlt, doch José fuhr im letzten Moment mit seinem knatternden Moped vor. Er war meine Rettung in allerletzter Sekunde.
Es dauerte nur wenige Momente, bis er Maria gesehen hatte, dann polterte er auch schon los. Und er heizte Maria ein, dass es sich gewaschen hatte. Auf der anderen Seite jedoch stand Maria keineswegs eingeschüchtert, fuchtelte mit den Armen wild in der Gegend herum und gab José Saures. Ich verstand kaum ein Wort in diesem Duell der Titanen und einen Sieger konnte ich auch nicht ausmachen. Ein ums andere Mal verwendete aber José den Begriff Puta, wobei er sowohl auf ihren Hüftschal, als auch ihre Äpfel zeigte, die zum Sprung aus ihrem Gefängnis bereitstanden.
Während ich das Schauspiel verfolgte und meinen Kaffee umrührte, waren die Stimmen der beiden wenigstens einen Ton auf der Tonleiter emporgeklommen und irgendjemand hatte auch die Endstufe hoch geregelt.
Nun platzte mir der Kragen.
Ruhe! Beide sofort aufhören! Maria, du ziehst dir jetzt augenblicklich etwas Vernünftiges an und José, du kommst mit in mein Zimmer. Kann man denn nicht mal im Urlaub in Ruhe frühstücken?
Brandgefahr
Schmollend zog Maria ab und José fächelte sich Luft zu. Da ich auch sonst morgens kaum etwas herunterbrachte, blieb es bei einem angebissenen Brötchen, einem Glas Saft und zwei Tassen Kaffee. Der Pulverdampf hatte sich auch noch nicht bis zur ersten Etage verzogen, denn kaum hatte ich die Tür hinter uns geschlossen, bestätigte mir der wiederholte Ausbruch des Vulkans José, dass ich mit meiner Vermutung über den Gesprächsinhalt richtig gelegen hatte.
Sie kleidet sich wie eine *****! Wenn das ihr Vater wüsste, würde er sich im Grabe herumdrehen.
Jetzt mal halblang. Ich habe ihr auch schon gesagt, dass ich ihre Kleidung nicht in Ordnung finde.
Ja, und was macht dieses Flittchen? Es zieht sich noch weniger an. Morgen läuft sie womöglich nackt durchs Haus!
Wie schon gesagt: Es gab Schlimmeres, als die Vorstellung einer nackten Maria in meinem Haus. Auf der anderen Seite `musste ich natürlich José recht geben. So angenehm ihr Äußeres auch war, so sehr schränkte es das Denken jeden Mannes ein.
Was ist denn dein Vorschlag, José? Soll sie einen bodenlangen Sack anziehen? Maria würde selbst darin anbetungswürdig aussehen. Du hattest schon recht, als du sagtest, dass sie noch schöner geworden ist.
Das ist aber immer noch kein Grund, so schamlos vor dir zu posieren.
Und deswegen soll ich sie rausschmeißen, oder was? Gibt es überhaupt Ersatz?
Zum ersten Mal schien José etwas ruhiger zu werden.
Das ist der springende Punkt an der Sache. Zwar gibt es Frauen, die arbeiten wollen, aber keine hat auch nur annähernd so viel Geschick darin wie Maria. Ich verstehe das Mädchen nicht.
Dann können wir uns ja die Hand geben. Gestern war sie noch halbwegs zivilisiert, über Nacht ist sie zu einem männermordenden Wesen mutiert.
Wir schwiegen uns eine Weile an, dann ergriff José wieder das Wort.
Weißt du, wie lange Maria auf diese Gelegenheit hingearbeitet hat?
Auf was für eine Gelegenheit?
Er lehnte sich an den Türrahmen und holte tief Luft.
Sie war fünfzehn, als sie dich das erste Mal gesehen hat. Sie war gleich Feuer und Flamme für den Aleman.
Er zeigte auf mich, damit ich begriff, wen er mit dem Deutschen gemeint hatte.
Ich weiß nicht, was sie an dir findet, aber sie ist ganz verrückt nach dir. Keiner, auch ich nicht, hat das ernst genommen. Aber wenn ich darüber nachdenke, wie sie immer wieder gefragt hat, was sie tun muss, damit sie sich um dich kümmern darf, dann wird mir Einiges klar. Erst ging es allein schon deswegen nicht, weil sie viel zu jung war, um bei dir zu arbeiten. Du hättest nie ein Mädchen eingestellt, das nicht volljährig ist. Also hat sie die Zeit genutzt, um kochen zu lernen und wie man einen Haushalt führt. Ob du es glaubst oder nicht, sie hat sogar extra eine Schule besucht und Deutsch gelernt. Jedes Jahr kam sie an und fragte, und immer wieder habe ich sie vertröstet. Letztes Jahr, als ihr miteinander getanzt habt, musste ich ihr hinterher versprechen, dass sie sich beim nächsten Mal um dich kümmern darf.
Meine grauen Zellen rotierten. Wie alt ist Maria jetzt?
Fünfundzwanzig! Seit zehn Jahren hat sie sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt und will dich heiraten. Zehn Jahre, in denen sie alle Männer abgewiesen hat, die sich mit ernsthaften Absichten annäherten.
Das glaub ich dir nicht, José.
Dann lass es, mein Freund, aber es ist so.
Das ist vollkommen verrückt.
Nein, das ist Maria. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie stur wie ein Maulesel.
Warum hast du mich nicht wenigstens gewarnt?
Stefano, ich konnte doch nicht wissen, dass sie so eine Schau abzieht. Außerdem bist du ein Mann, der damit umgehen kann, oder täusche ich mich?
Du täuschst dich leider. Wenn die Lage nicht so prekär wäre, würde ich darüber lachen. Kannst du etwas für dich behalten?
Senor, empörte sich José, ich schwöre bei der Schwarzen Madonna, dass ich ein Geheimnis hüten kann.
Dein Wort reicht mir völlig. Also schön. Anfang des Jahres hatte ich eine Tagung und lernte drei junge Frauen kennen. Weißt du, wie alt sie waren? Du hast einen Versuch.
Ich konnte sehen, wie er nachdachte und schließlich zu einem Ergebnis kam. Josés Kiefer klappte nach unten. Auch fünfundzwanzig?
Richtig, mein Freund. Alle drei haben mich der Reihe nach verführt und eine hat mir später sogar einen Antrag gemacht. Eine andere hat Interesse signalisiert. Und das Schreckliche ist, dass Maria eine Mischung von allen dreien ist. Die Figur hat sie wie Florentine, ihre Haarfarbe ist die gleiche wie Ginas, und ihr Auftreten erinnert mich an Andrea. José, das wird eng.
Das sehe ich genauso. Du musst mit Maria reden, sonst hast du ein echtes Problem.
José war schon fast durch die Tür, als ich ihn noch einmal zurückrief.
Sag mal, wusstest du, dass sie sich hier einquartiert? Maria meinte, dass sie das mit dir abgesprochen hätte.
Wir haben mal die Möglichkeit durchgesprochen, dass sie hier im Gästezimmer übernachten kann, wenn es mal spät wird. Und sie hat sich hier gleich eingenistet?
Ich brummte eine Zustimmung und murmelte Danke.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Maria sah ich den ganzen Tag nicht mehr. Ich legte mich unter einen Sonnenschirm an den Pool, las endlich die Biografie, die seit Monaten zu Hause auf meinem Schreibtisch lag und besorgte mir zwischendurch neue Getränke.
Für mein leibliches Wohl sorgte Maria dennoch. Für mittags hatte sie einen Salat gezaubert und nachmittags stand wieder ein Obstsalat bereit. Nebenbei räumte sie mein Zimmer auf und war auch ansonsten fleißig. José kümmerte sich morgens um den Garten und nachmittags, wegen der Hitze, erledigte er einige Dinge im Haus.
Ich genoss die Lethargie in vollen Zügen, und wenn ich mein Buch mal beiseitelegte, um für ein paar Minuten die Augen zu schließen, kamen mir unweigerlich Marias Formen und Josés Worte in Erinnerung. Er hatte mir die Augen geöffnet und mir gleichzeitig eine große Sorge bereitet.
Ich konnte (und kann) nur schlecht mit den Gefühlen anderer umgehen. Besonders, wenn sie mich in den Mittelpunkt stellten und mit Bindungserwartungen an mich verknüpft waren. Einem Abenteuer mit Maria wäre ich ja nicht abgeneigt gewesen, aber eine Beziehung? Nein, gebranntes Kind scheut nun mal das Feuer. Es funktionierte einfach nicht eine feste Beziehung zu führen, wenn man gleichzeitig einen Job hatte, bei dem man sehr flexibel mit der Zeit umgehen musste.
Schon die Beziehung zu Beate, meiner Exfrau, die ich wirklich über alles geliebt hatte, war daran gescheitert. Mehr wie einmal hatte ich sie versetzt. Genauso oft versprach ich ihr, dass es nicht mehr vorkommt. Ich versuchte mein schlechtes Gewissen mit Geschenken zu beruhigen und gab ihr den Rat, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Das tat sie dann auch, verdammt! Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass sie irgendwo einen Mann traf, der sich für sie interessierte, und ihr die Nähe gab, die sie so schmerzlich bei mir vermisste. Rückblickend hatte ich ihm den Weg mit einer sechsspurigen Autobahn vorbereitet.
So wunderte ich mich nicht wirklich, dass ich eines Tages einen Brief von ihr auf dem Küchentisch fand. Zusammengefasst stand die Wahrheit darin, die ich unbewusst die ganze Zeit mit mir umhergeschleppt hatte. Es war nicht daran gescheitert, dass Beate mich nicht liebte. Ja, sie schrieb selbst in diesen Zeilen, dass sie mich immer noch liebte. Unser Scheitern lag darin, dass ich neben ihr eine andere Geliebte hatte, die sie nicht akzeptieren konnte: meine Arbeit.
Natürlich traf mich der Hammer, und für eine Weile hatte ich Probleme zu akzeptieren, dass Beate mich verlassen hatte. Die Trennung lief ohne Rosenkrieg. Dafür liebten wir uns immer noch zu viel. Ihre Forderungen waren angemessen und ich sorgte dafür, dass sie eine vernünftige Abfindung bekam, obwohl wir einen Ehevertrag aufgesetzt hatten. Wenigstens in dieser Beziehung wollte ich nicht den Eindruck eines Arschlochs machen.
Seufzend erhob ich mich aus meinem Liegestuhl und zog einige Bahnen im Pool. Die Hitze des Tages hatte etwas nachgelassen, und nachdem ich mich abgetrocknet hatte, ging ich hoch in mein Zimmer, um meine neuesten Mails zu lesen.
Ich löschte den üblichen Müll und schaute auf die verbleibenden beiden Mails. Eine war von meinem Chef. Wie immer kam er mit meiner Abwesenheit gar nicht klar. Gerade jetzt hätte er meine Hilfe gebraucht. Pech gehabt, Junge. Ich richtete eine automatische Antwort auf alle Firmenmails mit Hinweis auf meinen Urlaub ein und ließ den Filter gleich mal laufen.
Zum Schluss war da noch eine Nachricht, die ich fast gelöscht hätte. Der Absender sagte mir nichts, der Betreff schien auf Junk hinzuweisen. Ich brauche deine Hilfe! Noch jemand. Wer half eigentlich mir? Meine Neugier siegte dennoch und ich öffnete sie mit dem guten Gewissen, ein vernünftiges Anti-Virenprogramm zu besitzen.
Hallo Stefan, ich bin momentan total genervt. Die Handwerker stemmen unter meiner Wohnung Wände auf. Weiß der Geier, was sie verlegen wollen und wie lange sie noch brauchen. Einen beschisseneren Zeitpunkt hätten die sich echt nicht aussuchen können. In zwei Wochen ist meine Prüfung und ich habe mir extra freigenommen, um dafür zu pauken. Kann ich nicht bei dir lernen? Ich verspreche, dass ich dich nicht stören werde. Bitte hilf mir, sonst werde ich noch verrückt. Andrea.
Ein Seufzen kam über meine Lippen. Natürlich hätte ich gerne geholfen, und es wäre sogar zeitlich ziemlich optimal gewesen, weil ich ja in Spanien weilte. Der Hauptgrund lag darin, dass ich vor meiner Abreise die Alarmanlage scharf geschaltet hatte. Sie ließ sich nur mit einem Schlüssel und einer Tastenkombination am Eingang entschärfen. Natürlich gab es noch jemanden vom Sicherheitsdienst, der das für mich erledigen konnte, aber bei allem Vertrauen, das ich Andrea entgegenbrachte, wollte ich nicht das Risiko eingehen, dass sie mal in Gedanken das Haus verlässt und dann vergisst, die Alarmanlage wieder einzuschalten.
Hängen lassen wollte ich sie auch nicht. Dafür war mir Andrea zu sehr ans Herz gewachsen. Blieb noch die Möglichkeit, ihr ein Zimmer in einem Hotel zu buchen. Das würde sie aber bezahlen wollen, was sie nicht konnte. Billiger kommt ein Flug nach Spanien, ging es mir plötzlich durch den Kopf.
Ich hörte Maria unten in der Küche mit Töpfen und Pfannen hantieren, und sogleich erinnerte mich an ein weiteres ungelöstes Problem. Scheiße! Ich saß ganz schön in der Tinte. Wenn José recht hatte, wovon auszugehen war, würde sie mir in den kommenden beiden Wochen nachstellen, und ich wusste wirklich nicht, ob ich ihr auf Dauer widerstehen konnte. Da würde ein bisschen Unterstützung nicht schaden. Solange José arbeitete, war ein Angriff von Maria nicht zu erwarten. Andererseits konnte ich mir nach ihrer gestrigen Vorstellung beim besten Willen nicht ausmalen, dass Maria sich von meiner Zurechtweisung am Morgen in ihren Plänen beeinflussen ließ. Irgendwann, wahrscheinlich abends oder am Wochenende, würde Maria ihre weiblichen Trümpfe ausspielen. Dem zu entgehen hätte ich eine Barrikade vor meinem Zimmer errichten müssen, was sich aber mit meiner Idee von Urlaub nicht einmal ansatzweise deckte.
Wieder fiel mein Blick auf den Bildschirm. Wenn ich nun einen Wachhund hätte, der Maria in Schach hält, dann wäre mir ungemein geholfen. Es muss ja nur jemand anwesend sein. Das Echo hallte nach, während die Buchstaben vor mir zerflossen.
Wie so oft, wenn ich ein kompliziertes Problem hatte, nahm ich ein weißes Blatt Papier und schrieb meine Gedanken dazu auf, und plötzlich standen zwei Namen auf dem Papier und ein Grinsen eroberte mein Gesicht von oben nach unten.
Was kostet denn jetzt so ein Flug? Ich ließ meine Finger über die Tastatur und diverse Vergleichportale flitzen. Schnäppchenpreise waren in der Nachsaison keine zu ergattern, Rentnern und Kegelclubs sei Dank, aber der nächste Flug ging schon heute Abend. Jetzt nur nichts falsch machen. Ich brauchte unbedingt Andreas Personalien. Das sollte mit einem Anruf zu klären sein.
Ich wählte ihre Nummer aus dem Handy. Nach drei Mal Klingeln war sie dran.
Sie meldete sich gleich mit Hallo Stefan!
Andrea, Kind in der Not.
Da sagst du was. Verfluchter Mist. Ich habe einen Schädel, als hätte ich drei Tage lang durchgefeiert. Kann ich bei dir lernen?
Ja und nein. In Deutschland geht nicht. Zu kompliziert. Aber was hältst du davon, wenn du mich besuchst, wo ich gerade bin?
Wo bist du denn gerade?
In meinem Häuschen bei Santa Pola. Pass auf: Ich brauche mal deine Daten. Dann rufe ich dich wieder an. Vielleicht kann ich dir helfen.
Zuerst musste ich ihr erklären, wo Santa Pola lag, dann gab sie mir ihre Angaben durch.
Ich kann dir nicht versprechen, ob das heute noch was wird, aber du kannst schon mal deinen Koffer packen. Spätestens morgen kommst du zu mir herunter. Unter einer Bedingung, nein zwei: Erstens lernst du fleißig für deine Prüfung, und zweitens erfahren Floh und Gina nichts. Versprochen?
Ich hörte ihren Luftsprung durchs Telefon.
Wie geil ist das denn? Verlass dich auf mich. Ich sage kein Sterbenswörtchen. Danke, danke, danke!
Ein Knopfdruck von meiner Seite beendete das Gespräch. Die Zeit drängte. Als Nächstes rief ich die Fluggesellschaft an und schilderte mein Problem. Oh, einen Moment!, und schon hing ich in einer Schleife mit Gedudel der übelsten Sorte. Eigentlich sollte eine Telefonmelodie die Nerven beruhigen, doch ich trommelte immer wilder mit den Fingern auf der Tischplatte.
Nach endlosen Minuten war ich dann glücklicherweise mit jemand verbunden, dem ich danach sehr verbunden war. Der freundliche Herr erklärte mir, dass die Tickets am Schalter der Airline hinterlegt würden. Ich hätte ihn knutschen können.
Die Wahlwiederholung stellte die Leitung zu Andrea erneut her.
Okay Andrea, wie weit bist du mit dem Kofferpacken? Ich hatte die Begrüßung gleich weggelassen, denn nun zählte jede Minute.
Stefan?
Ja, also was ist?
Ich habe ein paar T-Shirts rausgelegt.
Fein, leg sie zu deinen Büchern. Ich ruf dir jetzt ein Taxi.
Stefan! Ich muss doch
Keine Zeit, Mädchen. Sieh zu, dass du deinen Pass hast und deine Bücher. Alles andere wird sich finden. Merk dir Schalter 23. Die Tickets liegen an Schalter 23.
Unhöflich warf ich Andrea wieder aus der Leitung, um gleich darauf ein Taxi zu ihrer Adresse zu bestellen. Ich zahlte vorab mit der Kreditkarte, die schon vor mir lag.
Zu gerne hätte ich jetzt Mäuschen gespielt, wie Andrea in Hochrotation gelangte. Doch jetzt konnte ich nur noch warten. Der Flug ging in einer guten Stunde, zwei Stunden drauf würde die Maschine in Alicante landen. Blieben also etwas über drei Stunden, um Maria und José auf einen weiteren Gast vorzubereiten und mit dem Wagen zum Flughafen zu kommen. Das war alles zu schaffen und ein Hochgefühl wie selten breitete sich aus. Wie schnell sich doch Vorzeichen drehen lassen!
Liebesdinge und Zimmerfragen
Ich warf mich schnell in einen hellen Leinenanzug und hüpfte geradezu die Stufen hinunter in die Höhle des Löwen.
Maria sah mich missmutig an, hatte sich aber tatsächlich eine Jeans und ein schlabbriges T-Shirt übergeworfen. Damit sah sie zwar immer noch zum Anbeißen aus, aber ihre göttlichen Formen waren wenigstens etwas kaschiert.
Maria, wir bekommen noch einen Gast, eröffnete ich das Gespräch.
Sie erstarrte und sah mich an, als sei ich völlig übergeschnappt.
Was heißt das, wir bekommen noch einen Gast?, formulierte sie es in Worten.
Das heißt, dass wir noch einen Gast bekommen. Eine Freundin von mir kommt zu Besuch.
Eine Freundin? Ich dachte, du hast keine Freundin. Die Freundin spuckte sie regelrecht aus.
Wer sagt das? Ich bin nicht verheiratet und lebe in keiner festen Beziehung, aber ich habe schon Freunde. Männer und Frauen gleichermaßen. Und hin und wieder habe ich auch Affären. Mit Frauen. Auf jeden Fall kommt Andrea hier herunter, um für ihre Prüfung zu lernen.
Ich verstehe. Wie kann man so viel Enttäuschung in zwei Worten unterbringen? Sie knickte regelrecht zusammen. Jetzt war wieder Aufbauarbeit zu leisten.
Maria, komm setz dich mal hierhin.
Zögerlich tat sie mir den Gefallen. Wie eine gebrochene Frau tastete sie sich zum Stuhl.
Ich dachte, du suchst eine neue Frau
Der Rest ging in ihrem Schluchzen unter. Ich ließ ihr erst mal Zeit für ihren Kummer. Tränen helfen. Als sie sich etwas gefangen hatte, versuchte ich eine Erklärung.
Hör mal, ich habe keine Zeit für dauerhafte Beziehungen. Das klappt nicht. Was meinst du, warum ich geschieden bin?
Ich legte ihr tröstend meine Hand auf ihre Schulter und reichte ihr Taschentuch, in das sie geräuschvoll ihren Frust blies.
Aber
Ich bin anders. Ich werde auf dich warten. Immer. Ich liebe dich doch. Der Restrotz fand seinen Weg in das Schnupftuch.
Maria. He, Kleines. Ich mag dich doch auch, aber es gibt Menschen, wie mich, die sind für etwas Ernsthaftes einfach nicht geschaffen. Früher oder später würde es scheitern.
Bis dahin wäre es schön! Jetzt war Maria bockig.
Nein, wäre es sicher nicht. Ich bin kein Mann, der dir eine starke Schulter bieten kann, wenn du Sorgen hast, weil ich einfach nie daheim bin. Vielleicht mal samstags oder sonntags oder im Urlaub. Aber oft eben nicht. Beate ist damit nicht zurechtgekommen, dass ich plötzlich auf Dienstreise musste, obwohl wir ein Wochenende auf Sylt gebucht hatten. Glaub mir, du würdest armselig zugrunde gehen.
Maria glaubte es mir zwar nicht, merkte aber, dass sie nicht weiterkam. Sie wischte sich mit den kurzen Ärmeln noch eine Portion Augenwasser weg. Dann stand sie auf und ging zum Herd.
Möchtest du was essen?
Ich fand das richtig tapfer, wie sie um ihre Fassung rang.
Gerne, aber nur eine Kleinigkeit. Ich hole Andrea gleich vom Flughafen und wir werden dann später noch mal was essen.
Liebevoll füllte sie mir einen Teller mit kleinen Vorspeisen und stellte ihn vor mich hin.
Wo soll Andrea schlafen? Ich könnte hier auf der Couch die Nacht verbringen.
Eine sehr praktische Frage, an die ich bisher tatsächlich noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Und eine Problematische obendrein. Das zweite Gästezimmer oben hatte ich zu einem Haushaltsraum umbauen lassen. Ein bisschen bescheuert war das schon gewesen. Parterre wäre es praktischer gewesen, aber damals dachte ich, es macht Sinn, wenn die Bügelanlage gleich bei den Gästezimmern steht.
Es gab noch ein weiteres Zimmer auf der oberen Etage, das mit allerlei Krempel gefüllt war. Das würden wir so schnell nicht hergerichtet bekommen. Wenn ich morgen mit José zwei Stunden aufräumte, war es eine Alternative, aber für die Nacht kam es nicht infrage.
Blieben noch das von Maria belegte Gästezimmer und meins. Letzteres schloss ich direkt aus. Das konnte ich weder Maria noch mir antun.
Am besten wäre es, sie würde eine Nacht bei dir schlafen. Das Doppelbett reicht doch für euch beide. So müsstest du nicht im Wohnzimmer schlafen und morgen machen wir dann das dritte Zimmer für Andrea klar.
Zu meiner Überraschung war Maria gleich einverstanden und mir fiel ein Stein vom Herzen. Wir hatten wohl den gleichen Gedanken: Wenn Andrea bei ihr übernachtete, konnte sie mir nicht an die Wäsche. Maria allerdings auch nicht.
Danke, Maria. Innerlich klopfte ich mir auf die Schultern für diese geniale Lösung. Vielleicht konnte ich José zu einer kleinen Sabotage beim Zimmeraufräumen anstiften. Dann hätte das Provisorium für den Resturlaub bestand und ich meine Ruhe.
Warnungen
Ich informierte José grob über die Änderungen. Er hatte sich gerade eine Zigarettenpause verordnet, während er mir aufmerksam zuhörte.
Stefano, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Zumindest hast du mit Maria geredet. Das ist ja schon mal was. Wie ist denn diese Andrea so?
Die beiden werden sich wohl zusammenraufen. Andrea kennt meine Auffassung zum Thema feste Bindung und hat kein Problem damit.
Das ist aber wohl nur eine Seite der Medaille. Auch wenn es mich ja nichts angeht, aber was machst du, wenn Andrea mit dir sagen wir mal kuscheln will?
Ich hoffe, das weiß Maria zu verhindern.
Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Freund. Wenn sie es allerdings mitbekommt, würde ich nichts mehr essen oder trinken wollen, was sie euch reicht.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, musst du dir was einfallen lassen, warum wir das dritte Zimmer nicht nutzen können. Solange die beiden gegenseitig auf sich aufpassen, ist das Risiko insgesamt geringer. Vielleicht findest du ja Schimmel in dem Zimmer?
Du weißt, dass ich nicht lüge, und Schimmel wirst du in keiner Fuge in diesem Haus finden.
War ja auch nur eine Idee, wiegelte ich ab. Ich wäre dir nur ungeheuer dankbar, wenn du einen plausiblen Grund liefern könntest.
Ich blickte auf meine Uhr.
Danke schon mal und schönen Feierabend. Ich fahre jetzt mal los.
Kopfschüttelnd blickte er mir hinterher und schnippte seine Kippe ins Blumenbeet. Er würde sie spätestens morgen wieder herauspicken. Da war ich mir sicher.
Hanteltraining
Die Wirtschaftskrise Spaniens machte sich positiv auf der Strecke zum Flughafen bemerkbar. Kaum Verkehr. Ich suchte einen Sender mit halbwegs akzeptabler Musik und klopfte den Takt mit. Es war ja nicht sonderlich weit, aber dennoch war ich froh, dass ich gleich einen Parkplatz im Parkhaus fand.
Wie lange war das jetzt her, dass ich Andrea zuletzt gesehen hatte? Vier, nein fünf Monate waren seit dem sagenhaften Wochenende vergangen. Wie sie wohl aussah? Bei Frauen im Allgemeinen, bei Kosmetikerinnen und Friseurinnen im Besonderen, waren optische Veränderungen oft an der Tagesordnung. Womöglich hatte Andrea sich ein neues Bildchen an pikanter Stelle stechen lassen, welches sie mir gleich zu zeigen gedachte. Ich freute mich auf den kleinen Wildfang. In ihr erkannte ich meine eigene Rebellion gegen das Establishment wieder, bevor ich selbst ein Teil davon geworden war. Ein klitzekleines Stück Wehmut packte mich bei den Gedanken an meine eigene wilde Jugend.
In der Ankunftshalle suchte ich mir einen strategisch günstigen Platz und richtete mich häuslich auf eine längere Wartezeit ein.
Wie immer, wenn ich auf Flughäfen saß, ließ ich meine Augen durch die Gegend streichen. Zu sehen gab es genug. Freunde und Angehörige, manchmal Geschäftspartner, warteten auf die Reisenden. Ihnen allen konnte man eine gewisse Anspannung anmerken, und mir erging es nicht anders.
Die Anzeigetafel gab bekannt, dass der Flug gelandet war. Immerhin schon etwas. Jetzt würde es sich nur noch um Stunden handeln können, bis Andrea mit ihrem Koffer kam. Ich stand auf, drehte eine Runde durch die Halle, und wie ich bei meiner Bank wieder ankam, hatte sich ein älterer Herr auf meinen Platz gesetzt. Mist!
Also spielte ich Tiger hinter Gittern und legte einen viereckigen Trampelpfad durch die Halle an. Es dauerte eine Weile, im Gelände wäre eine fünf Zentimeter tiefe Furche zu finden gewesen, dann strömten die ersten Passagiere aus der Gepäckausgabe. Ziemlich zum Schluss kam eine abgehetzte Andrea, die mit Koffer und Tasche hantierte.
Nett sah sie aus in ihrer knackig engen Jeans und dem T-Shirt mit buntem Aufdruck Hände weg von meinen Möbeln. Ansonsten hatte sie sich kaum verändert.
Sie hatte mich noch nicht erkannt, als ich ihr auf die Schulter tippte. Sekundenbruchteile blickte ich ihre verwirrten Augen, dann tat sie einen Schrei.
Stefan! Du bist und bleibst ein total verrückter Kerl. Lass dich knutschen!
Andrea ließ alles fallen und sprang mir an den Hals.
Na?, fragte ich scheinheilig. Hast du eine gute Anreise gehabt?
Es ging alles so schnell, ich habe bestimmt die Hälfte vergessen.
Ach, das wird sich finden. Hauptsache, du hast deine Bücher dabei.
Noch einmal wurde ich kräftig von allen Seiten geküsst, und dann kam ich für eine längere Zeit nicht mehr zu Wort. Das Taxi war wohl zehn Minuten nach meinem Anruf vorgefahren und Andrea hatte natürlich bis zuletzt noch Sachen in den Koffer gestopft. Erst in der Schlange vor dem Schalter hatte sie die letzten Kleiderzipfel innerhalb des Klamottentransportgeräts verstaut.
Der Flug selber muss komfortabel gewesen sein. Ich hatte Linie gebucht und mangels Alternative first class. Auf jeden Fall war Andrea ganz begeistert. Sie kannte sonst nur die Touristenbomber.
Somit war alles in schönster Ordnung, als wir wieder gen Süden fuhren.
Okay, heute Nacht wirst du bei Maria übernachten müssen, schob ich zwischen zwei Atemzügen ein.
Wer ist Maria?
Sie hält im Haus für mich Ordnung und kocht ganz hervorragend. Mehr Information war aus meiner Sicht nicht notwendig. Ich war sowieso schon auf den Moment gespannt, wenn sich die beiden gegenüberstehen würden.
Auf jeden Fall will ich mit José versuchen, ein Zimmer für dich klarzumachen. Eine Nacht wirst du es wohl aushalten.
Ich kann doch bei dir schlafen. Dann könnte ich dir schon vielleicht schon mal die Zinsen bezahlen. Ganz schön abgezockt.
Lass mal gut sein. Du bist nicht zu deinem Vergnügen hier und ich will mich auch etwas erholen. Und außerdem, ich hob ihr den Finger drohend vor die Nase, bezahlst du nie, hörst du, nie mit deinem Körper für etwas!
He, he, ist doch nur ein Scherz gewesen. Du kennst mich doch. Ich mach das gerne. Vor allem mit dir.
Wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte ich gerade sehen können, wie sich ihre Miene verfinsterte, als sie weiter sprach.
Seit der Nacht mit dir hat es echt keiner der Typen auch nur annähernd gebracht. Alles Luschen. Echt jetzt. Und das geht nicht nur mir so. Floh hatte ein paar Kerle, Gina auch, ich sowieso, aber das war nicht der Burner.
Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber vielleicht solltest du den Jungs mal sagen, wonach dir zumute ist. Ein bisschen Erziehung im Lotterbett können die meisten ganz gut vertragen. Du wirst sehen, das wirkt Wunder.
Hab ich ja versucht. Der Letzte wollte nur seinen Spaß und hat sich, als er fertig war, einfach rumgedreht und geschnarcht. So schnell war ich noch nie in meinen Klamotten. Ich war noch nicht halb so weit, und der lässt mich einfach so liegen. Arschloch!
Ich wollte sie nicht weiter mit einer Bemerkung über die Verwendung von Arschlöchern reizen, dennoch kam ich nicht umhin, mir einen zu griemeln. Gerade Andrea stand doch auf Analsex, aber der schien im Moment nicht mit ihrer Ausdrucksweise gemeint zu sein.
Irgendwie tat sie mir sogar leid. Ich wäre wirklich gerne in die Bresche gesprungen, weil ich ja wusste, was ich verpasste, aber Josés Warnungen, dass Maria möglicherweise für unser vorzeitiges Ableben sorgen könnte, machten mich extrem vorsichtig. Damit wäre meine ganze Altersvorsorge vergeblich gewesen.
Um noch einmal auf das Ausgangsthema zurückzukommen. Du wirst dein Zimmer haben, ich habe meins, und das bleibt auch so.
Warum das denn? Ich meine, ich lerne doch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag. Komm schon, du hast doch Bock, mich noch mal zu vögeln, oder?
Um Klartextansagen war Andrea nicht verlegen.
Würde ich Nein sagen, würde ich lügen. Aber es geht nicht. Im Haus herrscht Maria, und damit Zucht und Ordnung.
Das glaub ich jetzt nicht. Bist du so ein Spießer geworden, oder tust du nur so?
Ich tu nur so. Ich hänge einfach an meinem Leben. Das ist alles.
Na, dann ist diese Maria aber sicher ein Drache!
Ich war nahe dran aus der Deckung zu kommen und die Wahrheit über Marias Erscheinung herauszuposaunen, biss mir aber rechtzeitig auf die Zunge.
Sie ist so alt wie du und streng katholisch erzogen. Wir wollen sie doch nicht vom Pfad der Tugend abbringen.
Dann ist sie noch Jungfrau?
Was weiß ich? Es gehört nicht zu meinen Einstellungskriterien, und ich habe sie weder gynäkologisch untersucht, noch habe ich sie eingestellt. Dafür ist José zuständig. Ich will nur nicht, dass sie einen falschen Eindruck von mir bekommt. Das muss doch reichen.
Sie bekäme vielleicht einen anderen Eindruck von dir, aber sicher keinen falschen. Ein leises Kichern kam vom Beifahrersitz.
Du bist ganz schön frech. Ich sollte dich mit deiner Schlange in einem Terrarium unterbringen, so bissig, wie du bist.
Andrea lachte, und dann erzählte sie von ihren gescheiterten Beziehungen. Es waren wohl drei oder vier, aber alle verliefen absolut enttäuschend. Nach anfänglichen Bemühungen waren die Männer, sie nannte sie Jungs, schnell nachlässig geworden. Entweder waren sie sich zu sicher, dass Andrea ihnen verfallen war, oder sie hatten einfach ihr Ziel erreicht und waren ihrer überdrüssig geworden.
So verflog die Zeit und kurze Zeit später bogen wir zu meinem Häuschen in eine schmale Straße ab.
Ganz schön abgelegen, kommentierte Andrea ihren Eindruck.
Es ist genau das, was ich jetzt brauche. Ruhe und Frieden. Außerdem ist ja alles schnell erreichbar.
Ich parkte vor dem Haus, ging um den Wagen und hielt Andrea die Tür auf.
Mit kleinen Sachen gibst du dich auch nicht zufrieden, oder?, fragte sie mit Blick aufs Haus.
Es war günstig, als ich es damals kaufte, und ziemlich heruntergekommen.
Den Koffer übernahm ich wieder. Dafür, dass Andrea nur wenig Zeit zum Packen hatte, war dieses Monstrum ganz schön schwer geraten. Aber das war mir ja schon bei ihrem ersten Besuch aufgefallen, und so verkniff ich mir einen Kommentar und schleppte stattdessen die unhandliche Hantel ins Haus.
Hennamalereien
Ich wollte den Moment des gegenseitigen Kennenlernens so schnell wie möglich hinter mich bringen, und als ich hörte, dass Maria noch in der Küche werkelte, rief ich nach ihr.
Hallo Maria, wir sind da.
Das Klappern verstummte, und Augenblicke später stand Maria sich die Hände an ihrer Jeans abwischend vor uns.
Maria darf ich dir Andrea vorstellen? Andrea, das ist Maria.
Die beiden reichten sich höflich die Hände, wobei sie sich gegenseitig taxierten. Ich möchte nicht gerade von Eiseskälte sprechen, die sich breitmachte, aber Liebe auf den ersten Blick war es sicher nicht. Am ehesten würde ich es mit distanziertem Interesse bezeichnen.
Tja dann
Hast du noch einen Happen zu Essen für uns übrig? Du hast doch Hunger, Andrea?, versuchte ich das Gespräch in Gang zu bringen.
Zeitgleich kam ein verhaltenes Ja aus beiden Mündern. Das Gepäck konnte bleiben, wo es war. Das konnte noch später versorgt werden. Ich schob beide Damen vorsichtig Richtung Küche.
Gut, ihr Plaudertaschen, dann schlage ich vor, dass wir uns der gemeinschaftlichen Nahrungsaufnahme widmen. Nimmst du lieber ein Bier oder trinkst du ein Glas Wein mit, Andrea?
Was für ein Bier gibts denn?
San Miguel.
Okay, dann lieber auch einen Wein, wenn es kein richtiges Bier gibt.
Mir schien, dass Andrea ihre Scheu recht schnell ablegte, und gleich die Gelegenheit nutzte, mal die Teutonin heraushängen zu lassen. Maria nahm es locker, weil sie auch Wein bevorzugte. Deshalb ging die Spitze ins Leere. Ich war gespannt, wie sich die Sache noch entwickeln würde.
Das Abendessen konnte man getrost als köstlich bezeichnen, und Maria sah auch richtig zufrieden aus, wie ich mit Andrea hereinhaute. Auch beim Wein herrschte allgemeine Zufriedenheit. Andrea ignorierte das vor ihr stehende Wasserglas und nahm zwischen zwei Happen immer einen guten Schluck des kräftigen Weins. Jedem anderen Menschen hätte ich wohl nicht nachgeschenkt, bei ihr machte ich mir keine Sorgen.
Wir hinterließen die Teller so sauber, dass man sie so auch wieder hätte in den Schrank räumen können. Der letzte Soßenrest wurde noch mit Brot aufgetunkt. Danach ließ Andrea sich nach hinten sinken und brachte einen Rülpser vom Stapel, der einem kapitalen Zwölfender in der Brunft gut zu Gesicht gestanden hätte. Maria und ich schauten erst uns und dann Andrea an.
Was denn?, fragte Andrea, als sie unsere entgeisterten Blicke aufschnappte. Kennt ihr nicht den Spruch Warum furzet und rülpset Ihr nicht? Hat es Euch nicht geschmacket? Das war als Kompliment an die Küche zu verstehen.
Ich kannte zwar das Zitat, hielt es allerdings für eine Reminiszenz an Zeiten, als sich Menschen noch von Baum zu Baum schwangen.
Nichts für ungut, Andrea, aber das brauch ich nun wirklich nicht. Danke fürs leckere Essen, Maria, würde reichen.
Andrea brach zwar nicht in stehenden Ovationen aus, meinte aber, dass sie durchaus lernfähig sei, und entschuldigte sich sogar. Ich ließ es dabei, denn ich hatte den Eindruck, dass sie absichtlich provozierte.
Gut, dann würde ich vorschlagen, wir zeigen dir jetzt mal dein Zimmer für heute Nacht.
Maria entschuldigte sich, sie wolle noch den Spül machen, käme dann aber nach.
Es kostete mich einige Anstrengung, nicht angestrengt auszusehen, wie ich Andreas Koffer die Treppe hochbrachte.
Stefan?
Ja?
Morgen bekomme ich doch ein eigenes Zimmer?
Ich gebe mich gleich dran, wenn José morgen früh kommt.
Danke. Dann nahm sie mich einfach in den Arm und gab mir einen Kuss. Das werde ich dir nie vergessen. Danke.
Ich wurde fast rot dabei. Zu viel Dankbarkeit bekommt mir nicht. Ist schon gut. Hauptsache, du kommst gut durch die Prüfung. Was steht denn an?
Das ist ein Zusatzlehrgang für Naturkosmetik. Ziemlich anspruchsvoll. Man lernt neben der Zubereitung von Cremes und Farben auch beispielsweise bestimmte arabische Muster für Hennamalereien. Bei uns im Viertel sind eine Menge Leute aus der Türkei und so. Da kann ich mir dann ein paar Euros dazuverdienen, wenn bei ihnen ein großes Fest ansteht.
Klingt vernünftig.
Macht auch Spaß. Willst du mal sehen, wie so etwas aussieht?
Ja, warum nicht?
Hätte ich Idiot doch nach Fotos gefragt! Andrea fackelte nicht lange und zog sich ihr T-Shirt aus. Ohne Scham hielt sie mir ihre Äpfelchen entgegen, die sie mit kunstvollen Linien dekoriert hatte.
Na, wie findest du das?
Ich fand ihre Äpfelchen schon seit unserer ersten Begegnung interessant.
Sieht toll aus, aber sag mal, werden normalerweise nicht nur die Hände bemalt?
Schon, gab Andrea zu, aber das Zeug geht dann wochenlang nicht ab und irgendwie muss ich ja üben.
Ist denn Selbstbemalung ein Teil der praktischen Ausbildung?
Nein, genauso wenig wie küssen.
Hä? Was hatte denn küssen mit Naturkosmetik zu tun? Im nächsten Moment drängte sich Andrea an mich. Sie küsste mich, dass mir schwindelig wurde.
Komm schon, lass uns einen Quickie durchziehen!, keuchte sie mir entgegen.
Andrea, ich
Sie fiel mir ins Wort und schaute mir tief in die Augen. Ich brauch das jetzt. Bitte!
Nein.
Doch!
Meine Einwände erstickte sie in noch heißeren Küssen. Überdies fummelte Andrea mir die Hose auf und legte meine Schwellung frei. Im gleichen Atemzug war ihre Hose auch schon zu Boden gegangen.
Fühl mal, wie geil ich bin.
Ihre Stimme war rauchzarte Verführung. Meine Hand wurde zwischen ihre Schenkel geführt. Da kamen keine Zweifel auf. Heißer konnte eine Braut nicht sein.
Rabiat riss sie mir die Unterhose runter. Ich konnte wirklich nicht sagen, dass mich das kalt ließ, wie sie meinen Schwengel massierte.
Ich versuchte eine letzte verzweifelte Gegenwehr und wollte sie von mir wegschieben. Und genau in dem Moment riss Maria die Tür auf.
Kurier des Zaren
Mir wollte gerade der Standardspruch es ist nicht das, wonach es aussieht über die Lippen gehen, doch Andrea war schneller. Ohne von ihrem Tun abzulassen, schaute sie zu Maria, die vor Wut und Enttäuschung zitterte.
Willste mitmachen? Komm her und schau uns zu.
Maria blieb wie angewurzelt stehen, mir fehlten sowieso die Worte und Andrea schälte mich eigenhändig aus meinem Leinenanzug.
Bei mir machte sich durch Marias Anwesenheit ein deutlicher Druckabfall in Leistengegend bemerkbar. Am liebsten wäre ich in einem ganz großen Loch verschwunden. Wohin sollte ich schauen? Das Ganze war einfach zu peinlich. Da hatte ich schon geglaubt, eine Lösung gefunden zu haben, wie ich mir beide Grazien vom Leib halten konnte, und nun das.
Andrea ließ keine Spur irgendeiner Scham erkennen. Ihre Erregung schien sogar durch die unfreiwillige Zuschauerin zu steigen. Vielleicht wollte sie Maria nur deutlich machen, dass sie die älteren Rechte habe, und diese auch zu nutzen gedachte. So eine kleine Machtdemonstration unter Frauen. Auf jeden Fall massierte sie mich an prädestinierter Stelle, schlang ihren freien Arm um meinen Körper und ließ mich ihren heißen Atem am Hals spüren.
Jetzt ist es sowieso zu spät, also können wir es auch zu Ende bringen, flüsterte sie mir leise ins Ohr und brachte es in ihrer eigenen Logik auf den Punkt.
Sie hatte mich schon wieder so weit, dass ich ihr spontan zustimmte. Wo sie recht hatte, hatte sie nun mal recht. Augen zu und durch. Die Konsequenzen würden mich so oder so erreichen. Die Entdeckung durch Maria rückte rasch in den Hintergrund. Warum sollten wir jetzt nicht Spaß miteinander haben, wo ich Monate lang enthaltsam gelebt hatte? Ich nahm Andrea fest in meine Arme, was sie nur ermutigte sich noch enger an mich anzuschmiegen. Fast gleichzeitig spürte ich, wie sie ihr Becken gegen mich drückte und ihre kleinen Brüste mich massierten. Jedes Ding an seinem Platz und mit enormer Wirkung.
Andrea zündete die nächste Stufe und bugsierte mich langsam zum Bett. Immer wieder unterbrachen heiße Küsse unseren Weg. Das war nicht ganz so einfach, wie es sich jetzt vielleicht anhört. Schrittchenweise ging es weiter. Schließlich mussten wir unsere Schuhe abstreifen und auch die bremsenden Beinutensilien wollten abgeschüttelt werden. Das alles geschah, während wir aufs Heftigste rumfummelten. Ihr Po lag immer noch fantastisch in meiner Hand und Andrea reagierte mit wildem Keuchen auf meine Knetereien.
Maria war auch in meinen Gedanken auf einmal ganz weit weg. Als wir die Bettkante erreichten, ließ sich Andrea nach hinten fallen und zog mich in ihrem Sturz gleich mit. Ich landete gottlob nicht auf, sondern neben ihr. Von diesem Moment an waren da nur noch Andrea und ich, die wie die Tiere übereinander herfielen. Meine Hände fanden all die Stellen, die ihr so viel Freude bereiteten. Als es mir gelang einen Finger in ihren knackigen Hintern, und einen anderen in ihre Muschi zu schieben, ging Andrea vollends ab. Heftig keuchend sorgte sie dafür, dass mal der eine, mal der andere Finger tiefer in sie hereinrutschte.
Plötzlich bekam Andrea glasige Augen, bäumte sich auf wie ein scheuendes Pferd und überließ sich ganz ihren Empfindungen. Es kam ihr kurz und ziemlich heftig, wie ich spüren konnte.
Kaum war ihr Höhepunkt abgeflacht, läutete Andrea die nächste Runde ein. Einem wilden Kampf gleich lag mal der eine, mal die andere oben. In dem Tumult brachte ich meine Hände in Sicherheit. So wie Andrea sich gebärdete, musste ich fürchten, mit verstauchten Gliedmaßen aus der Veranstaltung hervorzugehen. Obwohl längst keine Distanz mehr zwischen uns zu überbrücken war, drückte sie sich immer fester an mich. Ja, unsere Körper rieben schon schmerzhaft aneinander. Andrea legte eine solche Leidenschaft an den Abend und ein so enormes Tempo vor, dass mein Bananendampfer unter Volldampf stand.
Zu diesem Zeitpunkt hätte es noch genussvoll für uns beide ausgehen können, aber Andrea hatte auch nicht die Absicht ihre Geschwindigkeit zurückzunehmen. Sie schwang sich einfach im entscheidenden Moment auf mich drauf, griff sich meinen Degen, verfrachtete ihn in ihrer Scheide und ritt schneller wie der Kurier des Zaren. Das war kein Genuss, nicht für mich. Obwohl sie eigentlich ein Leichtgewicht war, hatte ich den Eindruck, dass sie mit der Wucht eines Dampfhammers agierte, und sie legte auch das gleiche Feingefühl an den Tag. Sie schien auf einem absoluten Ego-Trip zu sein. Aus Andreas Warte konnte es eigentlich nichts anderes sein wie aktive Frustbewältigung und hemmungslose Befriedigung ihrer Triebe.
Doch immerhin schaffte sie es, sich in kürzester Zeit sich selbst zu befriedigen. Kein einziger Lustschrei war zu hören gewesen, als es ihr kam. Nur an ihrem schweren Atem war zu erkennen, wie anstrengend es für sie gewesen musste. Ihr Finale fand praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Andrea erstarrte mitten in der Bewegung, während ihre Muschi ein unkontrolliertes Eigenleben entwickelte.
Ich war nur froh, als es vorbei war. Eigentlich hätte es bei mir genauso sein können, aber ich war auf einer ganz anderen Spur unterwegs gewesen und damit meilenweit von einem Höhepunkt entfernt. Ein bisschen echte Wärme und Zärtlichkeit hätte mich von jetzt auf gleich in den siebten Himmel abheben lassen. So aber kam ich mir letztlich irgendwie benutzt vor, austauschbar in der Person und als lebendiger Dildo missbraucht.
Andrea war auf meine Brust gesunken und versuchte zu Verstand zu kommen. Ich hielt sie in meinen Armen und streichelte mechanisch über ihren Rücken. Selten war ich so enttäuscht nach einer Runde Sex gewesen, und das merkte Andrea. Sie musste es gefühlt und an meinen Augen abgelesen haben.
Tut mir leid. Dann gab sie mir einen flüchtigen Kuss und rollte sich neben mich.
Auf diese Weise kam auch mein Anhängsel ziemlich rot und in voller Größe wieder ans Tageslicht. Wäre es anders gelaufen, wäre ich gleich zu neuen Schandtaten bereit gewesen. So aber wartete ich lieber darauf, dass sich alles von alleine auf kompakte Größe reduzierte.
Ein leises Geräusch beim Schließen der Tür brachte mir Maria wieder ins Bewusstsein. Sie hatte während der ganzen Zeit keinen Mucks von sich gegeben.
Mir gelang die Zusammenfassung des Geschehens in einem Wort: Scheiße!
Das kannst du laut sagen, stimmte Andrea zu. Es tut mir echt leid. Ich habe es total verbockt!
Sie lag neben mir und starrte an die Decke. Mir tat alles weh, und überdies quälte mich der Gedanke, wie ich die Kuh vom Eis brachte. Maria würde mich lynchen wollen. Wie hatte mein Plan nur so schnell so gründlich schief gehen können? Ich hätte mich viel energischer wehren müssen. Aber nun war das Kind in den Brunnen gefallen und ich musste retten, was noch zu retten war.