XII
EIN JAHR SPÄTER
Herr Müller hat Wort gehalten. Obwohl ich nichts von der Buchhaltung begriffen habe, stehe ich auf einer glatten Zwei. Aber auch Chantall hielt ihren Kontrakt – mit fatalen Folgen für mich. Ich wurde für Herrn Müller zur Stammnutte. Mittlerweile kenne ich seine Vorlieben und bin es gewohnt, von ihm Montag bis Freitag, jeweils eine Stunde nach Schulschluss benutzt zu werden. Meine Mitschüler wundern sich, aber nicht nur deswegen.
Bereits nach etwa einem viertel Jahr begann ich mich zu verändern. Das lag auch daran, dass Chantall von Woche zu Woche mehr weibliche und nuttige Details an mir ausprobierte. Zum verhängnisvollen Kettchen gesellte sie einen Armring, dann kleine Ohrstecker und eines Tages musste ich mit Halsband in die Schule. Alles war nicht weiter kompliziert, denn es gab ja auch die starke schwule Fraktion in der Klasse, von der ich einige Anträge bekam, die ich aber abwehrte oder vielmehr so tat, als ob ich nichts mitbekäme. Ich tat damit gut, denn eines Tages eröffnete mir Chantall: „Wenn einer von den Jungs was von dir möchte, dann kennst du ja unsere Preisliste.“ Die würde mich glatt zur Matratze für die ganze Schule machen.
Aber nach etwa einem halben Jahr machten sich die Hormone bemerkbar. Ein leichter Brustansatz war zu erkennen, den ich mit weiten T-Shirts zu kaschieren versuchte – bis das Chantall mitbekam. „Also ab sofort wirst du in die Schule mit dezentem Lidschatten und betonten Lippen erscheinen und wenn du fragst, was das soll, dann sagst du eben, du würdest dich als Weib fühlen und seist auf dem Weg dahin“, befahl sie mir eines Tages. Ich heulte, aber es hatte keinen Zweck. Die Hälfte der Klasse grölte, die andere tat so, als ob sie Verständnis hätte, Herr Müller lächelt hintergründig. Seither reagiere ich nicht mehr auf kleine Sticheleien wie „unsere Tunte“.
Ich komme diesem Bild mehr und mehr entgegen. Nach den ersten vier Wochen auf dem Straßenstrich wurden Pia und ich verstärkt im Puff eingesetzt – zwecks weiterer Ausbildung. Mittlerweile gibt es Werbebilder von uns beiden. Einige stammen auch aus meiner Wohnung, die wohl auch verwanzt war. Ich hätte dort ja auf dumme Gedanken kommen können.
Im Bordell war die Hierarchie ganz klar, Pia und ich standen ganz unten. Praktisch bedeutete dass, die Nutten konnten und anfordern und forderten uns auch an. Chantall nannte das „Weiterbildung“. Die Nutten ließen uns ihre Verachtung spüren und behandelten uns entsprechend. Zum Spaß hatten sie irgendwoher eine Art Hundehütte und zwei Fressnäpfe besorgt, aus der wir unser Abendbrot aufnehmen mussten. Hatte eine ***** keine Lust, einen dominanten Freier zu bedienen, griffen sie auf uns zurück – wir waren ja naturdevot. Und das stimmte zu 100 Prozent. Ich leistete keinen Widerstand mehr, ließ alles mit mir geschehen…
Eines Tages merkte ich, dass Chantall etwas mit uns vorhatte. „Ich möchte Euch ein paar Herren vorstellen“, sagt sie. Wir sollen schön hübsch zurechtgemacht erscheinen, allerdings ohne Höschen. Etwa eine Stunde stehen wir auf dem Gang, angestarrt nur hin und wieder von einem Freier und einer der Nutten. Dann höre ich schwere Schritte die Treppe hochlaufen. Etwa fünf Kerle in schwarzen Anzügen kommen hoch, vorneweg geht Chantall. „Das wären die beiden, die eine ist ein Bioweib, die andere ein Schwanzmädchen, ziemlich naiv und willig noch dazu“, sagt sie zu den Herren, die jetzt auf mich und Pia zutraten. Ohne Vorwarnung schob einer der Kerle mir zwei Finger in den Arsch. Ich stöhne. „Das gefällt dir, Schwanznutte?“, raunt er mir ins Gesicht. Ich hauche ja, während ein anderer sich ähnlich mit Pia befasst. „Wir kaufen beide“, sagt einer, der sich im Hintergrund gehalten hat. „Dann können wir ja alles geschäftliche erledigen“, sagt Chantall und die „Delegation“ lässt uns wieder alleine…