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Heimwärts war nichts mehr wie am Morgen. Ich lief, mit einem Gummischwanz im Arsch, Nylons unter den Jeans, drunter auch Slip und BH nach Hause. Jeden, der mir entgegen kam betrachtete ich mit der Vermutung, ob er wohl ahnt, was der Kerl, also ich drunter hat. Ich fürchtete, jeder sieht in mir die Tunte. Dann aber versuche ich die Gedanken zu verscheuchen.
Daheim werfe ich erst einmal alles ab, dusche, denn das Sperma von Kevin war noch an mir dran – mittlerweile als eingetrocknete Kruste. Ich gehe zu Bett mit der festen Absicht, nicht den Befehlen nachzukommen. Irgendwie werde ich schon an den Film kommen – denke ich. Dann schreckt mich mein Handy auf. Ich schlafe fast noch gehe ran und höre Chantall: „Denke daran, was du heute zu erledigen hast.“ Mist, die lassen mich nicht in Ruhe. Also los geht’s. Ankleiden tue ich mich zweimal, denn ich habe beim ersten Mal Nylons und Dessous vergessen. Warum mache ich das?
Also sitze ich mit den Gedanken an mein Darunter in der Berufsschule und kann kaum folgen. „Ist was?“, fragt mich Pete, mein Banknachbar. „Nein nichts“, antworte ich mechanisch. Die Zeit will nicht vergehen. In der Mittagszeit, rufe ich bei dem Wohnungsmakler an. „Ich brauche eine Wohnung, zwei Zimmer“, stottere ich mehr. „Was denn für eine Wohnung, welche Preislage, für Sie alleine und vor allem wo?“, prasseln die Fragen auf mich via Handy ein. Ich murmle weiter, er dringt in mich, ich stottere noch mehr und gehe schließlich verzweifelt zur Seite, um den demütigenden Satz loszuwerden: „Ich komme von Chantalle, heiße Gertrud und sie wissen Bescheid.“ So nun ist es raus, ich hoffe, er will keine Details wissen. „Warum nicht gleich so“, sagt er geschäftsmäßig. Von nun an redet er mich nicht mehr mit Sie an, sondern mit du. Ich werde zu einem Haus in der Bahnhofstraße bestellt, soll bei Müller klingeln und mich als Gertrud melden.
Die Zeit vergeht zäh, aber sie vergeht. Dann fahre ich mit Bus und Straßenbahn zum vereinbarten Treffpunkt. Ziemlich lange ist die Bahnhofstraße, hat dreistellige Nummern. Meine Adresse war dreistellig und das bedeutet, sie liegt in dem Teil der Straße, die ziemlich verfallen ist. Auch das Haus war eine wahre Bruchbude. Der Name Müller war der einzige, der halbwegs auf einem Schild zu lesen war. Ich drücke drauf, weiß nicht ob überhaupt jemand hört, aber ein Tprsummer geht. Ich stoße die Tür auf und gehe unsicher nach oben.
„Na endlich, zehn Minuten zu spät“, empfängt mich ein Typ im schwarzen Anzug. Er passt überhaupt nicht zu diesem Gebäude. Er öffnet eine saubere, aber schon angeschrammte Tür, geht rein ich folge. Die Zimmer sind möbliert, wenn auch etwas abgewohnt, aber alles ist sauber. „Hier sind die Schlüssel, Chantall hat den zweiten Satz, sie zahlt ja auch die Bude“, sagt er. Dann lässt er mich ratlos stehen und geht. Nun bin ich alleine. Lasse mich auf ein knarrendes Bett fall und nicke ein. Wieder weckt mich das Handy. Chantall ist dran, mit neuen Befehlen.
Ich soll mich mit Ihr im Bordell treffen, dazu aber einen Eingang mit dem Schild „Personal“ nutzen. Wie von ihr befohlen habe ich nicht nur Slip, BH und Nylons unter Jeans und T-Shirt am, sondern auch einen Plaug im Arsch. Letzterer macht sich beim Laufen bemerkbar – nicht ganz ohne Schmerzen.
Ich gehe durch die Personal-Tür. Eine ziemlich junge Dame mit schulterlangen blonden Haaren grinst mich an. Irgendwie finde ich im Irrgarten des Etablissements mich zurecht und klopfe bei Chantall. Im ersten Moment erkenne ich sie gar nicht. Sie trägt ein dunkelblaues Kostüm, sieht eher wie eine Geschäftsfrau aus. Na ja, das ist sie in meinem Fall ja wohl auch. „Brav“, empfängt sie mich und zeigt auf den Hocker, den ich vom Vortag her kenne.
Sie lüftet mein T-Shirt und greift in meine Hose, um zu prüfen, ob ich tatsächlich den Slip trage. Dann tastet sie meine Brust ab und stellt fest, dass ich auch den BH drunter trage. „Fein“, sagt sie wieder sehr knapp. „Ausziehen“, kommandiert sie Kalt. Ich streife das T-Shirt ab und lasse die Jeans nach unten gleiten. Dann stehe ich in Slip, Nylons und BH vor ihr. „Hat was von Vogelscheuche“, versetzt sie mir den nächsten seelischen Tiefschlag. „Ich möchte jetzt, dass du rüber ins Bad gehst und deinen Schwanz wichst, bis alles raus ist. Die Tür bleibt auf“, kommandiert sie weiter. Ich zögere, sie schaut streng, ich gehorche. Es dauert etwas, bis ich vollzogen habe, was sie von mir wünschte. Das Sperma landet auf dem gekachelten Fußboden. „Da sind Eimer und Schrubber“, deutet sie in eine Ecke. Ich weiß, was sie will und säubere das Bad.
Regelrecht abgemolken gehe ich nach draußen. Sie hält mir ein Lederhalsband vor die Nase. Ich lege es um. „Wenn du mit so einem Halsband außerhalb der Appartements rumläufst, wissen die Kolleginnen gleich, dass du kein Freier bist, die tragen so was nämlich nur, wenn sie bei einer ***** sind“, erklärt sie mir. Ich beginne zu ahnen, was ich in den Augen von Chantalls Kolleginnen bin.
Mittlerweile kommt die Blondine von vorhin wieder, grinst mich frech an und tituliert mich als „Kollegin“. Das ist Gertrud“, erklärt Chantall. „Gertrud?“, prustet die Blondine und lacht langanhaltend. „Willst du die in ein Dirndl stecken?“, fragt die Blondine weiter laut lachend. „Dafür fehlt ihr momentan die Oberweite“, beteiligt sich Chantall am Bohren in meiner wunden Seele. „Nein, die muss ich langsam aber konsequent erst einmal feminisieren“, wechselt Chantall ins geschäftsmäßige. „Hm, da fehlt ja noch einiges“, sagt die Blondine kritisch. „Deswegen wirst du sie erst einmal schminken, im Bad liegen schon die Utensilien bereit, einschließlich Perücke. Und, es soll beim Outfit keine Zweifel geben“, sagt Chantall. Ich habe keine Zweifel mehr, was das bedeutet.
Nach etwa zwei Stunden habe ich Zentner Schminke auf dem Gesicht, einen knallroten Kussmund und blaue Lidschatten. Mit der Perücke gleiche ich mich der Blondine an. Dazu kommen ein Lederminirock, rote Netzstrümpfe, ein Strapsgrürtel, eine Korsage und Stiefel, die noch nicht so hohe Absätze haben.