Teil 9
Die Wochen vergingen. Ab und zu trafen wir uns, mal bei ihr, mal bei mir, mal unterwegs.
Leider viel zu selten, wie wir beide meinten. Aber es war ja nicht so einfach.
Zum einen der Job, der hatte leider Vorrang. Und unsere Arbeitszeiten überschnitten sich nun mal leider des öfteren. Aber ganz vorne standen natürlich die Kinder, in erster Linie
Sonja's, die wohnten ja bei ihr. Und ich hatte meinen Kurzen ja am Wochenende.
Irgendwann wäre sicherlich die Zeit reif, um den kindern den neuen Partner vorzustellen.
Aber wir waren uns einig, dass dies mit Bedacht passieren sollte. Auf keinen Fall sollten die Kids unter unserer Beziehung leiden.
Diese Beziehung beschränkte sich nicht nur auf den unbeschreiblichen Sex den wir hatten, auch menschlich passte es einfach zwischen uns. Damals waren wir einfach noch zu jung für einander, heute, mit unseren gesammelten Erfahrungen, lag die Sache ganz anders.
Gut Ding will Weile haben sagt man ja immer, vielleicht hätte die weile etwas kürzer sein können. Aber es zeigte sich, dass wie immer in jeden dämlichen Sprichwort ein fünkchen Wahrheit steckt.
Wir freuten uns bereits auf das erste Septemberwochenende. Endlich noch mal ein ganzes Wochenende für uns. Sonjas Kinder waren mit ihrem Vater fürs vorletzte Ferienwochenende
bei dessen Eltern in Norddeutschland. Sie hatten dort einen alten Hof gekauft und Platz ohne Ende. Sie hatten sogar ein paar Tiere übernommen, die jetzt dort ihr Gnadenbrot bekamen,
und so freuten sie die beiden schon sehr auf ihre Grosseltern.
Elke würde mit Martin, ihrem neuen Lebensgefährten, und unserem Sohn das Wochenende in Hamburg verbringen. Natürlich, Speicherstadt, Eisenbahn, davon hatte der kurze schon lange gesprochen. Gerne hätte ich die Tour mit ihm gemacht, aber die Hauptsache war ja,
dass er endlich mal dort hin kommen würde. Die glänzenden Kinderaugen beim Anblick der Wahnsinns Landschaften konnte ich mir sehr gut vorstellen.
Endlich war es soweit, das Wochenende. Sonjas Kinder waren am Mittag abgeholt worden, und Elke & Co. würden am frühen Samstag morgen mit der Bahn abreisen.
16, ich klingelte, hielt den Blumenstrauss hinter dem Rücken versteckt. Sonja öffnete mir die Tür. Die Haare trug sie offen, dazu ein schneeweisses, hautenges Minikleid, rote Pumps. Dazu dunkle, vermutlich halterlose Strümpfe. Sie sah umwerfend aus. Ihre Figur war einfach ein Traum.Wir küssten uns innig zur Begrüssung und ich überreichte ihr den Blumenstrauss. Was für ein Bild, die Rosen passten zu ihrem Outfit als hätte sie das geahnt.
Sie hatte den Tisch bereits gedeckt, zwei schlanke Kerzen brannten, und dazwischen platzierte sie nun die Rosen. Ein stimmungsvolles Bild, schöner hätte der frühe Freitag abend nicht beginnen können.
Sonja hatte bereits gekocht, und ich half ihr beim Auftragen.
Mit einem tollen Essen starteten wir ins Wochenende.
Wir setzten uns anschliessend auf die Couch, liessen leise Musik laufen, tranken einen Rotwein. Obwohl ich eigentlich kein Weintrinker bin, hatte mir Sonja diesen leckeren Tropfen nahe gebracht. Auch zu Hause hatte ich mal eine Flasche aufgemacht, musste aber feststellen, dass die alleine lange nicht den selben Geschmack entwickelte.
Seltsam zwar, aber so war es.
Wahrscheinlich ähnlich wie mit den leckeren Gerichten aus dem Urlaubsland, die zu Hause einfach fade schmecken. Nur war Sonja mein Urlaubsland.
Es war kurz nach halb sieben, und wir waren gerade näher zusammen gekuschelt, als es an der Tür schellte. Wer zum Teufel konnte das sein? Sonja schaute mich kurz an, "Doch hoffentlich nicht die Kinder...?!" und ging zur Tür. Ich blieb sitzen, war gespannt. Wären es tatsächlich die Kidsa, stünden wir vor Erklärungsbedarf, den wir ja zumindest für heute nicht auf dem Plan hatten.
"Oh mein Gott! Nein" hörte ich einen spitzen Schrei von Sonja. War was passiert? Polizei?
Ich wollte gerade aufstehen und nachschauen, als Sonja wieder rief "Was um Himmelswillen machst du denn hier?" Jetzt hörte ich die Freude in ihrer Stimme, und das beruhigte mich erst einmal. "Komm rein, ich glaub es ja nicht!" sagte Sonja, und ich vernahm eine zweite Frauenstimme.
Sonja betrat mit einer Frau das Wohnzimmer. Etwa gleichaltrig wie Sonja, kurze, dunkle, fast schwarze Haare, schlanke Figur, nette Oberweite, sehr angenehme Erscheinung.
Sie trug ebenfalls ein Minikleid, schwarz, ärmellos, nicht ganz so eng geschnitten wie Sonja ihres.
"Rolf, darf ich dir meine beste Freundin vorstellen: das ist Katja" Wow. Das also war Katja...
"Katja, du wirst dich sicherlich an unsere Telefonate damals erinnern, ich habe dir ja schon viel von ihm erzählt. Das ist Rolf, wir haben uns vor einem viertel Jahr wiedergetroffen."
Ich war aufgestanden und gab Katja die Hand. "Freut mich, dich kennenzulernen" sagte ich,
"Sonja hat oft von dir gesprochen". "Ja, freut mich auch,"sagte Katja, " ich hoffe nur, ich komme euch nicht ungelegen?" Sie schaute sich um, auf dem Esszimmertisch standen noch die herunterbrennenden Kerzen, die Blumen, der Rotwein auf dem Wohnzimmertisch. Sie konnte sicherlich eins und eins zusammenzählen. Sonja schaute mich an, als wolle sie sagen 'tut mir leid um unser Wochenende, aber wir haben uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Bitte nicht böse sein'
"Gute Freunde haben die Eigenschaft, dass sie niemals stören können" sagte ich, "setz dich doch bitte zu uns. Ich ging an die Vitrine und holte ein drittes Glas. "Du magst doch auch?" fragte ich Katja. "Ja gerne, danke"
So sassen wir nun zu dritt auf dem Sofa, unsere gemütliche Zweisamkeit war ja jetzt vorbei.
Aber ich freute mich für Sonja, dass sie nach so langer Zeit ihre beste Freundin wiedersah.
5 Jahre wären es jetzt, hörte ich die beiden sagen. Zwar versuchten beide, mich mit ins Gespräch einzubeziehen, aber das gelang den beiden Frauen in ihrer Wiedersehensfreude eher schlecht als Recht. Ein wenig fühlte ich mich Abseits, konnte es den beiden aber beim besten Willen nicht verdenken. So hörte ich den beiden einfach zu, und wenn sich die Gelegenheit ergab, brachte ich mich ein.
Katja war in der vergangenen Woche zu einem Seminar im Bergischen gewesen. Sie war
im Verkauf eines mittelständischen Betriebes für Bedachungszubehör tätig. Ein eher
ungewöhnlicher Job für eine Frau, wie ich fand, aber das sollte ja nichts heissen. Auch bei uns in der Firma waren einige Frauen fachlich ihren männlichen Kollegen vorraus, also warum nicht. Ihr Chef hatte sie zu einer Produkt- und Verkaufsschulung geschickt. Und da es von Lindlar nach Siegen ja nur ein Katzensprung war, hatte sie spontan die Autobahn verlassen.
Sie hätte sich absichtlich nicht angekündigt, weil es nicht absehbar gewesen sei, dass es auch tatsächlich mit dem Besuch klappen würde erzählte sie, und dann ohne Besuch nach Hause zu fahren, hätte ja sicherlich beide enttäuscht.
Ich konnte deutlich die Freude in beider Gesichter ablesen, und freute mich für meine Süsse einfach im Stillen mit.
Schnell verging die Zeit, für die beiden sicher noch schneller, als für mich, und Katja schaute zur Uhr. "Oh Mann, schon halb eins. Sei mir nicht böse meine Süsse, aber ich muss los. Ich hab noch mindestens zwei Stunden Fahrt." Sonja schaute mich an, ich konnte in ihren Augen lesen, ich nickte nur. "Auf gar keinen Fall, du bleibst bitte über Nacht." "Nein Sonja, das möchte ich nicht, ich möchte Euch nicht stören" "Nichts da" Sonja hatte einen bestimmten und kompromisslosen Tonfall angeschlagen, "Du hast Rotwein getrunken, es ist spät, du hast keinen Grund jetzt noch nach Hase zu fahren. Du bleibst hier, basta!"
In der Tat war Katja Single, hatte auch keine Kinder, und so erwartete sie auch niemand.
"Rolf, bitte sag du was dazu, störe ich euch auch wirklich nicht?" sah mich Katja fragend an.
"Nein, keineswegs. Es ist Unsinn, jetzt noch zu fahren, und nach dem Rotwein, um diese Uhrzeit auch einfach zu gefährlich. Bleib doch zum Frühstück, kein Problem"
Sonja rutschte zu mir herüber, gab mir einen Kuss und sagte "Du bist ein Schatz".
Ich öffnete noch eine Flasche Wein, und der Abend ging gemütlich weiter. Die Frauen hatten sich viel zu erzählen, ich hörte einfach zu.
Mit fortschreitender Zeit und damit steigendem Weinpegel wurden die zwei immer alberner, und es wurde auch schon mal getuschelt, mit anschliessenden kichern. Wer kennt das nicht.
Ich fands schön und lustig, wie die zwei sich miteinander freuten. auch wenn ich nicht alles mitbekam und schon manchmal ein bischen neugierig wurde.
"Ich muss mal für kleine Mädchen" sagte Sonja, "kommst Du mit?" fragte sie Katja.
'Wie die Teenager' dachte ich, 'können Mädels eigentlich nicht alleine...' und musste vor mich hin grinsen.
Als die beiden weg waren, fiel mir allerdings auf, dass Mädels eigentlich in Lokalen oder Discos zusammen zur Toilette gingen. Hier, bei Sonja, gab es aber doch nur eine...?