Wer eine veritable Nacktmusterung sehen will, der sollte den heute in der ARD gezeigten Film “Die Freibadclique” ansehen (Mediathek, You Tube etc.). Die Vorlage zum Film ist der gleichnamige Roman von Oliver Storz.
Er verarbeitet seine eigene Musterung kurz vor Kriegsende 1945 als der Gymnasiast zusammen mit seinen männlichen Mitschülern zur Musterung in der örtl Turnhalle gezwungen wird mit Zielrichtung, sich “freiwillig” zur Waffen-SS zu melden.
Auf diesen Autor wurde ich 2008 zufällig aufmerksam, als er im Bay. Rundfunk ein langes Interview über sein Leben gab und dabei sehr viel Raum seiner Zwangsmusterung einräumte:
Alle mussten splitterfasernackt antreten und in der Halle befanden sich jede Menge Krankenschwestern und SS-Frauen, die sie angafften. Was im Film nicht zum Tragen kommt ist, dass man – um die Demütigung noch zu steigern - die Klassenkameradinnen der Gymnasiasten gezielt zum Zugaffen auch noch hinzugezogen hatte (in Schwesterntracht und BDM-Uniformen). Der Autor betonte, daß gerade letzterer Punkt für die Jungs besonders demütigend war (was ich sehr gut verstehen kann; ich denke da auch an die jungen hübschen Assistentinnen, die heute so gerne der Musterungsärztin beiwohnen ). Um die “freiwillige” Unterschrift zu erzwingen, wurden die noch minderjährigen Musterlinge ständig als Schwächlinge und Drückeberger beschimpft und zu Klimmzügen, Kniebeugen etc genötigt. Wer nicht unterschreiben wollte mußte sich wieder hinten einreihen, um dann wieder alles zu wiederholen. Schließlich kam den Jungs dann ein Zufall zu Hilfe: Ein plötzlicher Fliegeralarm führte dazu, daß die nackten Jungs plötzlich nicht mehr von Interesse waren und alle “ZuschauerInnen” ohne Umschweife aus der Turnhalle in den nächsten Luftschutzkeller flüchteten. Was im Film unterschlagen wird ist, daß die Musterlinge in der Halle zurückblieben. Sie waren völlig nackt und Ihre Kleidung war weggesperrt. Keiner traute sich so aus der Halle. Schließlich lief einer im Adamskostüm zum Luftschutzkeller und organisierte die Schlüssel zu den Spinden.
Ich konnte die Gefühle des Autors gut verstehen, wird hier doch gezeigt , wie man erzwungene Nacktheit vor dem anderen Geschlecht gezielt zur Demütigung von jungen Burschen einsetzt, um sie gefügiger zu machen.
Ich selbst wurde 1963 in München gemustert. Bis auf einen waren das alles noch Ärzte aus der NS Zeit. Die Umgang war barsch und herablassend. Mein einziger Trost war damals, daß keine Frauen zugaffen konnten, weil deren Anwesenheit damals im gesammten KWEA verboten war. Die Genitalien wurden nur visuell kontrolliert. Ein Vorhautgeschiebe (das übrigens mit Wehrfähigkeit nicht das Geringste zu tun hat) gab es nicht. Das kam erst auf, als weibliche Ärzte ihr "fürsorgliches" Interesse dafür zeigten.
Wie damals die Musterung im Detail ablief werde ich bei Gelegenheit gerne schildern.