Meine Lage war wirklich alles andere als beneidenswert. Obwohl es, im Gegensatz zu draußen, hier drin angenehm kühl war, klebten mir meine Sachen immer noch am Leib. Auch meine Haltung war unnatürlich. Zwar saß ich auf diesem komischen Teil, hatte aber nur ein Bein darauf liegen, das andere hing so etwas herunter, und ich hatte meine Ellenbogen nach hinten abgestützt. Die Papierauflage unter mir klebte an meinen Oberschenkeln und meinen Pobacken. Ich konnte mich selbst nicht mehr riechen und ich musste endlich und dringend auf die Toilette.
Immer noch schossen kleine Wellen der Übelkeit durch meinen Körper. Nicht mehr so schlimm, wie vor noch etwa zwei Stunden, dafür aber hatte der Schmerz in meinem Fuß, der zuerst ziemlich heftig gewesen war, dann aber wieder nachgelassen hatte, wieder zugenommen. Allein in diesem sterilen Raum gingen meine Augen gebannt, aber auch nicht ohne Angst, zwischen meinem Fuß und den Bildern hin und her, die da seit fünf Minuten an einem Leuchtkasten hingen. Auch sie zeigten meinen Fuß, allerdings als Schatten aus dem Reich der Schatten. Röntgenaufnahmen.
Die liebe Sandra befand in der Notaufnahme der Orthopädie der Marienklinik.
Und warum befand sie sich da? Nun, ganz einfach. Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Wenn es der alten Kuh zu wohl wird, lässt sie sich auf ein Tennisspiel mit ihrer siebzehnjährigen Nichte ein, die in der 1. Jugendmannschaft des Tennisvereins spielt. Und so kann es passieren, dass die junge Vanessa, die alte Sandra über den Platz hetzt und das kann dann schließlich zu einem Unfall führen. Ich werde noch darüber berichten.
Als ich noch darüber nachdachte, klappte die Tür zu. Zwei Menschen kamen herein. Zum einen die Ärztin, mit der ich schon mal gesprochen hatte und zum anderen ein junger Mann mit Milchbubigesicht und reichlich Pickeln darin. Die Ärztin hatte ihren weißen Mantel weit offen stehen, die Taschen voller Krimskrams, der junge Mann hingegen war korrekt gekleidet, hatte den Arztmantel geschlossen und war sichtlich stolz darauf die Insignien der ärztlichen Wissenschaft, wie eben diesen Mantel, den Perkussionshammer und das Stethoskop tragen zu dürfen. Und er hatte einen hochnäsigen Gesichtsausdruck, ganz im Gegensatz zu der Ärztin, die mich freundlich, aber nichtssagend anlächelte.
So Frau Gruber, dann kann es ja weiter gehen. Mal sehen, was de Röntgenbilder sagen. Das ist übrigens Herr Reeb. Er ist Kandidat der Medizin und macht gerade bei uns eines seiner klinischen Praktika. Während sie sich dem Leuchtschirm zuwand, sah ich für einen Moment Herrn Reeb an. Dessen hochnäsiger Blick wandelte sich für den Bruchteil einer Sekunde in ein spöttisches Grinsen und da ich die Richtung seines Blickes sah, wusste ich auch warum. Ziemlich ungeniert hatte er mir unter den Rock geschaut. Ein Problem war das nicht, bei der beschriebenen Haltung die ich eingenommen hatte und bei dem kurzen Tennisröckchen, das ich trug. Reflexartig drückte ich den Rock zwischen meinen Schenkeln nach unten.
Na, das sieht doch gar nicht so schlecht aus. Was meinen Sie, Herr Reeb? Der Junge Mann schusselte neben seine Chefin und betrachtete das Bild. Ich sah deutlich, dass er nur so tat, als ob er was er kennen würde. Das nahm ich ihm nicht wirklich übel. Es ist schwer, Röntgenbilder zu lesen. Zumindest stelle ich mir das vor. Ich erkenne nie, was mir als angeblich deutlich zeigt und erklärt. So wie jetzt auch. Die Ärztin fuhr mit der Spitze eines Kugelschreibers über ein paar Stellen hinweg und ließ seltsame Worte fallen. Eines davon kam immer wieder Talus Sie musste die Fragezeichen in meinen Augen und meine Verzweiflung bemerkt haben, denn wieder lächelte sie fein und ließ dann von den Bildern ab.
Frau Gruber, sie haben sich bei ihrem Sturz am rechten Sprunggelenk verletzt. Es hat eine Verstauchung geben und dabei hat sich an einem Knochen, den man Talus nennt, sehen sie hier, ein kleiner Knochenteil abgesplittert. Das ist eine Talus Splitterfraktur. Mir wurde schon wieder schlecht. Das klang gar nicht gut. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie bekommen jetzt eine Gipsschale und etwas gegen die Schmerzen. Dann gehen Sie nach Hause, legen den Fuß hoch und kommen morgen zur Gipskontrolle. Und in zwei, drei Wochen, sind sie wieder ganz die Alte. Sie müssen dann nur noch ein paar Wochen eine Aircast-Schiene tragen.
Ich ließ mich nach hinten auf die Liege sinken. Kurzer Rock hin, kurzer Rock her. Zwei, drei Wochen? Das konnte lustig werden. Ich musste doch arbeiten. Wie stellten die sich das denn vor? Wie sollte ich den mit Gips durch die Gegend humpeln und wie Auto fahren? Natürlich müssen Sie solange zu Hause bleiben! Ich sehe Sie nachher noch mal! Und draußen waren die beiden.
Ich fand keine Zeit, nachzudenken. Eine Krankenschwester nahm sich meiner an und brachte mich in einen Nebenraum. Wieder auf einer Liege gezwungen, bekam ich meinen angekündigten Gips. Und als Krönung einen wundeschönen, blauen Schutzverband darüber. Ganz, ganz toll! Und dabei hatte der Tag so schön angefangen.
So gegen neun Uhr war ich an diesem Samstagmorgen aufgewacht. Die Sonne, die in mein kleines Schlafzimmer hereinschien, hatte mich wachgekitzelt. Ich verharrte ein paar Augenblicke in meiner Lieblingsstellung, auf der rechten Seite, wie ein Embryo zusammen gekuschelt, bis ich so ganz bei mir war. Dann drehte ich mich, wie jeden morgen, auf den Rücken, strampelte meine Decke weg und streckte mich. Natürlich schob sich mein T-Shirt nach oben, aber was störte das? Ich war ja doch alleine in meiner Wohnung und leider auch in meinem Bett.
Vielleicht ist das der rechte Moment, mich einmal vorzustellen. Ich bin Sandra Gruber, inzwischen 45 Jahre alt und Steuerberaterin von Beruf. Ich lebe alleine, weil die Ehe mit meinem Mann nicht funktioniert hatte. Irgendwie passten wir nicht zusammen und er merkte es schneller als ich. Während ich noch glaubte, wir würden die vorbildliche Ehe eines gut situierten Paares der gehobenen Mittelklasse führen, bumste er schon unsere Sekretärin und einige andere Frauen, die nicht bei drei auf den Bäumen waren.
Als ich ihn dann eines Nachmittags im Büro zwischen dein Beinen von Frau Weick vorfand, fiel ich zwar aus allen Wolken, fasste mich aber ziemlich schnell wieder, zumindest äußerlich, und warf ihn raus. Sowohl aus dem gemeinsamen Büro, als auch der gemeinsamen Wohnung. Und natürlich aus meinem Leben. Frau Weick durfte er mitnehmen.
Das mit der Wohnung und meinem Leben klappte ganz gut, das mit dem Büro weniger. Sein Anwalt war cleverer als meiner und plötzlich musste ich aus dem Büro ausziehen. Die Wohnung, die im gleichen Haus lag, verließ ich dann freiwillig und ließ mich von ihm auszahlen. Mit meinen Kenntnissen und diesem Kapital, machte ich mich in der kleinen Nachbarstadt selbstständig. Das war jetzt etwa zehn Jahre her und ich fühlte mich großartig. Mein soziales Leben war nie besser gewesen, als heute, mein berufliches ebenfalls.
In diesen zehn Jahren hatten genau 3 Männer mein Leben und mein Bett gekreuzt. Der erste war Jean gewesen. Ihn hatte ich im Winterurlaub in Saas Fee kennen gelernt. Er hatte mir im vorbeigehen die Schneebrille aufgehoben, die ich hatte fallen lassen. Am Abend trafen wir uns zufällig wieder in der Lobby des Sporthotels wieder. Und der Zufall wollte es auch, dass wir beim Abendessen nur zwei Tische auseinander saßen. Na ja, was soll ich sagen? Der Mann sah gut aus und war auch sonst interessant. Er kannte sich sehr gut aus in der Gegend und zeigte mir am nächsten morgen ein paar interessante Sehenswürdigkeiten. Und am selben Abend zeigte er mir noch, wie gut er im Bett war.
Nach dieser Woche war ich froh, dass er abfuhr. Sonst hätte ich nach meinem eigenen Urlaub erst einmal Urlaub vom Urlaub gebraucht. Ist doch klar. Tagsüber wedeln auf der Piste und die Nächte in der Bar und schließlich im Bett verbringen. Aber nicht alleine! Das strengt an.
Jean war es übrigens auch, der mir unbedarften Hausmütterchen zeigte, was Sex wirklich bedeuten kann. Er ließ mich wahre Orgasmusserien erleben, wenn er so zwischen meinen Beinen lag und meine Kleine mit der Zunge verwöhnte. Er lehrte mich, meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und er zeigte mir, was Männer mögen, wenn man mit ihrem Schwanz spielt. Mein Exmann hatte da nur sehr eingeschränkte Bedürfnisse. Zumindest bei mir. Busengrapschen, ein bisschen die Muschi feucht machen, dann drauf und rein-raus. Abspritzen, wieder raus, noch mal kurz Busen und Muschi streicheln. Fertig! Jean zeigte mir, dass es auch anders geht.
Etwa zwei Jahre später, holte ich mir Inges Bruder in mein Bett. Inge ist eine gute Freundin, deren Geburtstag wir feierten. Es ging hoch her, der Alkohol floss reichlich und irgendwie war ich den ganzen Tag schon hibbelig gewesen. Warum auch immer, ich becircte Manuel und schaffte es schließlich, das in jedem Satz, den wir wechselten, irgendwelche Andeutungen versteckt waren. Als ich gegen 23.00 Uhr die Fete verließ und mich verabschiedete, wurde ich relativ deutlich. So, ich werde dann mal gehen. Darf meinen Schönheitsschlaf nicht versäumen. Außerdem muss ich ja schauen, dass niemand Ungebetenes in meinem Bett liegt. Eine alleinstehende Frau hat es da ja nicht leicht! Das Wort Ungebetenes betonte ich etwas. Der Erfolg blieb nicht aus.
Schon auf dem Parkplatz holte er mich ein. Eine Frage hätte ich noch! Und als ich ihn auffordernd ansah, Wer ist ungebeten? Ich auch? Nein, du nicht! Wartest du auf mich? Ich muss nur noch schnell meine Jacke holen! Ich nickte. Er stob davon und war nach einer Minute zurück. Manuel fuhr hinter mir her. Kaum waren wir in meiner Wohnung, da fielen wir auch schon über einander her. Offensichtlich hatte er es genauso nötig wie ich.