Während Kirsten im Bad ihre Siebensachen zusammensuchte, drang durch die offen Tür das Kleppern von Geschirr. Marvin, ihr Freund, mit dem sie eben noch gemütlich in der kleinen Küche gefrühstückt hatte, war dabei den Tisch abzuräumen. Eben suchte Kirsten den Behälter für ihre Zahnbürste, als ein schepperndes Geräusch zu hören war und kurz danach das leise Fluchen von Marvin. Ist was Schatz? Fragte sie, doch Marvin gab zunächst keine Antwort.
Wenig später stand er im Bad, an den Fingern klebte Nutella. Mir ist dein Messer runter gefallen.
Marvin wusch sich die Hände, doch dann stand er plötzlich hinter Kirsten, legte ihr die Hände von hinten auf den Bauch und stützte sich vorsichtig mit dem Kinn auf ihrem Kopf ab. Wann wirst du denn abgeholt? Fragte er leise. In etwa einer halben Stunde! Meinte Kirsten nach einem Blick auf die Uhr. Schade, meinte Marvin und lächelte fein. Kirsten legte nun ihre Hände auf Marvins Hände und sah ihn durch den Spiegel an. Und selbst wenn ich später fahren würde, du musst doch auch gleich weg! Marvin nickte betrübt. Wann kommst du wieder? Irgendwann am späten Sonntagnachmittag, frühen Sonntagabend. Marvin hauchte ihr einen Kuss auf das blonde Haar. Bleib mir treu, hörst du? Mit einem spitzbübischen Lächeln antwortete Kirsten, Mit wem denn, mein Schatz!
Marvin war inzwischen gegangen und Kirsten hatte sich kurz im Wohnzimmer auf das Sofa gesetzt. In ein paar Minuten würde Nora da sein. Gemeinsam würden sie Lillian abholen und dann war die Besatzung komplett für das Mädelwochenende. Gemeinsam würde sie in die Ferienwohnung fahren, die Noras Eltern gehörte. Kirsten freute sich. Diese Wochenenden waren immer ein Spaß. Das piepsen ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Ich hab dich lieb, vergiss das nicht. Kuss Marv. Kirsten lächelte und plötzlich waren ihre Gedanken beim gestrigen Abend.
Marvin war ziemlich spät von der Arbeit gekommen und sie hatten auf dem Balkon der kleine Wohnung zu Abend gegessen. Normalerweise setzten sie sich dann irgendwann später vor den Fernseher, doch diesmal interessierte sich Marvin nicht für die Nachrichten. Er sei müde behauptete er. Einige Zeit später im Bett, war von seiner Müdigkeit nichts mehr zu spüren. Eher im Gegenteil. In Kirsten kam die Erinnerung an eine überaus zärtliche und wunderbar lange Liebesnacht hoch. Marvin hatte gemeint, sie müssten sich doch von einander verabschieden, wenn Kirsten für drei Tage und zwei Nächte nicht da sein würde.
Doch die Verabschiedung war, als ginge Kirsten auf eine dreimonatige Südseeexpedition. Imme rund immer wieder, hatte Marvin sie verwöhnt, sie gestreichelt und geleckt, sie immer und immer wieder kommen lassen. Völlig versunken in das schöne Spiel, hatte auch Kirsten ihren Anteil daran gehabt und Marvin auf die Art verwöhnt, die er über alles liebte, nämlich mit ihrem sinnlichen Mund. Ein furioses Finale fand das aufregende Spiel in den frühen Morgenstunden, als sie, getrieben von ihrer Gier und ihrer Liebe, sich so nah kamen, wie es nur irgend möglich war. Immer wieder änderten sie die Stellungen und Kirsten erlebte einen göttlichen Orgasmus, dem Marvin nur wenige Sekunden später folgte. Sich im Arm haltend und zärtlich streichelnd, waren sie dann schließlich erschöpft aber glücklich eingeschlafen.
Nein, Kirsten hatte keinen Grund zur Klage. Marvin war gut zu ihr. Zärtlich und überaus einfallreich. Sie würde keiner, wie immer auch gearteten Versuchung unterliegen. Obwohl, genau in diesem Moment gab es schon eine Versuchung. Die Gedanken an die vergangene Nacht hatten sie mehr erregt, als sie zugeben wollte. Sollte sie, oder sollte sie nicht? Automatisch ging sie ins Schlafzimmer und wühlte in dem kleinen Kästchen herum. Doch dann überlegte sie es sich anders und ging in die Diele. Dort hing ihre Handtasche am Haken. Aus der holte sie den kleinen, silbernen Lippenstift, der gar kein Lippenstift war, oder doch nur im weitesten Sinne.
Schon war sie auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer, als es läutet. Nora! Schnell verschwand der Lippenstift in ihrer Hosentasche. Mit ihrer Reisetasche eilte sie die Treppe hinunter und wurde von Nora mit einem freundlichen, avanti, avanti begrüßt. Sie warf die Tasche in den Kofferraum und setzte sich ins Auto. Nora fuhr wie ein Formel 1 Pilot los und Kirsten hielt sich lachend fest. Wenig später saß auch die Dritte im Bunde im Auto und los ging die Fahrt. Die Zeit verging wie im Flug. Die Mädchen lachten und scherzten, sie sangen die Lieder der CD mit und hatten ausgesprochen gute Laune. Diese gute Laune hielt auch an, als sie für einige Zeit im Stau standen.
Dann verließen sie die Autobahn und die folgten der Landstrasse, die sich sanften Kurven leicht bergan schlängelte. Kirsten öffnete ein Fenster und die frische Luft, die nach Heu und Wald duftete füllte das Auto. Wie immer, wenn sie dieses Wochenende machten, hielten sie gegen Mittag in einem kleinen Ort an und aßen zu Mittag. Das gehörte zu ihrem Ritual, genau wie der Einkauf im Supermarkt, kurz vor ihrem Ziel.
Sie hatten ihre Taschen auf die zwei Schlafzimmer verteil. Nora und Kirsten teilten sich das große Schlafzimmer, Lillian sollte im sogenannten Kinderzimmer übernachten. Wie immer eben. Kurz danach fanden sich alle drei im Wohnzimmer wieder ein. Lillian hatte schon Gläser auf den Tisch gestellt und hielt die erste von vielen Falschen Sekt in der Hand, die sie an diesem Wochenende gemeinsam trinken würden. Der Sekt schäumte in den Gläsern und Kirsten meinte. So Mädels, das lange Wochenende kann beginnen! Man prostete sich zu, die langstieligen Gläser klangen aneinander. Schon hatte Lillian die Flasche wieder in der Hand. Doch Nora hatte nur an ihrem Glas genippt. Ist dir nicht gut? Fragte Kirsten besorgt, doch dann sah sie das Leuchten in Noras Augen. Du bist schwanger! Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Nora nickte.
Die nächsten Minuten redeten alle durcheinander. Seit wann weißt du es? Weiß es Ralf schon? Habt ihr schon Namen? Nora schwieg und lächelte. Eines nach dem Anderen. Wieder klangen die Gläser aneinander, dann setzte man sich und lauschte gespannt Noras Erklärungen. Geahnt habe ich es schon länger, Gewissheit habe ich seit gestern abend. Und bevor ihr Fragt, es ist alles in Ordnung, meint meine Ärztin! Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und stellte es dann auf den Tisch. Ihr seid die ersten, die es erfahren. Ralf hat keine Ahnung! Die Mädels glucksten. Der wird sich noch wundern, meinte Kirsten, wenn er dann nicht mehr ran darf. Wieder lächelte Nora. Noch darf er ja! Und dann ganz leise. Zum Beispiel letzte Nacht! Auch Kirsten lächelte jetzt. Habt ihr das geplant? Nora schüttelte den Kopf. Eigentlich nicht!
Plötzlich herrschte Schweigen. Es war Lillian, die die Stille mit einer zaghaften Frage unterbrach. Wie war es denn? Nora sah sie fragend an. Was meinst du? Lillian wurde rot und druckst herum. Na, ich meine, wie die Nacht war, als es passiert ist? Nora fing an zu strahlen. Wenn man davon absieht, dass es tagsüber war, war es großartig. Eigentlich so wie immer. Voller Zärtlichkeit und Leidenschaft! Dann schwieg sie Es war Kirsten der auffiel, dass Lillian einen bedrückten Gesichtsausdruck hatte. Und plötzlich fiel ihr ein, dass Lillian ja solo war. Eigentlich sprachen sie selten über Sex, aber Kirsten vermutete doch, dass Lillian schon lange keinen Mann mehr gehabt hatte. Sollte sie darauf eingehen?
Ich beneide euch! Meinte Lillian nach einiger Zeit. Mit einem Ruck trank sie ihr Glas leer und goss sich noch einmal ein. Auf Nora, die bald ein Kind der Liebe bekommt, auf dich, Kirsten, die einen tollen Freund hat, und dann leiser, und auf mich, die nichts von all dem hat. Die Stimmung drohte zu kippen! Es war Lillian, die gequält lachend meinte, aber was solls, solange Frau zwei gesunde Hände hat? Es klang irgendwie bitter.
So, und jetzt legen wir uns in die Sonne! Kirsten sagte es und stand auf. In zehn Minuten im Bikini, wieder hier! Die anderen nickten und jede ging in das ihr zugeteilte Schlafzimmer. Während sich Kirsten auszog und ihren Bikini heraus kramte, meinte sie, Lillian kann einem leid tun! Nora nickte und zog ihr Oberteil zurecht. Sie weiß ganz
bestimmt, dass ich letzte Nacht auch nicht ohne Sex war. Wieder nickte Nora. Und sie? Bestenfalls Selbstbefriedigung! Nora sah Kirsten zu, die jetzt in ihr Höschen schlüpfte. Das kann man nicht erzwingen. Sie findet schon auch noch ein Deckelchen. Hoffentlich bald! Die beiden Mädchen verließen ihr Zimmer. Lillian wartete schon auf sie.
Dann lagen sie auf ihren Handtüchern auf der Wiese vor dem Haus in der Sonne. Erst unterhielten sie sich noch träge, doch dann schlief die Unterhaltung nach und nach ein. Die Mädchen dösten weg. Nora und Kirsten hatten in der vergangenen Nacht nicht viel Schlaf bekommen und bei Lillian tat der Sekt seine Wirkung.
Nora war die erste, die wach wurde. Geräusche waren an ihr Ohr gedrungen. Sie richtete sich auf und sah eine Anzahl von jungen Männern genau gegenüber Fußball spielen. Sie sah genauer hin. Die Jungs sahen nicht schlecht aus. Drahtige Gestalten, durchtrainiert und durchweg schlank und muskulös. Sie stupste Kirsten an und die kam widerwillig zu sich. Schau mal. Dessert für die Augen! Auch Kirsten richtete sich auf und schielte durch ihre Sonnenbrille. Sie wollte schon Lillian anstoßen, als sie sich zurück hielt und Nora mit einem Winken des Kopfes aufforderte, den Blick auf Lillian zu richten.
Beide lächelten. Lillian lag so halb auf der Seite, die Beine leicht angezogen. Eine ihrer Hände lag zwischen den Beinen eingeklemmt. Doch nicht an den Knien. Nein, viel, viel höher, nämlich genau auf dem Zentrum ihrer Lust. Die Arme, meinte Nora mitleidig. Warum denn? Das würde ich jetzt auch gerne machen! Nora bekam Stilaugen, doch dann nickte sie. Ich auch! Beide Mädchen sahen sich an, dann prusteten sie los. Und davon wurde jetzt auch endlich Lillian wach.