Kunst ist kein schwammiger, offener Begriff. Lies mal u.a. "Wahrheit und Methode" von H.G. Gadamer oder Kant, Schopenhauer, etc. Erotik kann keine Kunst sein, da sie ein Begehre erzeugt, was sie allenfalls zum Kitsch macht.
Was Kunst ist, ist/war doch eigentlich immer schon eine Frage der Auslegung und Betrachtungsweise. Ich möchte sogar so weit gehen, daß genau das Kunst ausmacht - ihre Lebendigkeit und die Fähigkeit Gefühle auszulösen.
Venusstatuen lockten durch ihre teilweise gewagte Nacktheit schon bei den alten Griechen Reisende in die Tempel und gelten noch immer als Kunst, obwohl sie ursprünglich sogar "kitschig" bemalt waren (was Kant z.B. noch nicht wußte). Japanische Shunga-Drucke lagen zur eindeutig pornographischen Stimulation unter hunderten Kopfkissen - heute hängen sie in Museen... Die Hinwendung des Impressionismus zum Akt jenseits von antikisierenden Scenen galt für das damalige Bürgertum als Pornographie, später diktierte dann ausgerechnet ein Postkartenmaler halb Europa, was "entartete Kunst" sein sollte...
Gibt es "richtige" Kunst also nur im Rückblick, weil wir das ohne die damaligen Zwänge heute besser beurteilen können? Vergessen wir dabei nicht unsere eigenen zeitbedingten Zwänge? Waren die Künstler, die über ihre Zeit hinaus gedacht haben, dann aber Pornographen oder Wegweiser? Und was ist dann mit den Künstlern heute?
Auch Philosophen wie Kant und Gadamer sind trotz ihrer Gewichtigkeit Kinder ihrer Zeit. Was hätte Kant z.B. zu Beuys Fettecke oder gar moderner Performance oder Videokunst gesagt, die ja durchaus mit Nacktheit usw. arbeiten? Selbst manches heutige Sexspielzeug gleicht abstrakten Plastiken, die man sich auch ins Regal stellen kann, obwohl sie primär der Erregung dienen. Es gibt so viele Beispiele. Man kann auch über vieles streiten bzw. diskutieren, aber vermutlich gilt erst einmal alles, was vorherrschenden Gewohnheiten zuwiderläuft nicht als Kunst, bis wir uns damit auseinandersetzen.
Philosophie stellt Fragen, aber sie gibt keine (einfachen) Antworten, denn im stetigen selbstständigen neu denken zeigt sich die Vielfältigkeit unsere Existenz (frei nach Descartes ;)).