Warnung an die verehrten Leser und Leserinnen.
Dies ist keine Erzählung, in der ständig tropfende und was auch immer verspritzende
Geschlechtsteile die Hauptrolle spielen. Wer das erwartet darf getrost das Lesen an dieser Stelle einstellen, er oder sie werden nicht nur nichts verpassen, sondern sich auch manche Frustration ersparen. Denn gelegentlich ist gar von Misserfolgen beim Liebesakt, von sich nicht ausreichend einstellender Erektion, von verpassten Chancen oder - Achtung - sogar von Gefühlen die Rede! Sogar unerotische Alltagsbeobachtungen komme gelegentlich vor!
Mein Ziel ist also keine Abspritzhilfe für wen auch immer, sondern die Geschichte ist nur das Spielfeld für meinen Spaß an Sprache, an Wortschöpfungen und Begriffspielereien. Mein Genuss beim Erzählen ist durchaus sinnlich und mal im weiteren, mal im engeren Sinn erotisch. Meine Sätze sind oft nicht leicht zu lesen, ich genieße langatmige Be- und Umschreibung, geile mich auf an scheinbar unwichtigen ins Abseits führenden Details, und genieße die Erschöpfung nach vollendetem Text ebenso wie nach vollzogenem Verkehr. Meine Geschichten (auch die in anderen Themen von mir) beruhen alle auf wahren Erlebnissen, sie sind in ihrer 'Alltäglichkeit' und 'Normalität' vielleicht nur für einige Wenige erbaulich, so wie auch ich nicht alle Bilder oder Praktiken hier im Forum gleichermaßen erbaulich und anregend finde.
Und weil meine Lust, die Lust am Schreiben, schon gestillt ist, wenn ihr das lest ist, es mir scheißwurschtegal, was ihr davon haltet ;-)). Aber natürlich bin ich auch narzistisch genug, um mich kindlich-kindisch-ausgelassen über Rückmeldungen derjenigen zu freuen, die beim Lesen etwas von meiner Lust beim Schreiben nach- und mitempfinden können...
Club der Außerirdischen
In den Tagen, als mein heiß und innigstgeliebtes Grünauge mich verlassen zu müssen sich und mir eingeredet hat, in diesen Tagen also, in denen vor allem die Nächte, von ablenkenden Aktivitäten gekennzeichnet, besonders anstrengend waren, in jenen Tagen habe ich mich mehrfach in ein Lokal verirrt, dessen Besucher einem sehr engen Altersausschnitt aus der Gesamtbevölkerung anzugehören scheinen: von 27 ½ bis 32 ¾ Jahren, keinen Tag älter oder jünger darf man sein und wieso der Türsteher mich mit meinen 55 plus überhaupt wahrgenommen, nicht abgewiesen und sogar die durch raffinierten Mechanismus sich nach Antippen selbst öffnende Tür angeschubst und somit gewissermaßen geradezu einladend mich in seinen Club herein gezogen hat, blieb mir damals wie heute ganz im Gegensatz also zur sich öffnenden Tür letztlich verschlossen. Wie auch immer ich in diese Räume geraten bin, in denen schon normalerweise drangvolle Enge herrscht, erst recht jedoch an einem Freitag oder Samstag Abend, wobei ich mich auch nicht mehr entsinne, welcher von beiden Tagen damals war, weil es ja auch völlig unerheblich für die weiteren Beobachtungen ist, habe ich mich gewissermaßen als Außenseiter gefühlt, als Außerirdischer, der durch Bruchlandung seines Raumschiffes vielleicht oder einen falsch programmierten Beamer-Strahl an einem gänzlich verkehrten Ort sich wieder gefunden hat nach der Betäubung einer zu hohen g-Belastung durch abrupte Beschleunigung im Versetzt werden von hier nach dort.
Langsam also aus dieser Betäubung erwachend sehe ich mich umgeben, umringt, umzingelt von etwa 30-jährigen Menschen, bei denen die landläufige oder zumindest mir geläufige Bezeichnung beiderlei Geschlechts in überhaupt keiner Weise mehr zutrifft, denn hier scheint es, vergleichbar allenfalls mit den vier klar bezeichneten Himmelsrichtungen Nord, Ost, Süd und West, zwischen denen durch Kombination wie OstNordOst oder SüdSüdWest oder NordWestWest, alle Zwischenrichtungen beschreibbar werden, hier also scheint es alle Arten von MannMannFrauen und FrauMannMännern, sowie MannFrauFrauen zu geben, vereinzelt habe ich auch FrauFrauFrauen und MannMannMänner gesichtet. Mit einer einzigen die Regel bestätigenden Ausnahme sind die hier versammelten Menschen also alles andere als geschlechtslos oder androgyn, zugleich aber auch überhaupt nicht mehr einzuordnen in die recht eindimensionale Unterscheidung Mann oder Frau. Die Ausnahme: der DJ, der, obwohl kein Platz zum Tanzen besteht und Tanzen als Anmachhilfe wohl auch unter der Würde aller hier Anwesenden wäre, der DJ also, der ausschließlich die heißesten Rhythmen auflegt, zu denen sich nur da und dort fast verstohlen ein Bein bewegt, eine Hüfte zuckt, eine Schulter wippt, zu diesem kahlköpfigen, leicht geschminkten aber überhaupt nicht transig oder tuntig wirkenden DJ passt wirklich weder MannMannFrau noch FrauFrauMann oder welche Mischung und Richtung auch immer, ausschließlich mit absolut neutral lässt er sich korrekt beschreiben und auch in andere Kategorien lässt er sich nicht einordnen.
Denn nach einiger Zeit der Beobachtung kristallisiert sich doch noch ein Merkmal heraus, mit dem alle Anwesenden, ohne den schon erwähnten DJ, in zwei klar definierte Gruppen zerfallen: die Einen, die Bier aus der Flasche trinken, natürlich kein normales Bier, wie es auch in normalen Kneipen anzutreffen gewesen wäre und das aus der Flasche zu trinken als ausgesprochen prolohaft hätte bezeichnet werden müssen, nein, es handelt sich schon um gestylte Flaschen mit designten Labels, kurz um mit Limonenschnitzchen im Flaschenhals verzierte Edelmarken mexikanischer Herkunft und die Anderen, die Mixgetränke aus etwa dem gleichen Erdteil konsumieren, nämlich Mittelamerika oder der Karibik, also auch mit Limonenvierteln und viel Eis und noch mehr Zucker und vor allem Rum. Irgendwie intuitiv habe ich mich noch vor dem Erkennen dieser Gesetzmäßigkeit zu der Gruppe der Bier-aus-der-Flasche-um-das-Limonenstück-herum-Trinker angeschlossen und war wie wohl alle anderen Mitglieder dieser Gruppe froh, damit wenigstens für eine Hand eine sinnvolle Beschäftigung, einen sicheren Hort des Aufenthalts, eine unauffällige Aufgeräumtheit erreicht zu haben: die Flasche zu halten oder sie mit lässiger Eleganz an den Mund zu führen, in möglichst kleinen Schlucken das durch Handwärme und Raumtemperatur schnell schal werdende Gebräu möglichst langsam seiner anderen Bestimmung zuzuführen, wobei die eigentliche, die wahre Bestimmung sicher die ist, möglichst lange in der Flasche zu verbleiben, das Getrunken-werden so lange wie möglich hinauszuzögern, um eben die Lässigkeit des in der Hand-gehalten-werdens so lange wie möglich auszukosten und hinauszuziehen.
Mitglieder der anderen, der Caipi-Gruppe, pflegen ausschließlich an den wenigen Tischchen zu sitzen und die Gläser mit ihrem sie kennzeichnenden Getränk vor sich stehen zu haben. Trotz riesiger Strohhalme in geradezu künstlerisch kombinierten Farbräuschen sieht man nie einen der Gruppenmitglieder daran nippen oder gar vom Getränk einen kräftigen Schluck zu sich nehmen über den Strohhalm, der ja längs kein Strohhalm mehr ist, jedenfalls nicht materialmäßig, höchstens noch im übertragenen Sinn als Strohhalm, an den sich der eine oder die andere klammert, wenn das Gespräch oder der Flirt oder die Anmache nicht so läuft wie gedacht oder besser gesagt unter der Gürtellinie erhofft und gefühlt.
Überhaupt die Gürtellinie! Einerseits sitzt sie bei den Wesen mit einem hohen Frau-Anteil meist relativ tief, und ist andererseits gerade im eigentlichen Sinn keine Gürtellinie mehr, weil auf dieser Gürtellinie gar kein Gürtel sitzt, sondern das blanke Nichts vorherrscht, sozusagen eine Nichtslinie definierend, die dennoch aber keinesfalls nur aus Negation besteht, denn auch das Nichts kann Wirkung haben, besonders dieses Nichts kann man nur als alles andere als wirkungslos bezeichnen, im Sinne der Wirkung auf andere. Und manchmal gibt es unterhalb der Nichtslinie, die mal die Gürtellinie war, eine neue Gürtellinie, zumindest sitzt da ein Gürtel, allerdings seiner ursprünglichen Funktion beraubt, nämlich das Kleidungsstück zu dem er gehört, eine Hose meistens, auf der Gürtellinie zu halten und um Passform und korrekten Sitz aufrecht zuerhalten oder überhaupt erst herzustellen. Jetzt sitzt er, der Gürtel, selbst so locker und weit, dass er nichts da halten kann, wo es sitzen soll, sondern eher den Eindruck erweckt, selbst gehalten werden zu müssen, um nicht abzurutschen unter die Linie, die eben keine Gürtellinie mehr ist, sondern eher schon Schamlinie genannt werden könnte, weil mehr oder weniger deutlich bereits der Schamhügel sich ankündigt, der Ansatz der Schambehaarung erkennbar wird, auch ob und wie sie, die Schambehaarung, gestylt und begrenzt oder gar komplett entfernt wurde, dem allgemeinen Wahn der Körperrasur zum Opfer gefallen. Auch Tatoos, die dem Ausschmücken des Genitalbereichs dienen und damit lustfördernd im weitesten Sinne genannt werden können, sind sofern vorhanden ansatzweise sichtbar, auf dem schon erwähnten Schamhügel etwa oder daneben in der Leiste, Stellen jedenfalls, die landläufig schon als hochgradig erogen gelten, die bei zärtlicher Berührung also Schauer der Vorfreude durch den Körper jagen und die jetzt ungeschützt durch Kleidung, offen und den Blicken zugänglich sowieso und wohl auch zufälligen Berührungen, die, sollten sie tatsächlich stattfinden und nicht nur in meiner prüden Fantasie, doch keinerlei Vorfreude signalisieren auf ein weitergehendes Sinneserlebnis mit dem geliebten Partner, sondern durch die Zufälligkeit der Begegnung und des Begegnenden eher abstumpfen denn auf- und anregen.
(gleich geht's weiter)