Das Halsband schnürte mir die Luft ab. Mit beiden Händen griff ich verzweifelt nach der Kette, aber sie zog mich unbarmherzig höher. Bis ich schließlich nur noch auf meinen Zehenspitzen stand. Das erlaubte mir zumindest noch flach zu atmen. Aber ich spürte schon jetzt die Anstrengung in meinen Beinen. Ich hatte Angst. Wie lange konnte ich das aushalten? Würden sie meine Familie in Ruhe lassen? Dann erlosch das Licht im Raum und ich blieb allein in völliger Dunkelheit zurück.
Jede Sekunde protestierten meine Muskeln gegen diese Position. Schmerzten von der ständigen Anspannung. Ich wollte nicht sterben, nicht hier. Nicht jetzt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich nicht mehr, obwohl ich meine Beine immer abwechselte und nur auf einem Stand, fehlte mir irgendwann die Kraft.
Meine Beine sackten mir weg und ich hing nur noch an meinem Halsband in der Kette.
Ich konnte nicht mehr atmen, dann stützte ich mich mit letzter Kraft erneut ab. Einige Male schaffte ich es wieder auf meine Zehenspitzen zu kommen, noch einmal zu atmen.
Ich durfte nicht mein Bewusstsein verlieren, dann würde ich sterben. Das durfte nicht passieren. Meine Hände umklammerten mit letzter Kraft die Kette, ich versuchte mich hochzuziehen. Mein Herz hämmerte vor Angst und der Anstrengung. Wieder gaben meine Beine nach und ließen mich regungslos in der Kette hingen. Ich versuchte, meine Arme zu heben, um nochmals nach der Kette zu greifen, aber ich bekam sie nicht mehr hoch.
Ich wusste das es jetzt vorbei war, ich bekam keine Luft mehr und spürte das meine Lungen leer waren, dann gab mein Körper auf. Das Letzte, was ich noch mitbekam, war ein metallisches Klicken und dass ich hart auf dem Boden aufschlug. Ohne Reaktion blieb ich am Boden liegen, meine Lungen brannten und gierig saugte ich die Luft ein, nachdem der Druck um meinen Hals verschwunden war. Dann verlor ich endgültig mein Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, fror ich, es war kalt, etwas kaltes nasses war in meinem Mund. Verwirrt und erschrocken, spuckte ich es aus. Wo war ich? Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte höllisch, ich hatte Durst. So einen schrecklichen Durst. Und Hunger, ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal gegessen hatte. Mühsam kam ich langsam zu mir. Jetzt erst realisierte ich, dass ich draußen lag, das Nasse in meinem Mund war Schnee. Ich drehte mich auf den Rücken und sah die Sterne über mir. Ich sprang auf und klopfte den Schnee von meinem Körper. Gerade wollte ich um Hilfe rufen, als ich bemerkte, dass ich in unserem Garten war. Wie war ich hier hergekommen? Meine Füße schmerzten im kalten Schnee, der sich in meine nackte Haut biss. Dann sah ich, dass neben mir meine Kleidung lag, eilig zog ich sie an. Als ich meine Sachen wieder anhatte, konnte ich auch wieder an andere Dinge denken. Was, wenn mich jemand hier nackt im Garten gesehen hatte. Nervös schaute ich mich um, aber alle Fenster in der Nachbarschaft waren dunkel. Außerdem war es scheinbar mitten in der Nacht.
Ich stapfte um das Haus und klopfte meinen Mantel ab. Da war auch mein Schlüsselbund und mein Handy. Ich schloss die Tür auf und ging schnell ins Haus. Ohne darüber nachzudenken, rannte ich in die Küche, riss den Kühlschrank auf und stopfte alles, was ich zu greifen bekam, wahllos in mich hinein. Wurst, Käse, Obst, dazu trank ich Milch direkt aus der Tüte. Das meiste schüttete ich an mir vorbei, weil ich so gierig war. Am Boden gab es eine riesige Sauerei. Langsam beruhigte ich mich ein wenig. Sie hatten mich gehen lassen, aber warum? Oder war das wieder ein Spiel? Ich sollte mich sicher fühlen und landete dann doch wieder in diesen Scheiß Räumen?
Plötzlich klingelte mein Handy, erschrocken zuckte ich zusammen. 'Deine Gastgeber' stand auf dem Display. Nervös nahm ich den Anruf an. Eine elektronische Ansage wurde abgespielt.
"Alles ist auf Video aufgenommen. Wie Du Dich selbst quälst, wie Du Dich fesselst, wie Du in die Ecke pisst, wie Du an dem Dildo nuckelst. Soll das unser kleines Geheimnis bleiben, dann wirst Du keinem davon erzählen.
Solltest Du es doch tun, sei Dir gesagt, uns findet man nie. Aber wir wissen, wo Du wohnst. Es ist Deine Entscheidung."
Ich sank auf den Boden, wusste nicht, was ich tun sollte. Aber irgendjemand musste ich das doch erzählen? Oder nicht? Allein das Video machte mir schon Sorgen. Sie hatten recht, sie hatten alles so aussehen lassen, als würde ich mir das alles freiwillig antun. Ich musste auch Luka und Max schützen, sie wussten, wo ich wohnte, wo ich arbeite, sie wussten alles. Und wenn meiner Familie etwas passieren würde, ich würde mir das nie verzeihen. Ein Rascheln im Flur riss mich aus meinen Gedanken, waren meine Entführer doch zurückgekommen? Dachten sie, dass man mir vielleicht doch nicht trauen konnte? Panisch schaute ich zur Tür.
Dann sah ich Lukas und Max, die lachend zur Tür hereinkamen. Überglücklich rannte ich auf die Beiden zu, nahm sie in die Arme und küsste sie.
"Hey? Was für eine stürmische Begrüßung?", lachte Lukas. "Eine Nacht im Hotel der Bahn und Du freust Dich so, uns wieder zusehen?"
"Eine Nacht?"
"Ja, Du hast mir doch geschrieben, dass Du die Nacht im Hotel bleibst, weißt Du das nicht mehr?"
"Doch, doch, natürlich", sagte ich nachdenklich und schaute durch mein Handy. Ich fand die Nachricht, meine Entführer mussten sie abgeschickt haben. Also hatte niemand nach mir gesucht, ich war fast 2 Tage in den Händen dieser Psychopathen und niemand wusste es.
Ich setzte ein Lächeln auf und hoffte, niemand würde es durchschauen. Zusammen mit Lukas ging ich ins Wohnzimmer. Noch an diesem Abend erzählte ich ihm von meinem Ausrutscher mit Sven. Natürlich war er enttäuscht, aber er verstand mich, zumindest sagte er das. Mit Sven hatte ich natürlich nie wieder etwas und auch mit keinem anderen. Ich war glücklich, meine Familie zu haben und würde das nie wieder aufs Spiel setzen.
Ich weiß auch nicht, ob das alles wirklich nur mit meiner Affäre zu tun hatte, aber wenn ja, dann hatte ich meine Lektion gelernt......