Kapitel 3 - Rachefeuer
Der Montagmorgen nach dem Kinoabend fühlte sich für Julia an wie ein Gang durch Treibsand. Ihre Augen waren schwer, die Lider von einer unruhigen Nacht mit zu wenig Schlaf und zu vielen Gedanken gesäumt. Sie hatte sich im Bett hin und her gewälzt, die Bilder von Lea und Tom im Kino hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt: Leas rote Lippen, Toms lustverzerrtes Gesicht, das leise Schmatzen, das sie nicht aus dem Kopf bekam. Dazu kam die Wut auf Silke, die sich mit Karsten weiter vergnügte, und ein verwirrendes Kribbeln, wenn sie an „Schattenschmied“ dachte. Ihr Körper war erschöpft, ihr Geist ein Wirrwarr aus Gefühlen, die sie nicht sortieren konnte.
In der Schule schleppte sie sich durch den Flur, ihren Rucksack schwer über eine Schulter gehängt. Sie trug wieder ihre weiten grauen Pullover und Jeans, die ihre Kurven verbargen. Ein stummer Vorwurf ihrer gescheiterten Verwandlung. Der Matheunterricht war die dritte Stunde des Tages, und als sie den Raum betrat, ließ sie sich auf ihren Platz in der dritten Reihe fallen, nahe genug, um nicht aufzufallen, weit genug hinten, um unsichtbar zu bleiben – zumindest hoffte sie das.
Herr Petersen, ihr Mathelehrer, war ein großer, schlanker Mann Mitte vierzig mit grauen Schläfen und einer Brille, die er ständig auf der Nase hochschob. Er hatte eine tiefe, ruhige Stimme, die normalerweise beruhigend wirkte, aber heute klang sie für Julia wie ein ferner Donner, der ihre Nerven nur noch mehr strapazierte. Er stand an der Tafel, kritzelte eine quadratische Gleichung hin, die Kreide quietschte bei jedem Strich. „Wer kann mir die Nullstellen berechnen?“, fragte er, ohne sich umzudrehen.
Julia starrte auf ihr Heft, die Zahlen verschwammen vor ihren Augen. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, aber ihre Gedanken drifteten ab – zu Toms Händen in Leas Haaren, zu Silkes Stöhnen auf dem Esstisch, zu „Schattenschmieds“ Stimme, die ihr sagte, sie sei perfekt. Ihre Hand hielt den Stift so fest, dass ihre Finger schmerzten, doch sie schrieb nichts. Stattdessen kritzelte sie kleine Kreise in den Rand ihres Hefts, ein nervöses Muster, das sie beruhigen sollte, aber nicht konnte.
„Julia?“ Herr Petersens Stimme riss sie aus ihrer Trance. Sie zuckte zusammen, der Stift glitt ihr aus der Hand und rollte über den Tisch. „Kannst du die Aufgabe lösen?“ Er drehte sich um, seine Augen fixierten sie durch die Brillengläser, freundlich, aber mit einem Hauch von Ungeduld.
„Äh… ich…“, stammelte sie, ihre Wangen wurden heiß. Sie beugte sich vor, um den Stift aufzuheben, und stieß dabei mit dem Ellbogen ihren Rucksack vom Tisch. Er fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden, der Inhalt verbreitete sich über die abgenutzten Fliesen: ihr Mathebuch, ein zerknittertes Heft, eine halb leere Wasserflasche – und ihr rotes Tagebuch. Das Tagebuch, das sie in der Hektik des Morgens versehentlich eingepackt hatte, weil sie es gestern Nacht noch in die Hand genommen hatte, um ihre Gedanken zu ordnen.
„Oh nein“, flüsterte sie, kniete sich hastig hin, um alles aufzusammeln. Die Wasserflasche war offen, ein kleiner Schwall ergoss sich über ihre Jeans und durchnässte den Boden. Ein paar Mitschüler kicherten – ein leises, spöttisches Geräusch, das ihr wie Nadelstiche vorkam. Sie griff nach dem Tagebuch, aber ein einzelnes Blatt, das sich gelöst hatte, flatterte unter den Tisch nebenan. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie sah, wie Herr Petersen sich bückte, es aufhob und einen Blick darauf warf, bevor sie es zurückholen konnte.
„Julia, pass doch auf“, sagte er, seine Stimme sanft, aber mit einem Unterton von Besorgnis. Er hielt das Blatt in der Hand, seine Augen überflogen die Zeilen, und Julia erstarrte. Sie wusste genau, was darauf stand – es war eine Seite, die sie letzte Woche geschrieben hatte, voller Hinweise auf ihren Blog „LunaLust“. Die Worte blitzten in ihrem Kopf auf, als hätte sie sie laut geschrien:
„Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn jemand meine Geschichten liest und mich wirklich sieht. ‚LunaLust‘ ist mein Geheimnis, mein Versteck, aber auch meine Freiheit. ‚Schattenschmied‘ hat mir geschrieben, er sagt, meine Worte machen ihn sichtbar. Vielleicht bin ich nicht so unsichtbar, wie ich denke.“
Herr Petersen runzelte die Stirn, seine Augen hinter der Brille wurden schmaler, als er die Seite las. Dann sah er zu ihr hinunter, ihre nasse Jeans, ihre zitternden Hände, das Chaos um sie herum. „Interessant“, murmelte er, mehr zu sich selbst, bevor er das Blatt zusammenfaltete und ihr reichte. „Das sieht aus, als wäre es privat. Sei nächstes Mal vorsichtiger mit deinen Sachen.“
Julia nahm das Blatt mit zittrigen Fingern, ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Danke“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar. Sie stopfte alles zurück in den Rucksack, das Tagebuch ganz unten, als könnte sie es so vor der Welt verstecken. Ihr Gesicht brannte vor Scham, während sie sich wieder setzte, das Kichern der anderen wie ein Echo in ihren Ohren. Hatte er es wirklich gelesen? Wusste er von ihrem Blog? Die Vorstellung, dass Herr Petersen – oder irgendjemand – einen Blick in ihre geheimsten Gedanken geworfen haben könnte, ließ sie innerlich zusammensinken.
„Gut, weiter im Text“, sagte Herr Petersen und drehte sich zurück zur Tafel, als wäre nichts passiert. Doch für Julia war der Moment eine Katastrophe. Sie legte den Kopf auf die Arme, versteckte ihr Gesicht, während ihre Jeans kalt und feucht an ihrer Haut klebte. Das Tagebuch lag schwer in ihrem Rucksack, ein stummer Vorwurf ihrer eigenen Unachtsamkeit. Sie hatte es mitgenommen, weil sie heute Morgen hektisch versucht hatte, ihre Gedanken über Tom, Lea und Silke zu ordnen, bevor sie zur Schule stürzte. Ein dummer Fehler, der sie jetzt bloßgestellt hatte.
Die Stunde zog sich endlos, und als die Glocke endlich läutete, war Julia die Erste, die aufsprang, ihren Rucksack schnappte und zur Tür hastete. Sie wollte nur weg, weg von den Blicken, weg von der Scham. Doch tief in ihr nagte die Frage: Was, wenn Herr Petersen mehr wusste? Was, wenn er ihre Worte mit jemandem teilte? Die Unsicherheit fraß an ihr, während sie durch den Flur stolperte, unsichtbar und doch auf die schlimmste Weise sichtbar zugleich.
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Der nächste Tag in der Schule war für Julia eine Mischung aus dumpfer Erschöpfung und einem nagenden Gefühl der Unruhe, das sie seit dem Kinoabend nicht losließ. Die Mittagspause hatte gerade begonnen, und sie saß allein an einem der abgelegenen Tische am Rand des Schulhofs, weit weg vom Trubel der anderen Schüler, die in Grüppchen lachten und ihre Stimmen durch die frische Februar Luft halten. Sie hatte sich wieder in ihren übergroßen grauen Pullover gehüllt und ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Sie stocherte lustlos in einem Apfel herum, den sie aus der Cafeteria mitgenommen hatte, doch ihr Appetit war verschwunden, genau wie ihre Selbstsicherheit.
Sie hörte Schritte auf dem Kies, bevor sie ihn sah. Tom kam auf sie zu, seine Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben, seine dunklen Locken fielen ihm in die Stirn, während der Wind leicht an seinem grauen Shirt zupfte, das sich über seine breiten Schultern spannte. Er bewegte sich mit einer Lässigkeit, die sie normalerweise an ihm mochte, aber heute wirkte er anders – unsicherer, die Schultern leicht hochgezogen, als wüsste er nicht genau, wie er anfangen sollte. Ihr Herz machte einen kleinen, unwillkommenen Sprung, und sie biss sich auf die Innenseite der Wange, um die aufsteigende Mischung aus Wut und Sehnsucht zu unterdrücken.
„Hey, Julia“, sagte er, als er vor ihrem Tisch stehen blieb. Seine Stimme war leise, tiefer als sonst, und er kratzte sich nervös am Hinterkopf, eine Geste, die sie schon ein paar Mal bei ihm gesehen hatte, wenn er verlegen war. Er sah sie nicht direkt an, sein Blick wanderte über den Tisch, den Apfel, den Boden, bevor er schließlich ihre Augen traf. „Kann ich mich setzen?“
Julia zuckte mit den Schultern, ihre Hände zogen den Pulloverärmel über ihre Finger, eine alte Angewohnheit, wenn sie sich unwohl fühlte. „Wenn du willst“, murmelte sie, ihre Stimme klang abweisender, als sie beabsichtigt hatte. Sie wollte ihn nicht so leicht davonkommen lassen, nicht nach dem, was sie gesehen hatte.
Tom setzte sich ihr gegenüber auf die Bank, die Holzplanken knarrten leise unter seinem Gewicht. Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, seine Hände rieben aneinander, als suchte er nach den richtigen Worten. „Hör mal, wegen dem Kinoabend…“, begann er, seine Augen flackerten kurz zu ihr, dann wieder weg. „Es tut mir wirklich leid. Was da passiert ist, mit Lea… das war dumm. Ich hätte das nicht zulassen sollen.“
Julia spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, die Erinnerung an Leas Kopf zwischen seinen Beinen blitzte wieder auf, scharf und unerträglich. Sie legte den Apfel weg, ihre Finger zitterten leicht, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum hast du’s dann gemacht?“, fragte sie, ihre Stimme war rau, voller unterdrückter Emotionen. „Du wusstest, dass ich da bin. Dass ich… dass ich dich mag.“
Tom seufzte, fuhr sich mit einer Hand durch die Locken, und diesmal hielt er ihren Blick länger. „Ich weiß, Julia. Es war ein Fehler. Lea… sie hat einfach angefangen, und ich war… ich weiß nicht, ich war überrascht und habe nicht nachgedacht. Es war nicht geplant oder so. Aber das macht’s nicht besser, oder?“
Sie schwieg, ihre Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie. Ein Teil von ihr wollte ihm glauben – seine Stimme klang ehrlich, seine braunen Augen hatten diesen weichen, schuldigen Ausdruck, der sie an den Tom im Park erinnerte, den Tom, der sie „sexy“ genannt hatte. Doch ein anderer Teil schrie, dass Worte nichts änderten, dass sie ihn mit Lea gesehen hatte, dass er sie in dem Moment vergessen hatte.
„Ich wollte dir nicht wehtun“, fuhr er fort, seine Hände öffneten sich auf dem Tisch, als wollte er ihr etwas Unsichtbares reichen. „Ich mag dich, wirklich. Du bist anders als die anderen, aber… ich weiß nicht, da ist was an dir. Ich habe Scheiße gebaut, und das tut mir leid.“
Julia spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, trotz der kühlen Luft. Seine Worte trafen sie, rührten an die Sehnsucht, die sie für ihn empfand, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte – diese dunkle Locken, die Grübchen, die Art, wie er sie manchmal ansah, als würde er sie wirklich sehen. Doch die Eifersucht nagte weiter an ihr, ein bitterer Geschmack auf ihrer Zunge. „Es hat mich verletzt“, sagte sie schließlich, ihre Stimme brach ein wenig. „Ich dachte, da wäre was zwischen uns, und dann sehe ich dich mit ihr…“
Tom nickte langsam, seine Schultern sackten leicht nach unten. „Ich verstehe das. Ich hätte mich stoppen sollen. Lea ist… sie ist direkt, und ich war einfach überrumpelt. Aber das ist keine Entschuldigung. Ich will das nicht kaputt machen, was auch immer das zwischen uns ist.“
Julia sah ihn an, suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis, ob er es ernst meinte. Seine Augen waren offen, seine Lippen leicht geöffnet, als wartete er auf ihre Reaktion. Sie wollte ihm sagen, dass es okay war, dass sie ihm verzieh, aber die Worte blieben in ihrer Kehle stecken. Stattdessen sagte sie: „Ich brauche Zeit, Tom. Es ist nicht so einfach.“
„Klar“, sagte er schnell, ein kleines, erleichtertes Lächeln zuckte über sein Gesicht. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bin hier, wenn du reden willst, okay?“ Er stand auf, zögerte kurz, als wollte er noch etwas sagen, dann nickte er ihr zu. „Bis später, Julia.“
Sie sah ihm nach, wie er über den Schulhof ging, seine Jeans schmiegte sich an seine Beine, seine Haltung war wieder selbstbewusster, als hätte ihre Antwort ihm ein Stück Last genommen. Ihr Herz schlug schneller, trotz der Wut, trotz der Unsicherheit. Sie war immer noch an ihn interessiert – das konnte sie nicht leugnen. Die Art, wie er sie ansah, die Wärme in seiner Stimme, das leise Versprechen in seinen Worten, dass er sie mochte – es zog sie an, auch wenn die Bilder von ihm mit Lea wie ein Stachel in ihrer Brust saßen.
Julia zog den Rucksack näher, öffnete ihn und griff nach ihrem Tagebuch, das sie nach dem Mathe-Unterricht wieder hineingestopft hatte. Sie schlug es auf, ihre Finger strichen über die Seite, die Herr Petersen gefunden hatte, und sie fühlte sich plötzlich verletzlich. Sie nahm einen Stift aus der Seitentasche und schrieb, die Worte flossen schnell, ungefiltert:
„Tom hat sich entschuldigt. Er sagt, er mag mich, aber ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann. Ich sehe ihn immer noch mit Lea, höre sein Stöhnen, und es tut weh. ‚Schattenschmied‘ würde das nicht tun – er sieht mich, ohne mich zu verraten. Vielleicht ist mein Blog der einzige Ort, wo ich sicher bin.“
Sie klappte das Tagebuch zu, schob es zurück in den Rucksack und biss sich auf die Lippe. Tom war greifbar, aber auch gefährlich – ein Risiko für ihr Herz. Und doch konnte sie ihn nicht loslassen. Die Mittagspause ging zu Ende, und sie stand auf, ihre Beine schwer, ihr Kopf ein Chaos aus Gefühlen, die sie nicht ordnen konnte.
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Der Nachmittag nach der Schule war grau und schwer, die Wolken hingen tief über dem Haus, als wollten sie Julias Stimmung spiegeln. Sie hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, die Tür halb offen gelassen, weil sie keine Kraft hatte, sie ganz zu schließen. Nach dem Missgeschick im Matheunterricht und Toms Entschuldigung auf dem Schulhof fühlte sie sich wie ein zerknittertes Blatt Papier – zerdrückt, unsicher, voller widersprüchlicher Gefühle. Sie lag auf ihrem Bett, in dem weiten grauen Pullover und den feuchten Jeans, die Knie angezogen, und starrte an die Decke, wo kleine Risse im Putz ein Muster bildeten, das sie zu oft schon studiert hatte. Der süßliche Duft der Vanillekerzen, die sie letzte Nacht angezündet hatte, hing noch schwach in der Luft, aber er konnte die dumpfe Leere in ihr nicht vertreiben.
Ein schrilles Klingeln durchbrach die Stille, und Julia zuckte zusammen. Sie wollte nicht aufstehen, nicht mit jemandem reden, aber das Klingeln hörte nicht auf – hartnäckig, fordernd. Mit einem Seufzen schleppte sie sich die Treppe hinunter, ihre Socken schlurften über den Holzboden, und öffnete die Tür. Da stand Lea, ihre langen Beine in enge Jeans gehüllt, ein schwarzes Crop-Top, das ihre flache Taille zeigte, und ein Lächeln, das irgendwo zwischen Vorsicht und Selbstsicherheit lag. Ihre Haare waren zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht.
„Hey“, sagte Lea, ihre Stimme war weicher als sonst, fast zögerlich. „Ich dachte, wir sollten reden. Kann ich reinkommen?“
Julia verschränkte die Arme über der Brust, ihre Finger zogen den Pulloverstoff fester um sich, als könnte er sie schützen. Sie wollte Nein sagen, die Tür zuschlagen, aber etwas in Leas Blick – ein Hauch von Unsicherheit, den sie selten bei ihrer besten Freundin sah – hielt sie zurück. „Meinetwegen“, murmelte sie, trat zur Seite und ließ Lea herein. Der vertraute Duft von Leas Parfüm – fruchtig, ein bisschen zu süß – wehte an ihr vorbei.
Sie gingen schweigend die Treppe hoch, Julias Schritte schwer, Leas leicht und selbstbewusst, als gehöre sie hierher. Im Zimmer ließ sich Lea ohne zu fragen auf Julias Bett fallen, die Matratze federte leicht unter ihrem Gewicht. Sie sah sich um, ihre Augen wanderten über die Vanillekerzen, den Laptop auf dem Schreibtisch, das Chaos aus Büchern und Papieren – und blieben schließlich an der Ecke hängen, wo das rote Etuikleid zerknüllt auf dem Boden lag, die schwarzen Stiefel daneben achtlos hingeworfen.
„Wow, was ist denn hier los?“, fragte Lea, ihre Stimme hatte jetzt einen neugierigen, fast spöttischen Ton. Sie schaute auf das Kleid und die Stiefel, eine Augenbraue hochgezogen. „Sieht aus, als hättest du eine wilde Nacht hinter dir – oder eine, die richtig schiefgelaufen ist.“
Julia spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, ihre Hände ballten sich zu Fäusten in den Ärmeln ihres Pullovers. Sie setzte sich auf den Schreibtischstuhl, hielt Abstand, ihre Beine zitterten leicht, als sie Lea ansah. „Das ist deine Schuld“, sagte sie, ihre Stimme war leise, aber scharf wie ein Messer. „Du hast mich in dieses Zeug gezwungen, obwohl du genau wusstest, dass ich so was nicht trage. Ich kann nicht mal in hohen Schuhen laufen, Lea. Ich habe mich komplett lächerlich gemacht, und dann… dann stiehlst du mir auch noch die Show mit Tom.“
Lea blinzelte, ihre Lippen öffneten sich leicht, als wollte sie etwas sagen, doch sie schwieg einen Moment, ihre Finger spielten mit dem Rand der Bettdecke. Dann lehnte sie sich zurück, stützte sich auf die Ellbogen, und ihre Augen wurden schmaler. „Moment mal“, sagte sie, ihre Stimme jetzt fester. „Ich habe dich nicht gezwungen, Julia. Ich wollte dir helfen, aus deinem Schneckenhaus zu kommen. Ich dachte, das Kleid, die Stiefel, das würde dich aufbauen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du dich so unwohl fühlst.“
„Du hättest es wissen müssen“, fauchte Julia, ihre Worte kamen schneller, die Wut brach durch die Oberfläche. „Du kennst mich seit Jahren, Lea. Ich trage keine hohen Schuhe, ich ziehe mich nicht figurbetont an – das bin nicht ich. Und dann schiebst du mich in diese Sachen, nur damit ich mich wie ein Idiot fühle, während du mit Tom rummachst und alle Augen auf dich gerichtet sind.“
Lea setzte sich auf, ihre Hände fielen in ihren Schoß, und sie sah Julia direkt an, ihre Miene war jetzt ernster, fast verletzt. „Das war nicht meine Absicht, okay? Ich wollte, dass du dich gut fühlst, dass du siehst, wie toll du bist. Und mit Tom… das war spontan, Julia. Ich habe nicht nachgedacht. Es tut mir leid, dass es dich so getroffen hat.“
Julia lachte bitter, ein kurzer, hohler Laut, der im Raum widerhallte. „Spontan? Du wusstest, dass ich ihn mag, Lea. Du hast es im Park gesehen, wie er mich angeschaut hat, wie ich mich gefühlt habe. Und dann kniest du vor ihm im Kino, während ich da sitze wie eine dumme Zuschauerin. Du stehst immer im Mittelpunkt – immer.“
Die Worte hingen schwer in der Luft, und für einen Moment war es still, nur das leise Ticken der Uhr auf Julias Nachttisch war zu hören. Leas Gesichtsausdruck veränderte sich, ihre Lippen pressten sich zusammen, ihre Augen wurden weicher, als sie sich vorbeugte. „Julia, ich wollte dir nicht wehtun“, sagte sie, ihre Stimme war jetzt leiser, eindringlicher. „Du bist meine beste Freundin. Ich habe Scheiße gebaut, das sehe ich ein. Ich hätte vorher mit dir reden sollen, über Tom, über alles. Es tut mir leid.“
Julia starrte sie an, ihre Hände zitterten noch immer. Sie wollte Lea anschreien, ihr sagen, dass Entschuldigungen nichts änderten, dass sie sich verraten fühlte. Doch da war etwas in Leas Blick, eine Verletzlichkeit, die sie selten sah, und es ließ sie zögern. Sie atmete tief ein, der Duft der Vanillekerzen mischte sich mit ihrem Ärger, und sie spürte, wie ihre Wut langsam nachließ, auch wenn sie nicht ganz verschwand.
„Du hättest es nicht tun sollen“, sagte sie schließlich, ihre Stimme war jetzt ruhiger, aber immer noch angespannt. „Ich habe mich so… bloßgestellt gefühlt. Aber… okay. Entschuldigung angenommen. Mach das nie wieder, Lea.“
Lea nickte schnell, ein kleines, erleichtertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Versprochen. Wir sind ein Team, ja? Keine Jungs kommen zwischen uns.“ Sie rutschte näher, legte eine Hand auf Julias Knie, ihre Finger warm durch den Jeansstoff. „Wie entsorgen das Kleid und die Stiefel, wenn du’s nie wieder sehen willst.“
Julia konnte ein schwaches Lächeln nicht unterdrücken, trotz allem. „Vielleicht verbrennen“, murmelte sie, und Lea lachte, ein helles, vertrautes Geräusch, das die Spannung im Raum ein wenig löste. Sie saßen einen Moment schweigend da und Julia spürte, dass die Freundschaft nicht zerbrochen war – beschädigt, ja, aber nicht verloren. Doch tief in ihr blieb ein Funke Misstrauen.
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Der Mädelsabend war Leas Idee gewesen, ein Versuch, die Risse in ihrer Freundschaft zu kitten, die das Kino-Fiasko hinterlassen hatte. Es war Freitagabend, eine Woche nach der Konfrontation in Julias Zimmer, und Julia saß auf dem flauschigen Teppich in Leas kleinem, vollgestopftem Zimmer. Die Wände waren mit Postern von Bands und Polaroids bedeckt – Lea mit Freundinnen, Lea lachend, Lea immer im Mittelpunkt. Eine Lichterkette hing über dem Bett und tauchte den Raum in ein warmes, goldenes Licht, während ein paar Teelichter auf dem Nachttisch flackerten und einen Hauch von Vanille verströmten, der Julia an ihre eigenen Kerzen erinnerte. Die Luft war stickig, eine Mischung aus Leas fruchtigem Parfüm und dem Geruch von frisch geöffneten Chips, die in einer Schale zwischen ihnen standen.
Lea hatte eine Flasche Wodka aus dem Vorrat ihres älteren Bruders geklaut, dazu eine Zwei-Liter-Flasche Cola aus dem Supermarkt. Sie kniete auf dem Teppich, ihre Jeans saßen eng an ihren Hüften, das schwarze Top rutschte leicht hoch, als sie zwei Plastikbecher füllte – großzügig mit Wodka, ein Spritzer Cola obendrauf. „Auf uns“, sagte sie, reichte Julia einen Becher und hob ihren eigenen, ihre Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen. „Keine Jungs, keine Dramen – nur wir.“
Julia nahm den Becher, ihre Finger zitterten leicht, als sie ihn an die Lippen setzte. Der erste Schluck brannte – scharf, chemisch, mit einem süßen Nachgeschmack von Cola, der das Ganze kaum erträglicher machte. Sie hustete leicht, ihre Augen tränten, und Lea lachte. „ Julia! Kleine Schlucke erstmal.“ Julia nickte, nahm einen zweiten, vorsichtigen Schluck und spürte, wie die Wärme sich langsam in ihrer Brust ausbreitete, ihre Nerven ein wenig löste.
Sie hatten schon zwei Becher getrunken, als die Musik – irgendein eingängiger Popsong aus Leas Playlist – sie dazu brachte, mit den Schultern zu wippen. Die Chips waren halb aufgegessen, Krümel klebten an Julias Fingern, und der Alkohol hatte ihre Zunge gelockert, ihre Wangen gerötet. Sie lehnte sich gegen das Bett, die Beine ausgestreckt, und starrte in ihren Becher, während der Raum sich leicht zu drehen begann. „Weißt du, was mich echt fertigmacht?“, sagte sie plötzlich, ihre Worte kamen schwerfällig, ein bisschen verschwommen. „Silke. Sie will mit Karsten weitermachen. Ich hab sie gehört, am Telefon.“
Lea, die mit gekreuzten Beinen ihr gegenüber saß, nahm einen großen Schluck, ihre Augen weiteten sich. „Echt jetzt? Das ist… krass.“ Sie stellte den Becher ab, beugte sich vor, ihre Ellbogen auf den Knien. „Aber irgendwie… ich weiß nicht, ich versteh’s ein bisschen. Wenn dein Dad immer weg ist und sie sich allein fühlt… vielleicht braucht sie das.“
Julia runzelte die Stirn, ihre Finger umklammerten den Becher fester. „Aber sie betrügt ihn. Und mich irgendwie auch. Sie denkt nicht an uns.“ Der Wodka machte sie mutiger, die Worte sprudelten heraus, und dann rutschte es ihr raus, bevor sie es stoppen konnte: „Ich schreibe darüber. In meinem Blog. ‚LunaLust‘. Da ist dieser Typ, ‚Schattenschmied‘, er liest alles, und… wir haben uns über Webcam gesehen. Ich hab für ihn gestrippt.“
Lea starrte sie an, ihr Mund klappte auf, dann lachte sie laut, ein hohes, ungläubiges Geräusch, das durch den Raum hallte. „Warte, was? Du hast einen geheimen Blog? Und einen Typen? Julia!“ Sie rutschte näher, ihre Knie stießen gegen Julias, ihre Augen funkelten vor Neugier. „Erzähl mir alles. Wie war das?“
Julia spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, aber der Alkohol dämpfte die Scham. Sie nahm noch einen Schluck, die Wärme breitete sich jetzt bis in ihre Fingerspitzen aus. „Es war… heiß“, sagte sie, ihre Stimme wurde rauchig, ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Ich hab das Kleid angezogen, und er hat mich angesehen, als wär ich alles, was er je wollte. Es hat sich mächtig angefühlt.“
„Das ist so geil“, sagte Lea, griff nach der Wodkaflasche und goss ihnen beiden nach, ihre Hände zitterten leicht vor Aufregung. „Und wie war er? Hat er was gesagt?“
„Er hat gesagt, ich bin perfekt“, murmelte Julia, ihre Gedanken drifteten zurück zu „Schattenschmieds“ rauer Stimme, seinem unsichtbaren Blick. „Und dann… ich weiß nicht, es hat mich so angemacht.“ Sie lachte nervös, ihre Beine zogen sich an, als sie die Hitze zwischen ihren Schenkeln spürte.
Lea grinste, ihre Zunge fuhr über ihre Unterlippe. „Verdammt, Julia, du bist voller Überraschungen.“ Sie nahm einen Schluck, ihre Augen fixierten Julia über den Becherrand hinweg. „Und du? Was macht dich sonst so an? Frag mich was, komm schon.“
Julia zögerte, der Wodka drehte ihren Kopf, machte sie kühn. „Okay… wie fühlt sich ein Schwanz im Mund an? Im Vergleich zu einem Dildo, meine ich.“ Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber die Frage hing schwer im Raum, geladen mit Neugier und etwas Dunklerem.
Leas Grinsen wurde breiter, sie rückte noch näher, ihre Knie drückten jetzt gegen Julias Oberschenkel. „Oh, das ist ganz anders“, sagte sie, ihre Stimme wurde tiefer, verführerisch. „Ein Dildo ist kalt, hart, tot. Aber ein Schwanz… der ist warm, weich an der Oberfläche, aber fest darunter. Er pulsiert, weißt du? Und wenn er stöhnt, wenn du spürst, wie er reagiert… das ist, als würdest du ihn besitzen.“ Sie lehnte sich vor, ihre Lippen waren jetzt nur noch Zentimeter von Julias entfernt, ihr Atem roch nach Wodka und Cola. „Willst du mehr hören?“
Julia schluckte, ihre Kehle war trocken trotz des Drinks. Ihr Herz hämmerte, die Worte malten Bilder in ihrem Kopf – Toms Stöhnen im Kino, Leas Kontrolle über ihn –, und eine Welle der Erregung durchflutete sie. „Ja“, hauchte sie, ihre Augen fielen auf Leas Lippen, die im Kerzenlicht glänzten.
Lea lächelte, ein wissendes, hungriges Lächeln, und schloss die Lücke. Ihre Lippen trafen Julias, weich, aber fordernd, der Kuss schmeckte nach Alkohol und einer süßen Gier, die Julia sofort erwiderte. Ihre Hände fanden Leas Haare, zogen sie näher, während Leas Zunge sich in ihren Mund schob, heiß und wild. Julia stöhnte leise, das Geräusch vibrierte zwischen ihnen, und Lea drückte sie sanft zurück, bis sie flach auf dem Bett lag, die Chips raschelten unter ihnen.
„Du bist so heiß“, keuchte Lea, ihre Hände zerrten an Julias Pullover, zogen ihn über ihren Kopf. Der Stoff verfing sich kurz, Julia lachte atemlos, half mit, und dann lag sie da, nur im BH, ihre Haut prickelte in der warmen Luft. Lea riss sich ihr Top herunter, enthüllte ihre kleinen, festen Brüste, die Nippel dunkel und hart. Sie beugte sich über Julia, ihre Lippen schlossen sich um eine Brust, saugten durch den BH, bis der Stoff feucht war und Julia wimmerte.
„Mehr“, flüsterte Julia, ihre Hüften hoben sich unwillkürlich, und Lea grinste gegen ihre Haut, ihre Hände öffneten Julias Jeans, zogen sie samt Slip herunter. Die kühle Luft traf Julias nackte Haut, aber sie brannte innen, als Leas Finger ihre Mitte fanden, langsam eintauchten, während ihre Lippen über ihren Bauch wanderten, tiefer, bis ihre Zunge sie berührte.
„Oh Gott…“, stöhnte Julia, ihre Hände krallten sich in das Bettlaken, ihre Beine spreizten sich weiter, als Lea sie leckte, kreisend, saugend, ihre Finger tiefer trieben. Der Alkohol verstärkte alles – die Hitze, das Pulsieren, die Lust –, und Julia kam schnell, ein Schrei entkam ihr, ihr Körper zuckte unter Leas Mund, Sterne tanzten hinter ihren geschlossenen Lidern.
Lea kroch hoch, küsste sie wieder, ließ Julia ihren eigenen Geschmack kosten, salzig und süß. „Jetzt ich“, flüsterte sie, zog ihre Jeans aus, spreizte die Beine über Julias Hüften. Julia zögerte, ihr Kopf schwirrte, aber die Lust trieb sie an. Sie beugte sich vor, ihre Zunge fand Lea, ungeübt, aber eifrig, folgte Leas leisen Anweisungen – „Ja, da, fester“ –, bis Lea sich aufbäumte, ihre Hände in Julias Haaren, und mit einem lauten Stöhnen kam, ihr Körper erzitterte.
Erschöpft sanken sie nebeneinander auf den Bett, ihre Beine verschlungen, der Wodka-Becher umgekippt, eine kleine Pfütze neben ihnen. Die Kerzen flackerten schwächer, der Raum war erfüllt von ihrem schweren Atem. „Das war… verrückt“, murmelte Julia, ihre Stimme heiser, ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
Lea lachte leise, drehte sich zu ihr, ihre Hand ruhte auf Julias Bauch. „Ja. Wir sind echt chaotisch, oder?“
Julia nickte, ihre Haut glühte noch, ihr Kopf war benebelt von Alkohol und Lust. Sie fühlte sich nah an Lea, näher als je zuvor, doch tief drinnen blieb ein Funke Unsicherheit – die Erinnerung an Tom, an Leas Kontrolle über ihn. Für jetzt schob sie es weg, ließ sich in den Moment fallen, aber sie wusste, dass diese Nacht ihre Freundschaft verändert hatte, auf eine Weise, die sie noch nicht ganz verstand.
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Die Tage nach dem Mädelsabend verliefen für Julia wie ein seltsamer Traum – eine Mischung aus berauschender Nähe und einem unterschwelligen Unbehagen, das sie nicht abschütteln konnte. Die Nacht mit Lea hatte etwas in ihr verändert, eine neue Schicht von Intimität zwischen ihnen geschaffen, aber auch eine Verwirrung, die sie nicht einordnen konnte. Sie hatte Lea verziehen, ja, doch jedes Mal, wenn sie daran dachte, wie nah sie sich gewesen waren – Leas Lippen auf ihrer Haut, ihre Körper ineinander verschlungen –, mischte sich ein bittersüßer Stich in die Erinnerung: Tom. Er war immer noch da, ein Schatten in ihren Gedanken, und die Eifersucht, die sie im Kino empfunden hatte, war nicht verschwunden, sondern wuchs leise weiter, genährt von den Momenten, die sie in den folgenden Tagen mit ansah.
Es begann schon am Montagmorgen in der Schule. Julia stand an ihrem Spind, die grauen Metalltüren klapperten um sie herum, während Schüler sich durch den Flur drängten. Sie trug wieder ihren weiten Pullover, die Jeans waren diesmal trocken, aber sie fühlte sich darin nicht mehr sicher, auf eine Weise, die sie jetzt mehr störte als früher. Sie wollte gerade ihr Mathebuch herausziehen, als sie sie sah – Lea und Tom, nur ein paar Meter entfernt, am anderen Ende des Flurs. Lea lehnte mit einer Hüfte gegen einen Spind, ihre langen Beine in enger Jeans, ein rotes Top unter einer offenen Jacke. Tom stand dicht vor ihr, seine Hände in den Taschen, aber sein Körper war leicht zu ihr geneigt, sein Lachen drang durch den Lärm des Flurs zu Julia herüber.
Lea warf den Kopf zurück, ihre Haare flogen in einer geschmeidigen Bewegung, und legte eine Hand auf Toms Arm, ihre Finger verweilten dort einen Moment zu lange. Er grinste, sagte etwas, das Julia nicht hören konnte, und beugte sich näher, als wollte er ihr etwas ins Ohr flüstern. Ihre Körper waren nicht eng umschlungen, aber die Vertrautheit zwischen ihnen war greifbar – eine Leichtigkeit, die Julia wie ein Messerstich traf. Sie spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog, ihre Hände ballten sich in den Ärmeln ihres Pullovers, und ein heißer, giftiger Knoten formte sich in ihrem Magen. Warum steht sie so nah bei ihm?, dachte sie, obwohl sie wusste, dass sie kein Recht hatte, nicht nach dem Mädelsabend, nicht nach ihrer Versöhnung.
Am Dienstag war es schlimmer. In der Mittagspause saß Julia wieder allein an ihrem Tisch am Rand des Schulhofs, ein halb gegessenes Sandwich vor sich, als sie die beiden auf der Wiese gegenüber entdeckte. Lea hatte sich ins Gras fallen lassen, die Beine ausgestreckt, ihre Jacke neben sich abgelegt, und Tom saß dicht neben ihr, eine Hand auf dem Boden abgestützt, nur Zentimeter von ihrer entfernt. Sie lachten über etwas – Leas hohes, klares Lachen, Toms tiefes, warmes –, und dann beugte sich Lea vor, ihre Schulter streifte seine, ihre Hand griff spielerisch nach seinem Arm, als wollte sie ihn necken. Tom zog sie nicht weg, sondern lehnte sich leicht zurück, sein Lächeln war entspannt, seine Augen funkelten, als er sie ansah.
Julia biss sich auf die Lippe, ihre Finger krallten sich in die Brotkruste, bis sie zerbröselte. Ihr Herz hämmerte, und sie konnte den Blick nicht abwenden, obwohl es wehtat. Es war nicht nur die körperliche Nähe – es war dieses unsichtbare Band zwischen ihnen, diese Leichtigkeit, die sie mit Tom nie hatte. Er hatte sich bei ihr entschuldigt, ja, hatte gesagt, er möge sie, aber hier war er, mit Lea, als wäre nichts passiert. Die Eifersucht brannte heißer, vermischte sich mit einer Kränkung, die tiefer ging – sie fühlte sich wieder unsichtbar, ein Schatten neben Leas strahlender Präsenz.
Mittwochmorgen, in der Pause nach der zweiten Stunde, sah sie sie wieder – diesmal eng umschlungen. Sie standen hinter dem Fahrradständer, halb verborgen durch die Metallstreben, aber Julia hatte einen klaren Blick von der Treppe aus, wo sie mit ihrem Rucksack saß. Toms Arm lag um Leas Taille, seine Hand ruhte locker auf ihrer Hüfte, während Lea sich an ihn schmiegte, ihren Kopf leicht gegen seine Schulter lehnte. Ihre Finger spielten mit dem Saum seines Shirts, zogen es spielerisch hoch, enthüllten einen Streifen gebräunter Haut, und sie lachte, als er sie sanft wegdrückte, nur um sie gleich wieder näher zu ziehen. Es war kein Kuss, kein offener Beweis, aber die Intimität war unverkennbar, und Julia spürte, wie ihr Atem stockte, wie ein Kloß in ihrer Kehle wuchs.
Sie drehte sich weg, ihre Hände zitterten, als sie den Rucksack öffnete und ihr Tagebuch herauszog – das rote Büchlein, das seit dem Missgeschick ihr ständiger Begleiter war. Sie schlug es auf, ihre Finger strichen über die letzte Seite, die sie über Toms Entschuldigung geschrieben hatte, und nahm einen Stift aus der Seitentasche. Die Worte kamen schnell, ungefiltert, ihre Schrift krakelig vor Wut und Schmerz:
„Ich sehe sie überall. Lea und Tom, immer zusammen, immer so nah. Er sagt, er mag mich, aber dann ist er mit ihr zusammen – lacht, berührt sie, als wäre ich nichts. Ich hasse es, wie sie ihn anschaut, wie sie ihn hat. ‚Schattenschmied‘ würde mich nicht so behandeln – er sieht mich, wirklich. Aber Tom… ich will ihn immer noch, und das macht mich so wütend auf mich selbst.“
Sie klappte das Tagebuch zu, ihre Augen brannten, aber sie weigerte sich, zu weinen – nicht hier, nicht wo jemand es sehen könnte. Sie stopfte es zurück in den Rucksack, ihre Bewegungen waren hastig, als könnte sie so die Gefühle wegsperren. Doch sie blieben, schwer und drückend, und jedes Mal, wenn sie Lea und Tom in den nächsten Tagen sah – im Flur, auf dem Hof, einmal sogar nach der Schule, wie sie zusammen Richtung Bushaltestelle gingen, seine Hand leicht auf ihrem Rücken –, wuchs die Eifersucht weiter, wurde zu einem dunklen, pulsierenden Ding in ihrer Brust.
Die Spannungen mit Lea waren nicht offensichtlich – sie redeten noch, lachten sogar manchmal, aber Julia spürte eine Kluft, die sich nicht schließen ließ. Der Mädelsabend hatte sie verbunden, ja, aber er hatte auch etwas zerbrechlich gemacht. Jedes Mal, wenn Lea über Tom sprach – ein beiläufiges „Er hat mir heute was Lustiges erzählt“ oder ein „Tom ist echt süß, oder?“ –, fühlte sich Julia, als würde sie innerlich zersplittern. Sie lächelte, nickte, aber ihre Hände ballten sich unter dem Tisch, ihre Nägel gruben sich in die Handflächen. Sie konnte nicht vergessen, wie Lea Tom im Kino gehabt hatte, und jetzt, wo sie ihn so oft eng umschlungen sah, fragte sie sich, ob der Mädelsabend nur ein Trostpreis gewesen war – eine Nacht der Nähe, die nichts daran änderte, dass Lea immer die Gewinnerin war.
Am Freitag, als sie Lea und Tom wieder zusammen sah – diesmal auf einer Bank vor der Schule, seine Hand auf ihrem Knie, ihre Finger in seinen Locken –, erreichte die Eifersucht einen neuen Höhepunkt. Julia stand am Fenster des Klassenzimmers, ihre Bücher fest an die Brust gedrückt, und starrte hinaus, ihre Augen schmal, ihr Atem flach. Sie fühlte sich gekränkt, verraten, und doch konnte sie Tom nicht aus ihrem Kopf bekommen – sein Lächeln, seine Entschuldigung, die Wärme in seiner Stimme. Es war ein Chaos, das sie nicht lösen konnte, und die neuen Spannungen mit Lea wuchsen wie ein Sturm, der sich am Horizont zusammenbraute. Sie wusste, dass sie etwas tun musste – mit Lea reden, Tom konfrontieren, irgendwas –, aber für jetzt blieb sie gefangen in ihrer eigenen Eifersucht, ein stummer Beobachter ihrer eigenen Sehnsucht.
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Die letzte Stunde war gerade zu Ende gegangen, und die Schule leerte sich schnell. Julia hatte sich absichtlich Zeit gelassen, ihre Bücher in ihrem Spind verstaut und den Rucksack langsam gepackt, um dem Gedränge der anderen Schüler zu entgehen. Der Schulhof war fast leer, nur ein paar Nachzügler standen plaudernd herum, und die Luft war kühl, mit einem Hauch von Frühling, obwohl die kahlen Bäume noch winterlich wirkten.
Sie schlenderte Richtung Ausgang, ihre Schritte schwer vor Erschöpfung und den nagenden Gedanken an Lea und Tom, die sie die ganze Woche über verfolgt hatten. Ihre Eifersucht war wie ein ständiger Begleiter geworden, ein dumpfes Pochen in ihrer Brust, das bei jedem Blick auf die beiden aufflammte. Sie wollte gerade die Straße überqueren, als sie Stimmen hörte – leise, aber vertraut –, die aus einer Ecke des Schulgeländes kamen, hinter den Fahrradständern und einem kleinen Geräteschuppen, der selten benutzt wurde.
Julia blieb stehen, ihr Herz schlug schneller, ein Instinkt sagte ihr, dass sie besser gehen sollte, doch ihre Neugier – oder vielleicht ihr masochistisches Bedürfnis, die Wahrheit zu sehen – zog sie näher. Sie schlich sich an, hielt sich hinter einem Baum versteckt, und spähte vorsichtig um die Ecke. Was sie sah, traf sie wie ein Schlag in den Magen.
Tom und Lea waren da, halb verborgen im Schatten des Schuppens. Lea hatte ihre Jacke ausgezogen, sie lag zerknüllt auf dem Boden, und ihr rotes Top war hochgeschoben, enthüllte ihren flachen Bauch und den Ansatz ihrer Brüste. Ihre Jeans war geöffnet, halb heruntergezogen, und sie lehnte mit dem Rücken gegen die Holzwand, ihre Beine leicht gespreizt. Tom stand vor ihr, sein Shirt war hochgezogen, seine Jeans offen, und seine Hände lagen fest auf ihren Hüften. Er bewegte sich rhythmisch, seine Hüften stießen gegen ihre, ein leises, feuchtes Klatschen mischte sich mit ihrem unterdrückten Stöhnen.
„Ohh, Lea…“, keuchte Tom, seine Stimme war rau, seine Stirn glänzte vor Schweiß, als er sich vorbeugte und seinen Mund auf ihren Hals presste. Lea hatte den Kopf zurückgeworfen, ihre Hände krallten sich in seinen Rücken, zogen sein Shirt höher, ihre Nägel hinterließen rote Spuren auf seiner Haut.
„Ja, genau so… härter“, flüsterte sie, ihre Stimme zitterte vor Lust, ihre Hüften hoben sich ihm entgegen, trafen seinen Rhythmus.Ihre Augen waren halb geschlossen, verloren in der Ekstase. Tom griff mit einer Hand zwischen ihre Beine, seine Finger verschwanden in ihrem Schritt, und Lea stöhnte lauter, ein hoher, abgehackter Laut, den sie mit einer Hand vor dem Mund zu dämpfen versuchte.
Julia stand wie erstarrt, ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Nägel gruben sich so tief in die Handflächen, dass es schmerzte. Ihr Atem ging schnell, flach, und sie konnte den Blick nicht abwenden, obwohl jeder Moment sie innerlich zerriss. Toms Bewegungen wurden schneller, sein Gesicht verzerrte sich, und Lea wimmerte, ihre Beine zitterten, als sie sich gegen ihn presste. „Komm, Tom…“, hauchte sie, und er stöhnte tief, ein animalisches Geräusch, das in Julias Ohren wie ein Verrat klang. Sie sah, wie sein Körper sich anspannte, wie er sich in Lea ergoss, während sie sich an ihn klammerte, ihre Hüften zuckten in den letzten Wellen ihres Höhepunkts.
Die beiden sanken leicht zusammen, Toms Stirn ruhte an Leas Schulter, ihre Hände glitten träge über seinen Rücken. „Das war… verdammt gut“, murmelte er, und Lea lachte leise, ein zufriedenes, triumphierendes Geräusch, das Julia wie ein Messer traf. Sie küssten sich, langsam, nachlässig, ihre Lippen bewegten sich mit einer Vertrautheit, die Julia nie mit Tom gehabt hatte.
Julia trat einen Schritt zurück, ihr Fuß knackte auf einem trockenen Ast, und sie hielt den Atem an. Tom hob den Kopf, seine Augen suchten die Umgebung, aber sie duckte sich schnell hinter den Baum, ihr Herz hämmerte so laut, dass sie sicher war, er müsste es hören. Doch die beiden waren zu sehr in ihrem Nachglühen gefangen, um sie zu bemerken. Sie hörte, wie sie ihre Kleidung zurechtrückten, leise kicherten, und dann entfernten sich ihre Schritte, ihre Stimmen wurden leiser, bis sie ganz verklangen.
Julia blieb zurück, allein mit dem Wind, der durch die Bäume rauschte, und einem Gefühl, das sie nicht benennen konnte – eine Mischung aus Eifersucht, Wut und einer tiefen, brennenden Demütigung. Ihre Beine zitterten, als sie sich gegen den Baum lehnte, ihre Augen brannten, aber sie ließ die Tränen nicht kommen. Stattdessen ballte sie die Fäuste fester, ihre Nägel hinterließen kleine Halbmonde in ihrer Haut, und ein Entschluss formte sich in ihrem Kopf, klar und kalt wie Eis: Das war genug. Sie würde sich nicht länger wie ein Opfer fühlen, nicht länger unsichtbar bleiben, während Lea und Tom sie wieder und wieder verletzten.
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Julia stolperte durch die Haustür, ihre Hände zitterten noch von dem, was sie hinter dem Schuppen gesehen hatte. Der Anblick von Tom und Lea – seine Hände auf ihren Hüften, ihr Stöhnen, die rohe Intimität – brannte sich in ihre Netzhaut, und die Eifersucht kochte in ihr wie ein Gift. Sie warf ihren Rucksack in die Ecke des Flurs, die Schuhe ließ sie einfach liegen, und wollte gerade die Treppe hinaufstürmen, als sie eine vertraute Stimme hörte.
„Julia? Bist du das?“ Ihr Vater, Markus, kam aus der Küche, einen Kaffeebecher in der Hand. Er war groß, mit breiten Schultern, die leicht gebeugt waren von der Erschöpfung seiner Dienstreise. Seine grauen Haare waren zerzaust, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen, aber er lächelte sie an, warm und müde zugleich. „Ich bin gerade zurückgekommen. Wo ist deine Mutter?“
Julia erstarrte, ihre Kehle wurde eng. „Äh… ich weiß nicht. Vielleicht oben?“, log sie, obwohl sie genau wusste, dass Silke wahrscheinlich bei der Arbeit war – oder schlimmer, bei Karsten. Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen, ihre Hände ballten sich hinter ihrem Rücken. „Schön, dass du wieder da bist, Papa.“
„Danke, Liebling“, sagte er, nahm einen Schluck Kaffee und stellte den Becher ab. „Ich muss mich kurz hinlegen, die Fahrt war lang. Wir reden später, ja?“
„Ja, klar“, murmelte Julia, wartete, bis er die Treppe hinaufging, und atmete dann tief aus. Ihr Kopf war ein Chaos – Tom, Lea, und jetzt ihr Vater, der ahnungslos nach Hause kam, während Silke ihr Spiel trieb. Sie schüttelte den Gedanken ab, ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie wollte ihre Wut in Worte fassen, aber ein Geräusch aus dem Flur ließ sie innehalten – das Summen eines Handys, das auf dem kleinen Tisch neben der Garderobe lag. Es war das Smartphone ihres Vaters.
Neugier – oder vielleicht ein Instinkt – trieb sie zurück. Sie nahm das Handy, das Display leuchtete auf, und ohne Passwort zeigte es sofort den letzten WhatsApp-Verlauf. Der Name „Silke“ blinkte oben, und Julia zögerte nur eine Sekunde, bevor sie öffnete. Was sie sah, ließ ihr den Atem stocken.
Der Verlauf begann mit Nachrichten von gestern, während Markus noch weg war:
Silke (23:14): „Na, vermisst du mich schon? Ich hab hier was, das dir gefallen würde…“
Ein Bild folgte – Silke, auf den Knien, ihr Mund um Karstens Schwanz geschlossen, ihre Augen halb geschlossen, als sie in die Kamera blickte. Karsten war halb sichtbar, sein Unterkörper nackt, seine Hand in ihren Haaren. Julia spürte, wie ihr Magen sich umdrehte, ihre Finger zitterten, als sie weiter scrollte.
Markus (23:16): „Verdammt, Silke, das ist so geil!“
Silke (23:17): „Ich zeig dir, wie geil ich bin, wenn du nicht da bist. Karsten weiß, wie man mich nimmt… schau dir das an.“
Ein weiteres Bild: Silke auf allen Vieren, Karsten hinter ihr, sein Schwanz tief in ihr, ihre Brüste wippten, ihr Gesicht war verzerrt vor Lust. Der Winkel zeigte, dass Karsten das Foto gemacht hatte, sein Grinsen war im Spiegel im Hintergrund zu sehen. Julias Hände wurden kalt, aber sie konnte nicht aufhören zu scrollen.
Silke (23:20): „Sein Schwanz fühlt sich so gut an, Markus. Härter als deiner, dicker. Ich komme gleich, willst du’s sehen?“
Markus (23:21): „Du bist verrückt. Schick mir mehr.“
Ein Bild von Markus kam als Antwort – sein steinharter Schwanz, die Hand darum geschlossen, aufgenommen in einem Hotelzimmer. Julia scrollte weiter, gefangen in einem Albtraum, den sie nicht stoppen konnte.
Silke (23:25): „Oh, dein Schwanz ist süß, aber schau dir das hier an…“
Dann kam das Video. Julia drückte mit zitterndem Finger auf Play, der Ton war leise, aber deutlich. Silke lag auf einem Bett – ihrem Bett, erkannte Julia mit einem Schaudern –, nackt, die Beine weit gespreizt. Karsten war über ihr, stieß hart und schnell, sein Körper glänzte vor Schweiß. Silke stöhnte laut, ihr Kopf warf sich zurück, ihre Hände krallten sich in die Laken. „Ja, Karsten, fick mich…“, keuchte sie, ihre Stimme brach, als sie kam, ihr Körper zuckte, ihre Augen rollten zurück. Karsten lachte, die Kamera wackelte, als er näher zoomte, und sagte direkt ins Mikrofon: „Hörst du das, Markus? Deine Frau kommt für mich, nicht für dich.“
Das Video endete abrupt, und Julia ließ das Handy fallen, als hätte es sie verbrannt. Es landete mit einem dumpfen Knall auf dem Boden, und sie sank auf die Knie, ihre Hände pressten sich auf den Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Ihr Kopf war leer, dann überflutet von Bildern – Tom und Lea, Silke und Karsten, ihr Vater, der das alles wusste und es irgendwie… genoss? Die Welt drehte sich, und sie fühlte sich verraten, nicht nur von Lea und Tom, sondern von ihrer ganzen Familie.
Nach ein paar Minuten, die sie wie betäubt auf dem Boden saß, erhob sich Julia langsam, ihre Beine zitterten, aber ihre Augen waren jetzt trocken, kalt, entschlossen. Sie hob das Handy ihres Vaters auf, starrte auf den schwarzen Bildschirm und spürte, wie die Wut in ihr zu etwas Neuem wurde – einem Plan
Sie ging in ihr Zimmer, schloss die Tür und zog ihr rotes Tagebuch hervor. Ihre Hände zitterten noch, aber ihre Schrift war fest, als sie schrieb:
„Ich habe sie gesehen – Tom und Lea hinter dem Schuppen, wie Tiere. Und dann das Handy von Papa – Silke mit Karsten, Fotos, ein Video, sie verspotten ihn, und er lässt es zu. ‚LunaLust‘ wird meine Klinge sein.“
Julia öffnete ihren Laptop, loggte sich in „LunaLust“ ein und begann zu schreiben. Die Geschichte über Tom und Lea nahm Form an – die Locken, das rote Top, das Stöhnen hinter dem Schuppen –, aber jetzt fügte sie eine zweite Ebene hinzu: eine verheiratete Frau, die ihren Mann mit ihrem Liebhaber betrügt, schmutzige Bilder schickt, ihn verspottet. Sie beschrieb Silkes BH, den sie auf dem Foto erkannt hatte, Karstens Grinsen, das Video, ohne Namen zu nennen, aber mit genug Details, dass jeder, der es wusste, es erkennen würde.
Die Wut trieb sie an. Sie wollte, dass sie sich fühlten, wie sie sich fühlte. Sie würde die Bilder aus dem Handy speichern, heimlich auf ihren Laptop übertragen, als zusätzliche Munition.
Julia lehnte sich zurück, ihr Atem ging schnell, aber ein grimmiges Lächeln zog sich über ihr Gesicht. Sie war nicht mehr das Opfer, das zusah, während andere ihr Leben zerstörten. Sie würde die Kontrolle übernehmen, ihre Unsichtbarkeit in eine Waffe verwandeln, und sie alle würden den Preis zahlen. Sie schloss das Tagebuch, ihre Finger strichen über den Einband, und murmelte: „Ihr habt keine Ahnung, was kommt.“