immer verklemmter? ich denke, eher das gegenteil ist der fall. dank der "neuen medien" ist das thema sex der breiten masse in all seiner vielfalt doch erst zugänglich geworden. nicht zuletzt die offene kommunikation hat toleranzen geschaffen, die es damals nicht gegeben hat. zu meiner kindheit war homosexualität noch strafbar, 15 jahre später immer noch etwas, was man besser für sich behielt. heute gibt´s ehe für alle. holger holt sich morgen ein neues iphone und bernd ist seit gestern bi. die mädels lassen ihre spielzeuge überall offen herumliegen, uschi verhaut klaus und redet mit vera drüber, ob sie sich ihn nicht mal mit dem strapon vornehmen sollte. der teil der bevölkerung, der sich über solche ereignisse noch mokiert, wird mit zunehmender aufklärung und kommunikation verschwindend klein. verklemmte erscheinen mir eher als eine aussterbende spezies.
auch was das handeln angeht, hat sich in der praxis recht wenig geändert. auf parties, turnieren, rennen oder festivals geht´s bei sympathie immer noch genau so schnell zur sache wie einst. nur, den spruch "die/den kannst mir nackt auf den bauch binden..."
gab´s schon zu meiner jugend. wenn wer wem nicht gefällt, hat das nichts mit verklemmt zu tun. geschmäcker sind halt verschieden.
und hier liegt vermutlich der trugschluss in verbindung mit den neuen medien und ihrer wirkung auf die kommunikation. wenn sich mit ein paar klicks ummengen informationen über das thema sex oder potenzielle sexpartner zusammenklicken lassen, heisst das noch lange nicht, dass sich auch sexkontakte mit ein paar klicks und dreiwortsätzen herstellen lassen.
ob nun verkauf eines autos, vermietung einer wohnung, bewerbung um einen job, suche nach einem fick oder sonstig wichtiges... hier zeigen sich schnell die grenzen einer verkürzten kommunikation gekennzeichnet durch missverständnisse, unzuverlässigkeiten, unverbindlichkeiten etc. etc.
wie schon geschrieben: geschmäcker sind nun mal verschieden. wenn jemand digital und schnell mal 100 absagen einsammelt, hat das nichts mit verklemmten mitmenschen zu tun. das ist lediglich ein spiegelbild der gesellschaft, so wie sie ist oder schon immer war. wer fleissig ist, kann sich mit kurzanfragen die gleiche anzahl an absagen auch real an einem abend einholen. verklemmt ist für mich allenfalls der jenige, der es bei der digitalen tipperei zwischenzeitlich verlernt hat, auch nur bei fünfen mal persönlich anzufragen.
dann aber liegen die ursachen des verklemmten nicht in der gesellschaft sondern beim einzelnen begründet. dieses kommunikationdefizit macht sich zwischenzeitlich auch in der gesellschaft bemerkbar: viele damen sind der nichtssagenden likes, klicks und nachrichten bereits derart überdrüssig, dass persönliche worte zwischenzeitig auf rekordkurs angestiegen sind.