Jan saß auf der Terrasse seines Hauses und arbeitete. Obwohl, oder vielleicht auch weil Samstag war, hatte er Freude an seiner Arbeit und sie ging ihm leicht von der Hand. Im Moment erstellte er gerade eine Grafik, die zwar aussagekräftig war, aber kein schönes Szenario zeigte. Bei allen Bemühungen, diese Firma war nach menschlichem Ermessen nicht zu retten. Jan war selbständiger Unternehmensberater. Sein Kundenkreis erstreckte sich über die ganze Republik und teilweise sogar ins benachbarte Ausland. Vor Jahren, als er noch Leiter der Organisationsabteilung einer großen, regionalen Bank gewesen war, hatte er mit seiner jungen Frau zusammen dieses Haus nach seinen Wünschen und Vorstellungen gebaut. Ihre Ehe war glücklich, aber dann entschloss er sich doch, den gut bezahlten Job, gegen die noch besser bezahlte Selbständigkeit zu tauschen. Wochenlang war er unterwegs gewesen und immer nur an den Wochenenden nach Hause gekommen. Am Anfang hatte seine Frau das noch akzeptiert, später nur noch hingenommen und dann war sie irgendwann ihre eigenen Wege gegangen, die auch in das Bett ihres Masseurs geführt hatten. Jan hatte das am Anfang gar nicht mitbekommen. Erst nach und nach ging ihm auf, dass es da wohl noch jemand anderes gab, mit dem seine Frau bumste. Er stellte sie zur Rede und nach anfänglichen Ausflüchten gestand sie ihm, dass sie eine Affäre hatte. Du musst mir glauben, ich liebe ihn nicht. Es waren nur die körperlichen Bedürfnisse! Jan hatte versucht, ihr zu verzeihen, aber das Misstrauen war geblieben und so war schließlich ihre Ehe in die Brüche gegangen. Die Scheidung verlief problemlos und wurde kein Rosenkrieg. Sie einigten sich gütlich. Jan zahlte sie aus und behielt das Haus. Inzwischen hatte er sich seine Bude junggesellengerecht umgebaut. Eine tiefere emotionale Beziehung war er nie wieder eingegangen. Hin und wieder schleppte er eine Frau ab und vergnügte sich ein, zwei Nächte mit ihr, dann schickte er sie wieder weg. Für die wenige Zeit, in der er zu Hause war und er keine fand, die er vögeln konnte, hatte er sich im Keller seines Hauses mit alten Kinosesseln einem Rückprojektionsbeamer und einer rieseigen Leinwand sein privates Pornokino eingerichtet. Gute Filme hatte er von seinen Reisen mitgebracht. Natürlich liefen auch andere Filme in seinem Keller. Manchmal lud er dazu sogar Freunde ein.
Jetzt also saß er, wie gesagt, schon seit einer Stunde auf seiner Terrasse und arbeitete. Die Grafik bestätigte, was er von seiner Arbeit schon wusste. Dieses mittelständische Unternehmen war einfach nicht mehr zu retten. Die Cost-Income-Balance war zu negativ. Die Produktion war, bedingt durch veraltete Maschinen und überkommene Prozesse viel zu teuer, die Verwaltungs- und Sachkosten viel zu hoch. Der Kreditrahmen war ausgeschöpft, da war nichts mehr zu machen. Trotzdem lehnte er sich zurück und überlegte, ob es nicht doch noch einen Weg gäbe. Mechanisch griff er zur Kaffeetasse, mechanisch zündete er sich eine Zigarette an. Das Rauschen des Windes in den Bäumen, das Singen der Vögel und die leisen Geräusche des vor dem Hause vorbeifahrenden Verkehrs drangen nicht bis in sein Bewusstsein vor. Auch das plötzliche laute Poltern eines umfallenden Gegenstandes und das sofort nachfolgende Geräusch des Aufpralls eines Körpers nahm er nicht war. Erst als Minuten später das Sondersignal eines ankommenden Rettungswagens aufheulte und abrupt abbrach, fand er in die Wirklichkeit zurück. Der Rettungswagen musste irgendwo in der Nähe einen Einsatz haben. Jan versuchte sich wieder zu konzentrieren, wurde aber erneut durch das aufheulen eines herankommenden Sondersignals aufgeschreckt. Diesmal stand er auf und ging durch das Haus zur vorderen Straßenseite. Tatsächlich, direkt bei seinen Nachbarn zur Linken waren beide Rettungsdienstfahrzeuge stehen geblieben. Jan ging in das Haus zurück und wartete hinter dem Küchenfenster. Er wollte nicht zu neugierig erscheinen, dennoch interessierte ihn, was da wohl vorgefallen war. Beate und Wolfgang wohnten mit ihren beiden Kindern erst seit einem Jahr nebenan. Jan mochte die Beiden und war ziemlich vernarrt in den sechsjährigen Mike und seine etwa zweijährige Schwester Laura. Mike hatte schon mehr als einmal seinen Fußball in Jans Garten geschossen und Jan hatte es ihm ein für alle Mal erlaubt, auch während seiner Abwesenheit über den Zaun zu klettern um sich seinen Ball wieder zu holen. Jetzt kamen zwei Sanitäter aus dem Haus und brachten Koffer und sonstige Geräte in den Rettungs- und den Notarztwagen. Dann holten sie die Trage aus dem Auto und fuhren sie in das Haus der Nachbar. Einige Minuten später brachten sie Wolfgang auf der Trage liegend heraus. Wolfgang hatte einen Kopfverband und eun Schlauch steckte in seinem Mund. Jan erschrak. Das sah ernst aus. Mechanisch ging er aus dem Haus und auf Beate zu, die mit verweinten Augen in der Haustüre stand, an jeder Hand ein Kind und ihrem Mann nachsah.
Was ist denn passiert? fragte er teilnahmsvoll. Wolfgang ist von der Leiter gestürzt und hat sich den Kopf aufgeschlagen. schluchzte sie. Er ist immer noch bewusstlos und ich kann nicht mitfahren. Ich kann doch die Kinder nicht alleine lassen! Jetzt beruhige dich. Lass die Kinder bei mir. Ich bin das ganze Wochenende zu Hause. Gib mir deinen Hausschlüssel. Wenn du bis heute Abend noch nicht zurück bist, bringe ich die Kinder ins Bett und bleibe solange da, bis du kommst! Ein kleines, fast trauriges Lächeln erschien auf Beates Gesicht. Danke dir! Dann wand sie sich an ihre Kinder. Mike, du gehst mit Laura zu Jan. Ich fahre mit Papa ins Krankenhaus. Sobald ich weiß, wie es ihm geht, komme ich wieder. Seit schön brav. Dann gab sie Jan einen Hausschlüssel und ließ sich von einem der Sanitäter in den Notarztwagen geleiten. Beide Autos fuhren ab, ohne Sondersignal, wie Jan positiv bemerkte. Mit den Kindern schaute er den Autos nach, bis sie in die Hauptstraße einbogen, dann nahm er die Kinder mit in sein Haus. Laura hatte ihre Puppe dabei und spielte damit auf der Terrasse. Mike und Jan kickten sich den mitgebrachten Ball zu. Als den Kindern das Spiel langweilig wurde, versorgte Jan sie mit Getränken und bestellte auf Wunsch von Mike eine große Pizza. Nach dem Essen legte er Laura auf die Couch, damit sie ihr Mittagsschäfchen halten konnte und Mike durfte im Keller einen Zeichentrickfilm aus Jans Sammlung ansehen. Es war schon fast drei Uhr, als Beate mit dem Taxi vor dem haus hielt. Sie wirkte angespannt, als sie Jan gegenüberstand.
Sie hatten auf der Terrasse Platz genommen und Jan hatte Kaffee serviert. Auf seine bange Frage antwortete ihm Beate. Es geht ihm einigermaßen. Gebrochen ist zum Glück nichts, aber er hat eine schwere Gehirnerschütterung. Ober noch einblutet, muss man abwarten. Im Moment halten sie ihn bewusstlos. Morgen kann man schon mehr sagen. Dann weinte sie. Jan ließ sie in Ruhe und ging in die Küche, um neuen Kaffee zu holen. Er ließ sich dabei Zeit und als er wiederkam, hatte sich Beate soweit gefangen, dass sie ihre Kinder in Empfang nehmen konnte. Wenn ich dir helfen kann, sag bescheid! verabschiedete er sie an der Tür. Als die Drei gegangen waren, setzte sich Jan wieder auf die Terrasse und arbeitete weiter. nach einer Stunde hatte er keine Lust mehr. Unmotiviert lief er durch das Haus und beschloss, sich einen seiner speziellen Filme anzusehen. Lange stand er vor seinem abschließbaren Schrank und sah seine recht umfangreiche Sammlung durch. Keiner der Titel reizte ihn wirklich. Schließlich entschloss er sich dazu, sich den Film Fucking in Paradiese anzuschauen. Kaum waren die ersten, noch nicht aufregenden Szenen, über die Leinwand geflimmert, als sein Telefon klingelte. Fluchend, drückte er den Ton des Filmes weg und meldete sich. Es war Beate. Während sie ihr Problem schilderte, schaute Jan zu, wie sich eine gut gebaute Schönheit langsam mit lasziven Bewegungen den Bikini auszog und ihrem Freund und somit der Kamera ihre geile Fotze darbot. Jan schaltete auf Standbild und konzentrierte sich auf die Nöte seiner Nachbarin. Du hast mir angeboten, uns zu helfen. Gilt das noch? Und als er bejahte, Schau, ich kann hier nicht fort. Ich muss doch erreichbar bleiben. Könntest du Mike zum Training fahren? Ich habe ihm ja gesagt, dass er auch einmal ein Training ausfallen lassen könnte, aber er meinte, sein Trainer hätte alle aufgefordert gerade heute zu kommen. Wer heute nicht dabei sei, würde in der nächsten Zeit nicht aufgestellt. Bist du so lieb? Kein Thema, wo muss er hin und wann muss er dort sein? In einer dreiviertel Stunde auf dem Sportplatz. Kein Thema, ich komme gleich rüber. Jan legte auf, verschloss seinen Film wieder und schaltete die Anlage ab. Den Film konnte er auch noch später anschauen.
Auf dem Sportplatz angekommen, warteten etwa fünfzehn Jungs mit den entsprechenden Elternteilen und dem Trainer. Mike war der Letzte. So, Sportsfreunde. Heute haben wir ein besonderes Training. Alle in die Autos, wir fahren in die Alfred-Wegner-Straße 9. Dort warten wir vor dem Haus. Gesagt, getan. Jan nahm noch zwei andere Jungs mit und fuhr die kurze Strecke in die Stadt. Noch als die Jungs mit ihrem Anhang das Haus betaten herrschte Hochstimmung. Die sank aber rapide in den Keller, als man allgemein bemerkte, dass man einen Ballettsaal betrat. Der Trainer begrüßte eine junge, glänzend aussehende Frau in einem Jogginganzug. Dann wand er sich an die Fußballer. Aufgepasst Jungs. Dass ist Tabea Roth. Sie leitet diese Ballettschule. Ich habe sie gebeten, euch etwas über Körperbeherrschung beizubringen. Ihr seid alle ziemlich unkonditioniert. Deshalb werden wir jetzt jeden zweiten Samstag für zwei Stunden hier her kommen und Tabea wird mit euch Ballettübungen machen. Keine Widerrede! Es ist für euch besser so. Im Übrigen kommen die Mädchen an jedem anderen zweiten Samstag zu uns und werden dort unsere Konditions- und Kraftübungen mitmachen. Alles Klar?