„Aber kommen Sie doch herein.“ Ich bat meine nächste Klientin ins Zimmer. Sie war pünktlich. Das gefiel mir.
„Danke.“
Die attraktive Mittdreißigerin nahm im Lederfreischwinger am Schreibtisch Platz und schlug ihre Beine übereinander. Die Stiefel glänzten im warmen Neonlicht.
„Ich dachte Sie kommen zu zweit?“ wunderte ich mich.
Sie zog eine Augenbraue leicht nach oben.
„Mein Mann ist leider noch beruflich verhindert, er wird aber sicherlich noch kommen!“
„Macht es denn dann Sinn, dass wir schon einmal anfangen, Frau van Abel?“
„Wir können ruhig beginnen, dann kann ich Ihnen meinen Standpunkt klar darlegen!“
„Nun, normalerweise ist es ja eine Paartherapie-Stunde, aber wenn ein Partner fehlt. Gut, dann starten wir mal!“
Ich legte mir meinen karierten Block zurecht und zückte meinen Montpellier-Kugelschreiber für Notizen. Dann sah ich Frau van Abel an. Sie lächelte und ich spürte, dass sie sich sichtlich wohl fühlte.
„Sie haben sich wegen ehelicher Meinungsverschiedenheiten ..“ Hier vermied ich bewusst das Wort Probleme. „.. bei mir gemeldet, wenn sie mich kurz ins Bild setzen könnten, Frau van Abel.“
Während sie zu sprechen begann strich sie sich mit der linken Hand durchs Haar und spielte damit. Sie hatte sich etwas seitlich gesetzt und präsentierte ihre makellose Silhouette.
„Meinungsverschiedenheiten ist wohl der falsche Ausdruck, Herr Doktor, es geht eher um eine starke Unzufriedenheit mit den ehelichen Pflichten meines Mannes!“
Das war direkt. Sie hatte zwar das Wort Sex nicht in den Mund genommen, aber die Wörter ‚eheliche Pflichten‘ mit großem Nachdruck geäußert.
„Leider ist Ihr Gatte ja noch nicht anwesend, Frau van Abel, sonst könnte er jetzt Stellung beziehen.“
„Stellung!“ unterbrach sie mich „Das ist für ihn ein Fremdwort, Herr Doktor!“
Ich hüstelte und hakte dann sofort nach. „Auch ich bin ein Verfechter des direkten Wegs: Wie oft haben Sie denn im Monat Verkehr?“
„Ich rechne nicht in Monaten, eher in Jahren!“ antwortete sie sarkastisch. „Es scheint mir so als sei er beruflich bereits äußerst ausgelastet auf diesem Gebiet!“
„Sie meinen also, er habe ein Verhältnis und befriedige seine Lust anderweitig?“
„Ich hoffe es für ihn, dann sonst wäre es ein impotenter Trottel!“
„Nun, gibt es denn Beweise für seine eheliche Untreue, Frau von Abel?“
Sie lehnte sich etwas zurück und antwortete dann sehr süffisant: „Wenn mangelndes Interesse und notgeile Annäherungsversuche als Beweismittel gelten, dann habe ich zwei Belege!“
„Er ist also doch noch an Ihnen interessiert?“
„Nur, wenn ich mich mit einer Flasche Wein in einen rauschhaften Zustand versetzt habe, dann nutzt er diese Situation für die Befriedigung seiner sexuellen Begierden. Und ich, Herr Doktor, ich bleibe dann unbefriedigt!“
Sie sah mich wütend an. Ich schwieg.
„Meinen Sie mit seinem Gehopse und den Stoßversuchen kann ER eine Frau befriedigen?“
Sie warf den Kopf wild nach hinten. Das Haar flog.
„Eher eine läufige Kuh!“
„War es denn von Anfang an so?“ nahm ich die Schärfe aus der Unterhaltung.
„Wir waren beide jung und nun ja, im Nu hatten wir drei Kinder. Wir haben uns früh vereint, da hatte ich noch keinen Vergleich.“
„Und diese Vergleichsmöglichkeit, die haben Sie jetzt?“
Ich notierte das mit den drei Kindern und der frühen Beziehung. Sie schwieg und wurde ein wenig rot im Gesicht. Scheinbar hatte sie mehr verraten als sie es vorgehabt hatte. Ich hielt ebenfalls sie Pause und sah sie neugierig an. Keine Frau kann eine Pause durchhalten. Die Stille ist wie ein Schwert.
„Ähm, ja, die habe ich jetzt!“ sagte sie leise und blickte auf ihre Stiefel.
„Wenn ich also gerade richtig verstanden habe, dann haben oder hatten Sie eine außereheliche Affäre, Frau von Abel?“
Wieder Schweigen. Doch dann kam ein trotziges „Ja, das habe ich. Ich bin auf nur ein Mensch aus Fleisch und brauche meine Befriedigung. Verstehen Sie das, Herr Doktor?“
Sie versuchte mich auf ihre Seite zu ziehen. Verständnis für die vernachlässigte Ehefrau. Den parteiischen Schiedsrichter.
„Haben oder hatten?“ wich ich dem Spiel aus.
„Sie wollen es aber wirklich genau wissen! Also gut: Ich habe. Immer noch. Laufend.“
Ich machte eine kurze Notiz. So ein kleines Flittchen, wieso kommt sie dann in meine Praxis, wenn sie es von ihrem Stecher sowieso gut besorgt bekommt. Was will sie denn eigentlich?
„Wie oft denn diesmal im Monat?“
„Jeden Montag.“ kam es schnippisch. Sie spielte mit dem Saum ihres kurzen Lederrocks.
Das interessierte mich jetzt aber persönlich, wie sie es anstellte ihrem Gatten Hörner aufzusetzen.
„Und ihr Gemahl weiß davon nichts, das könnte ja eine Erklärung für sein Verhalten sein.“
„Der, der merkt ja nicht mal wenn er im Sperma meines Liebhabers herumstochert!“
Der Gedanke erregte mich. Deshalb mein – Kollegen mögen es mit verzeihen - die leicht untherapeutische Nachfrage: „Tut er das denn, Frau von Abel?“
„Wenn ich beschwipst nach Hause komme und er sich doch an seine ehelichen Pflichten zurück erinnert!“
„Dann stochert er .. im Samen ihres Liebhabers?“
Sie lachte nun und sah an die Decke.
„Und er merkt nicht einmal, wie gedehnt meine …“ Sie nahm das Wort nicht in den Mund. „… Weiblichkeit bereits ist. Jürgen ist ein Hengst. Es ist wie einen Strohhalm in einen Cocktail zu schieben!“
Treffender Vergleich. Dieser Cocktail gefiel mir zunehmend besser.
„Haben Sie keine Angst, dass Sie von diesen außerehelichen Begebenheiten schwanger werden könnten?“
„Gibt es eine Poschwangerschaft, Herr Doktor?“
Gut gekontert. Ich lächelte und genoss die Offenheit meiner Patientin sehr.
„Dieser Jürgen scheint ja besondere Vorlieben zu haben?“
„Nicht nur Jürgen!“ flüsterte sie nun fast und strich sich unmerklich über den Busen.
Ich hatte schon bemerkt und dies auch notiert, dass die Klientin in den letzten Minuten zunehmend unruhiger geworden war und auf dem Stuhl hin und her rutschte.
„Was hat denn Jürgen, was sie an Ihrem Gatten vermissen?“
Sie überlegte kurz.
„Er weiß, wie Mann eine Frau behandelt!“
„Sanft oder streng?“
„Streng, Herr Doktor – sehr streng!“
Hm, Freud und Adler lächelten mich von der Wand wissend an.
„Welche Beziehung hatten Sie zu Ihrem Vater?“
Sie sah mich verblüfft an.
„Er war mein Vater. Wieso fragen Sie?“
„War er auch streng zu Ihnen?“
„Nein, er war sehr sanft, wenn er da war!“
„Sanft bedeutet was?“
Sie stockte.
„Ich war seine Lieblingstochter und dafür habe ich mich dankbar gezeigt, wenn Sie das meinen Herr Doktor!“
„In welcher Form ‚dankbar‘?
Sie schwieg. Missbrauchte Frauen sprechen selten über ihre Peiniger.
„Und Jürgen behandelt Sie wie Ihr Vater damals?“
„Ja, er sagt mir, was ich wie zu tun habe.“ gestand sie nun. „Und ich fühle mich geborgen bei ihm!“
„Wie würden Sie im Vergleich dazu jetzt ihren Gatten beschreiben?“
Sie lachte und strich sich über den Oberschenkel.
„Er ist ein Weichei! Jürgen ist ein echter Kerl!“
Weg waren sie meine Aussichten auf eine erfolgreiche Vermittlung der aufgezeigten Ehekrise. Im Grunde ging es hier um klare Machtverteilungen in der Ehe. Heutzutage denken Männer ja alle Frauen seien emanzipiert und es würde ihnen gefallen, wenn sich der Mann nicht als Pascha aufspielt. Aber hier lag der Fall ja komplett anders.
„Kennt Ihr Mann diesen Jürgen?“
„Ja.“ Sie zögerte. „Er ist sein Chef!“
Fast hätte ich durch die Zähne gepfiffen so klassisch entwickelte sich dieser Fall. Bull dominiert Angestellten und dessen Ehefrau – finanziell und sexuell.
Meine Assistentin klopfte und bedeutete, dass nun Herr von Abel eingetroffen sei.
„Dann bitten Sie ihn doch dazu!“
„Gerne, Herr Doktor!“
Die blonde Assistentin führte einen etwas verstört wirkenden Mann herein.
„Guten Tag, Herr von Abel, meine Name ist Dr. Roger. Ihre Gemahlin und ich haben uns bereits ein wenig unterhalten.“
Er schüttelte mir die Hand.
„Ich weiß im Grunde nicht, was ich hier soll. Meine Frau bestand auf einen Besuch bei Ihnen!“
„Nun, das werden wir bald geklärt haben, Herr von Abel. Nehmen Sie doch Platz!“
Er setzte sich neben seine Frau und versuchte ihr einen Kuss zu geben. Sie wehrte ab.
Demonstrativ legte er seine Hand auf ihren Oberschenkel und griff nach ihrer Hand. Diesmal wies sie ihn nicht zurück.
„Hm, es ist ja keine gute Situation, wenn man zu einem Termin gebeten wird und hat keine Vermutung um was es geht. Ich darf Sie also kurz instruieren.“
Er nickte und sah mich neugierig an. Irgendwie tat er mir leid, aber kein Mitleid mit den Huskies.
„Um es auf den Punkt zu bringen: Ihre Gattin fühlt sich von Ihnen sexuell vernachlässigt. So schien es zumindest am Anfang unserer Unterhaltung.“
„Na, dann hat sich das ja geklärt, Schatz!“ freute sich Herr von Abel über die vermeintlichen Erfolge der bereits geführten Unterhaltung.
Frau von Abel verdrehte die Augen und lachte.
„Nun, ich bin hier Mentor und als solcher auf Ausgleich bedacht. Wie oft schlafen Sie mit Ihrer Frau, Herr von Abel?“
„Muss ich das jetzt hier sagen?“ entrüstete sich der Angesprochene.
Ich schwieg und sah ihn an. Er zögerte aufzuspringen oder auf meine Frage zu antworten.
„Na so oft, wie es in einer normalen Ehe eben stattfindet!“
„Und das ist Ihrer Meinung nach, wie oft?“ hakte ich stur nach.
„Nun, mir genügt es!“
Bums die Türe war zu und ich hatte die A-Karte gezogen.
„Ja, Dir genügt es! Aber was ist mit mir?“
Zack, flog die Türe wieder auf.
„Ähm, Schatz. Du weißt doch …“ Nun folgte eine Aufzählung aller möglichen Gründe, wieso ein Mann in der heutigen Zeit nicht pausenlos Sex machen kann, auch wenn seine Gattin es gerne hätte. Worauf Frau von Abel in lautem hysterischem Lachen ausbrach.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, war Herr von Abel geerdet und hörte mir wieder aufmerksam zu.
„Nun, ihre Frau scheint ja Defizite auszumachen und sie hat auch eine für sie befriedigende Lösung gefunden.“
„Eine für mich befriedigende Lösung?“ stotterte er.
„Nein, eine für Ihre Gemahlin befriedigende Lösung!“ erklärte ich sachlich.
„Und die schaut wie aus?“
Er drehte sich zu seiner Gattin. Diese sah aus als wollte sie ihm nun den Todesstoß versetzen.
Und ehe ich verbal dazwischen springen konnte hatte sie den ersten Pfeil abgeschossen: „Jürgen!“
„Wie Jürgen?“ fragte er naiv nach.
„Ja, Jürgen, er …“
Weiter kam sie nicht. Schon hatte sie eine klatschende Ohrfeige und hielt sich die Backe.
„Nichtsnutz!“ zischte er.
„HERR VON ABEL. ICH DULDE KEINE GEWALT – WEDER IN IHRER EHE NOCH HIER IN MEINER PRAXIS: REISSEN SIE SICH GEFÄLLIGST ZUSAMMEN!“ schrie ich ihn an.
Die Frau winselte und hielte sich die geschlagene Stelle.
„Entschuldigung, aber … ich … es tut mir leid!“
Er strich ihr über den Oberschenkel.
„Wenn das nochmal vorkommt, werde ich Sie anzeigen, Herr von Abel!“
„Nein, das .. kommt .. nicht mehr vor. Herr Doktor.“
Einen Augenblick dachte ich, dass die beiden wohl nicht hier sitzen würden, wenn er auch zu Hause dominanter auftreten würde. Und dann kam mir dieser total abwegige Gedanke.
„Steh auf Kleine!“ sagte ich leise aber sehr bestimmt zu Frau von Abel.
„Wie .. bitte?“ stotterte sie.
„Du sollst aufstehen, wenn ich es verlange!“ entgegnete ich nun in barschem Ton.
Sie erhob sich langsam.
„Gut!“ lobte ich. „Und jetzt wirst Du hier entkleiden!“
„Ich soll was, Herr Doktor?“
Sie sah mich an wie ein Mondkalb.
„Nenn mich ab sofort JÜRGEN! Verstanden!“
Sie schwieg.
„Hast Du verstanden? JÜRGEN!“
„Ja, Jürgen.“ kam es nun kleinlaut.
„Zieh Dich endlich aus!“
Herr von Abel saß stocksteif auf seinem Stuhl und sah wie in einem Film zu. Kein Anzeichen seiner Frau beizustehen, keine Regung. Sie wollte Blickkontakt zu ihm aufnehmen, doch er wich ihrem Blick aus.
Dann begann sie sich die Bluse aufzuknöpfen. Große feste Brüste kamen zum Vorschein. Der BH war die Versuchung selbst.
„ROCK!“ befahl ich und sie folgte wie ein Ausziehpüppchen.
Zu meiner und sicher auch Herrn von Abels Verwunderung trug Frau von Abel eine Ouvert-Strumpfhose. Ein winziger Stringtanga bedeckte ihre Scham.
Ich reichte Herrn von Abel eine Schere.
„Sie wissen was ein echter Kerl jetzt tun muss. Also machen Sie es!“
„Ja, Herr Doktor!“ grinste er breit.