20. Teil
In den nächsten Wochen ging es mir schlecht. Daheim war alles wie vorher. Weil ich eine Sexpause wollte war es eigentlich wie immer, nichts besonderes halt. Astrid tat so als sei nichts geschehen und sprach das Thema Manuela nicht mehr an, sie sagte nur einmal es sei besser Manuela zu vergessen. Verdrängen ist immer ein verlässlicher Partner beim Umgang mit Problemen, so auch bei ihr. Ich verspürte auch keinerlei Lust die selbst verordnete Sexpause aufzuheben. Der vermutete Einsatz von Astrid unsere Ehe zu retten fiel unerwartet gering aus, jetzt wo es keine Manuela mehr gab. In der Firma war es auch nicht viel besser. Die Nachfolgerin von Manuela war nicht gerade eine Leuchte, ich war völlig lustlos, die Arbeit nervte mich nur noch. Der Grund war schnell gefunden. Innerlich wusste ich, nach meiner aufregenden Affäre mit Manuela war jetzt wieder alles beim Alten und es würde wohl so weitergehen wie vorher. Oft ertappte ich mich dabei wie ich darüber nachdachte ob es das jetzt gewesen ist in meinem Leben. Kein neuen Erfahrungen mehr, keine sexuelle Gier mehr, keine Abenteuer mehr. Es waren die gleichen Gedanken wie ich vor Manuela hatte. Irgendwann habe ich realisiert das ich Manuela total vermisse, das musste ich mir selbst eingestehen. Es war ein Gefühl wie Trauer, ich habe ja auch einen geliebten Menschen verloren. Ich dachte mir Zeit heilt alle Wunden, es kann nur besser werden. Also war klar, die Abende enden wieder wie früher, mit wixen vor dem Computer. Wenigstens das konnte mir keiner nehmen, wenn ich schon Manuela aufgeben musste.
Ein paar Tage später war ich in meinem Büro in die Arbeit vertieft als mein Telefon klingelte. Meine neue Sekretärin, die mich noch nicht duzen durfte. „ Chef, eine Rita hätte gerne einen Termin bei Ihnen, darf ich sie vorlassen“ Ich bejahrte und Rita wurde in mein Büro gebracht. Ich habe mich richtig gefreut sie zu sehen und habe sie erst einmal fest gedrückt. Auch sie freute sich sichtlich das ich sie empfangen habe. So bestellte ich erst mal bei der „Neuen“ 2 Cappucino und setzte mich mit Rita auf die Couch, wo ich damals das erste schöne Erlebnis mit Manuela hatte.
Ich: Rita, erzähl mir den Grund warum du mich heute aufgesucht hast, ich freue mich sehr aber vermutlich wolltest du mich nicht einfach so besuchen.
Rita: Nein, natürlich nicht. Können wir offen und ehrlich reden auch unter der Voraussetzung das dieses Gespräch unser kleines Geheimnis bleibt?
Ich: Selbstverständlich, stimmt etwas mit Manuela nicht oder hast du Probleme?
Rita: Bitte versuch mit Manuela zu sprechen, auch wenn sie es erst ablehnt. Tief in ihrem Herzen will sie es. Sie geht kaputt ohne dich. Ich kenne sie jetzt verdammt viele Jahre, niemals habe ich sie so leiden gesehen. Sie ist ständig am weinen, redet andauernd von dir, macht sich ständig Vorwürfe. Sie tut noch nicht mal mehr genug essen und du weißt wie sie gutes Essen liebt. Ich kann sie für nichts mehr begeistern, nichts ist mehr wie vorher. Ich musste das jetzt einfach loswerden und mit jemand darüber reden. Sie tut mir so leid, es tut mir weh sie so leiden zu sehen. Du weißt wie ich sie liebe. Sei nicht böse das ich zu dir komme und dich damit belaste, du hast es ja auch nicht einfach, aber mit wem sonst soll ich darüber sprechen. Nur du kannst ihr helfen, ich schaffe es diesmal leider nicht.
Ich nahm ihre Hände gab ihr einen Kuss auf die Backe um ihr dann zu antworten:
Rita, ich bin sehr froh das du den Mut gefunden hast zu mir zu kommen. Du bist jederzeit willkommen. Es macht mich traurig zu hören wie es Manuela geht und ich kann dir gleich sagen, ich fühle ähnlich. Ich kann sie nicht vergessen, sie ist einfach etwas Besonderes. Ich bin erleichtert zu wissen, dass sie eine so tolle Freundin wie dich hat, die immer für sie da ist. Du trägst halt dein Herz auf der Zunge und das ist gut so, warum soll ich dir böse sein. Ich denke doch auch jeden Tag mehrmals an Manuela, eigentlich fast ständig.
Rita: Dann mach doch etwas. Kämpf um sie wenn sie schon zu schwach dafür ist. Oder hast du dich für einen anderen Weg entschieden. Das kannst du mir ruhig sagen, dann weiß ich wenigstens Bescheid. Es ist alleine deine Entscheidung.
Ich: Es gab vielleicht Momente, wo ich es aus Vernunft versucht habe, meiner Ehe eine Chance einzuräumen. Es ist eventuell auch der einfachere Weg, ganz klar, alles beruhigt sich recht schnell wieder. Mittlerweile bleibt mir jedoch nichts anderes übrig, als mir einzugestehen das es ein großer Fehler war Manuela einfach kampflos gehen zu lassen. Um ehrlich zu sein, ja ich liebe sie immer noch, in Wirklichkeit sogar noch mehr, weil ich jetzt erst spüre was ich verloren habe.
Rita: Das hier ist wieder typisch. Ihr fühlt beide die große Sehnsucht, beide vermisst ihr den anderen, beide leidet ihr, aber keiner traut sich den Schritt zu machen. Wie bescheuert ist das? Verdammt nochmal Frank, laufe zu ihr und sag ihr was du fühlst, sie ist eine Frau, sie wird dir um den Hals fallen. Schmeiß doch nicht einfach alles weg. Sie war so verzaubert von eurer Liebe, ich weiß noch genau wie glücklich sie nach unserer Nacht im Hotel war. Und du, warst du es nicht genauso. Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein? Gib deinem Herz einen Stoß, bitte.
Ich: Versteh doch, sie ist auf Abstand gegangen, auch wenn es nur wegen Marie war, das kann ich selbstverständlich verstehen und habe es schweren Herzens akzeptiert. Wenn es aber eine Zukunft für uns geben sollte, muss sie den ersten Schritt machen.
Rita: Warum seid ihr Kerle nur immer so hart, aber ich kann dich auch verstehen. So ein wenig ist dein Stolz verletzt.
Ich: Nein das ist es nicht, ich habe nur Angst enttäuscht zu werden. Wenn ich jetzt an uns glaube und es wird nichts draus, dann ist es noch viel schlimmer als es sowieso schon ist. Du selbst hast eben gesagt das sie es erst einmal ablehnen könnte, trotz der starken Gefühle die du beschrieben hast.
Rita: Pass auf, ich versuche mit ihr zu reden. Ich kann das echt nicht mit ansehen was ihr da veranstaltet. Sorry, ich bin halt etwas direkt, aber so geht es nicht weiter. Ich will euch schon bald wieder zusammen sehen und meine beste Freundin wieder glücklich. Ich melde mich bei dir. Und wenn da ein Schuh draus wird, glaube mir, dann seid ihr mir was schuldig !
Lachend ist sie dann gegangen und ich saß mal wieder da, sprichwörtlich im Scherbenhaufen. Das bekannte Wechselbad der Gefühle. Einerseits habe ich mich halbwegs damit abgefunden das nichts mehr zu retten ist und Astrid tat mir ja auch wirklich leid, auf der anderen Seite war das Gefühl nicht mehr ohne Manuela leben zu wollen mein ständiger Begleiter. Warum ist das nur so kompliziert. Warum muss es gerade bei mir so beschissen laufen. Und ich spürte ganz deutlich, erneut stehe ich vor der Aufgabe eine dauerhafte Lösung für alle Beteiligten herbeizuführen. Ich musste mich nicht nur zwischen zwei Frauen sondern zwischen zwei völlig anderen Leben entscheiden. Das konnte man auch präziser ausdrücken:
Folge dem Verstand und nimm Astrid, folge dem Herzen und nimm Manuela.
So einfach ist es auf den Punkt gebracht! Und ich traf die längst überfällige und einzig richtige Entscheidung: Diesmal würde ich die endgültige Entscheidung treffen und nicht mehr weglaufen. Die Probleme kommen ja doch immer wieder zurück. Also Junge, Tatsachen schaffen, Mann sein, egal wie schwer und weh das tut, es gibt keine andere Lösung. Für jede der beiden Frauen ist eine klare Entscheidung auf Dauer besser, als immer zu warten oder zu hoffen oder was weiß ich was genau in deren Gefühlsleben vorgeht.
Ich gab mir 48 Stunden Zeit und schwor mir, diese Frist einzuhalten. Komme was wolle.