Wie ein Wespenstachel hängt sein monströser Schwanz in der Luft. Mit den muskulösen Armen rechts und links von ihren Schultern abstützend, zitternd, die Knie angewinkelt aber noch über dem Ehebett schwebend, zielt er auf ihre Öffnung. Diese Haltung ist anstrengend. Nicht nur körperlich, auch wenn sich bereits ein Schweißtropfen auf seiner Stirn gebildet hat und nun langsam der Schwerkraft folgend seine rechte Wange hinab rinnt, vorbei an den Grübchen und dem zu einem gemeinen Lächeln verzogenen Mundwinkel, bis zum Kinn, wo er innehält. Zu groß um sich einfach so zu verteilen. Zu klein und leicht um auf den weiblichen Körper unter ihm zu fallen. Nein, nicht nur körperlich. Auch mental anstrengend. Man sieht es an seinen Gesichtszügen. Und an ihren. Gott, was windet sie sich unter ihm. Raunt, stöhnt, bettelt ihn an. Die Uhr an der Wand erinnert auf schmerzliche Art und Weise, dass die Zeit eben doch nicht still steht. Dass gerade in diesem Moment andere Leute andere Dinge tun. Oder andere Leute dasselbe tun. Ob das möglich ist? Genau dasselbe? Ich meine....exakt dasselbe?? Nach einer gefühlten Ewigkeit löst sich der Schweißtropfen. Lautlos und beinahe gleichzeitig mit einem Tick der Uhr vermengt er sich mit dem klitschnassen Oberkörper der Schönheit unter ihm. Als ob dies das Zeichen gewesen wäre, sticht er zu. Plötzlich und unvorhersehbar. Kompromisslos und gerecht. Ein Geräusch entfährt ihr, irgendetwas zwischen Lachen, Stöhnen und Jammern. Seine Bewegungen sind nun wieder schneller und unerbittlich. Unersättlich. Doch lange hält er es nicht mehr durch, ist ja schon seit einer halben Stunde aktiv und hat sie an den Rand der Besinnungslosigkeit gevögelt. Sein Stöhnen klingt wie ein Reibeisen und das Zucken seines Körpers zieht sich von seinen Genitalien bis hoch in den mit Tattoos versehenen Bizeps. Gleichzeitig legt sie ihren Kopf zur Seite und quietscht vor Glück in das Kissen hinein. Die Schwingungen ihres Körpers hatten sich dem Rhythmus der Kontraktion seiner Beckenmuskeln angepasst und ebben nun langsam ab.
Auch ich möchte laut aufstöhnen, doch nur ein undeutliches Glucksen ist zu hören. Ich fühle und empfinde das Schauspiel wie am eigenen Leib. Ich bin mehr als nur Zuschauer. Ich bin passiver Beteiligter. Ich empfand eben zwei Orgasmen, auch wenn mein Körper keinen hatte. In meinem Mund ist die Unterhose des Mannes gestopft, der gerade meine Frau vögelt. Gestatten: Anton Meier. Cuckold.
Eine Stunde später stehe ich mit Kathrin unter der Dusche. Ja, das ist meine Frau. Ich liebe sie und sie liebt mich. Sie lächelt und schmiegt sich an mich, während das heiße Wasser an unser beiden Körper hinunter rinnt. Ich quetsche eine ordentliche Portion Duschgel aus der Packung und beginne, es über ihren Körper zu verteilen. Bereitwillig hält sie mir alle Stellen hin und ich massiere es in sie ein. Als ich zu ihren Brüsten komme und mit meinen Händen großzügige konzentrische Kreise zu drehen beginne, geht mir die Erregung durch Mark und Bein. Abspritzen war mir heute verboten worden...dann ist es beim Duschen danach immer besonders schlimm. Aber Duschen nach einem Treffen mit einem dritten Mann ist bei uns Pflicht! Eine heiße Dusche ist die beste Art sich zu reinigen. Der Schweiß des anderen vermengt sich mit klarem Wasser, tropft von ihrem wunderschönen Körper und verschwindet in den Ausguss. Mit ihm die Erinnerungen und all die Scham an das, was wir regelmäßig treiben. Ich spüre einen zärtlichen Kuss in meinem Nacken und zucke noch einmal zusammen, dann verlässt sie die Duschkabine und ich folge ihr. Ich würde sie gerne fragen, ob er gut war und ob sie auch so viel Spaß hatte wie ich und scheinbar auch er, doch dazu war es zu spät. Der Fremde oder zumindest alles, was er uns zurück gelassen hatte war bereits in die Kanalisation verschwunden. Damit war das Thema durch und würde auch nicht mehr angesprochen werden. Ab jetzt waren wir wieder Mann und Frau. Treu, bis dass der Tod uns scheidet. Was bedeutet das eigentlich...Treue? Ich bin ihr treu. Und sie mir. Andere würden das nie verstehen, doch in meinen Augen tue ich nichts Falsches. Selbst wenn es so etwas wie einen wertenden Gott gäbe, müsste dieser doch Nachsicht haben mit ihr. Mit uns. Wer vorgibt allwissend zu sein, der müsste doch als Einziger in der Lage sein die Situation zu erfassen. Uns nicht zu bestrafen, sondern eher zu belohnen!
Während ich mich fertig abtrockne stelle ich fest, dass ich noch immer einen Ständer habe. War das möglich? So erregt? Ich überlege, wann ich zuletzt Sex gehabt hatte...das müsste so vor drei oder vier Wochen gewesen sein. Und onaniert? Das war Samstag gewesen! Nach dem Besuch in der Oper. Erst drei Tage her, doch mein Schwanz zählt keine Tage. Auch wenn es gern behauptet wird: ein zweites Gehirn ist so ein Penis nicht. Gott sei Dank, sonst würde er noch anfangen rational zu denken. Sonst wäre er am Ende eifersüchtig, wenn er Kathrin mit anderen Männern sieht.
Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und beziehe das Bett neu. Die Bettwäsche von heute Abend liegt bereits im Wäschekorb. Im Raum riecht es nach Sex. Nach Lust und Verlangen, nach Scham und Begierde. Gerade, als ich die Kissen aufgeschüttelt und sauber zurück gelegt habe, kommt Kathrin zurück. Nackt steht sie in der Tür. Ihre Brüste appetitlich und ein wenig hängend, ihre nassen dunkelbraunen Haare über die linke Schulter gelegt. Ein unvergleichlich hübsches, aber strenges Gesicht mit ausgeprägten Wangenknochen und schmalen Lippen. Und Augen, die mich fixieren und durchbohren. Ich habe in all den Jahren nie lernen können ihre Blicke zu deuten. Stattdessen scheint sie in mir zu lesen wie in einem Buch. Langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen. Ihre Beine bewegen sich graziös, auch wenn ihr kleines Bäuchlein mit ihrer Bewegung leicht mitschwingt. Sie ist kein Model. Aber sie ist perfekt. Und sie gehört mir so wurde es am Altar vereinbart. Vor 19 Jahren, als wir beide noch Mitte 20 waren. Treue, bis dass der Tod uns scheidet. Doch wäre es nicht die wahre Untreue solch eine Frau für sich zu beanspruchen? Ist es nicht ein Gebot der Nächstenliebe ihr zu erlauben, dass sie sich andere Männer einlädt? Weiter zu denken fällt mir schwer. Sie ist mir inzwischen so nah, dass ich ihre parfumfreie Haut riechen kann. So unverfälscht und ehrlich. Ihre Wärme spüren. Ich schließe die Augen. Was erwartet mich heute? Ob ich wohl onanieren darf? Ob sie mir einen runterholt? Oder gar Sex? Das wäre zu schön. Am liebsten würde ich sie bitten, doch das geht nicht. Es ist ihre Entscheidung. Und genau so will ich es. So und nicht anders.