Die einzelnen Geräusche verwoben sich so nach und nach zu einem Klangteppich, der immer weniger in mein Bewusstsein drang. Von dem ursprünglichen lachen und toben der Kinder, dem brausen der Duschen und dem platschen des Wassers, wenn jemand hineinsprang, war nichts mehr einzeln wahrzunehmen. Der letzte Rest meines bewussten Denkens, die letzten Momente vor dem einschlafen, suggerierten mir als location Freibad und als Zeit Urlaub.
Und doch war nichts falscher als das. Urlaub, das hätte ich gerne gehabt, aber noch war es früh im Jahr, Ostern war gerade erst vorbei, und das Gerangel um die Urlaubsplätze hatte ich mal wieder gegen die lieben Kolleginnen und Kollegen mit Kindern verloren. Erst Ende September, Anfang Oktober würde ich Urlaub haben. Katrin, meine Freundin, war nicht sonderlich davon begeistert gewesen. Sie hatte mir Vorwürfe gemacht, aber was sollte ich tun? So waren eben die Regeln. Keine Kinder, keinen Urlaub in den Ferien.
Nicht nur deshalb, versuchte wir am Wochenende immer aus den Tretmühlen unserer Berufe, Katrin ist Zahnarzthelferin und ich bin Gebäudesystemtechniker, heraus zu kommen. Oft fahren wir zu einem Kurzurlaub weg. Übers Wochenende nach Barcelona oder nach London. Die Billigflieger machen es möglich.
Und manchmal, so wie zum Beispiel heute, wenn am Sonntag mittag ein Kaffeebesuch bei den Schwiegereltern ansteht, gehen wir schon recht früh am Morgen in die Sauna. Jetzt, um diese Jahreszeit, kann man den Genuss der Sauna an und für sich mit dem Genuss der noch nicht so stark scheinenden Sonne auf dem Freigelände verbinden. Mit anderen Worten, wenn die Sonne noch nicht so stark scheint, ziehe ich die Wiese jedem wie immer gearteten Ruheraum vor.
In Tagträumen gefangen nahm ich unterbewusst durchaus das Treiben um mich herum wahr. Aber nicht scharf, nicht beobachtend wie auch, mit geschlossenen Augen -, sondern eher als Teil eines Ganzen, das um mich herum lebte. Doch, nach einem ausgiebigen Saunagang, dem abkühlen im ziemlich kalten Außenpool und eingemummelt in ein weiches Handtuch auf der Liege in der Sonne, das konnte mir gefallen. Das Wissen, dass die Arbeit noch meilenweit entfernt war, die Tatsache, dass dieses Wochenende, bis auf den Kaffeeklatsch am nächsten Tag, ausschließlich Katrin und mir gehören würde, das alles ließ eine gelöste und entspannte Stimmung in mir auf kommen.
Schläfst du, Schatz? Nur widerwillig kam ich aus meiner Entrücktheit zurück. Mmhh, machte ich und versuchte mich auf die Seite zu drehen. Ich hörte, wie es sich Katrin auf die Liege neben mir bequem machte. Papier fing an zu rascheln. Offensichtlich hatte sie sich eine Zeitung oder Zeitschrift am Kiosk geholt. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war. Wieder versuchte ich in das relative Nirwana abzutauchen, hatte es aber diesmal schwerer.
Katrin raschelte immer wieder mit ihrer Zeitung und dieses Rascheln war ein Fremdkörper in der Symphonie der anderen Geräusche. Außerdem war es hart und viel zu nah neben meinem Ohr. Die anderen Geräusche waren weicher, viel weiter weg. Schließlich wurde das Rascheln lauter und erstarb dann. Katrin hatte die Zeitung weg gelegt. Ruhe schien einzukehren
Weist du wer auch hier ist? Mmhh!!! Ich war nicht gewillt, aus meinem Halbschlaf an die Oberfläche des täglichen Lebens zurück zu kehren. Egal wer auch noch hier war, er würde, würde ich ihm begegnen, mir ganz schön auf den Geist gehen. Kathrin gab keine Ruhe. Hey, nun komm mal zu dir! Ihre Aufforderung unterstützte sie damit, dass sie mich an der Schulter rüttelte.
Ich drehte mich zu ihr um und versuchte ein böses Gesicht zu machen. Es gelang mir nicht einmal in Ansätzen. Wie auch? Welcher Mann kann böse gucken, wenn er wach wird und seine Freundin sich im Sitzen zu ihm beugt um ihn wachzurütteln. Da passieren so mancherlei Dinge. Zum Beispiel, zumindest, wenn man nichts anhat, fangen die Brüste an zu wackeln und zu hüpfen. Ja, ich weis, es ist chauvinistisch, aber der Vergleich mit den Glocken war nicht von ungefähr. Dabei muss ich sagen, dass Kathrin keine Monsterbrüste hat. Einfach schöne Halbkugeln, genau die richtige Größe für mich. Nicht zu groß, nicht zu klein.
Aber das war ja nicht alles. Kathrin war wohl auch auf der Liege gelegen und hatte sich einfach mit einem Handtuch zugedeckt. Als sie sich aufgesetzt hatte, war dieses Handtuch verrutscht. Und was sah ich mit dem zweiten Blick? Genau, ihre süße Muschi. Obwohl, so ganz sah ich sie nicht. Ich bekam eine Ahnung der Schamlippen und ich bekam den kleinen Schlitz zu sehen, den sie bildeten. Alles in allem ein wunderbarer Anblick.
Hörst du mir eigentlich zu? Sie schien nicht zu bemerken, wo mein Blick gerade weilte. Ja, doch, gab ich etwas abgelenkt zurück, riss mich aber dann doch los und sah Katrin in die Augen. Sag bloß, du hast geschlafen! Das Erstaunen in ihrer Stimme war deutlich zu hören. Warum nicht? Ich gähnte herzhaft. Schlafen kann man auch zu Hause. Wenn du hier nur rum liegst, bekommst du ja gar nichts mit. Rate mal, wer auch da ist? Ich zuckte mit den Schultern. Mir doch egal.
Lara und Frank! Mit großen Augen sah sie mich an. Lara und Frank! OK und was ging mich das an? Lara und Frank, klar, wir kannten uns, trafen uns manchmal mit anderen auf ein Bier oder fürs Kino. Ja, wir waren befreundet, aber als wirklich enge Freunde, hätte ich sie jetzt nicht unbedingt bezeichnet. OK, Lara und Frank sind auch hier. Und was hat das mit mir, oder mit uns zu tun? Fassungslos sah mich Kathrin an. Es ist doch schön, wenn man Freunde trifft. Dann ist es nicht ganz so langweilig hier. Langweilig! Das musste ich erst mal verdauen. Langweilig war es mit mir alleine zu sein. Warum? Nur weil ich geschlafen hatte?
Komm, sei kein Frosch. Die beiden sind im Bistro. Lass uns hingehen und mit ihnen plaudern. Lust hatte ich keine, aber was macht man nicht alles, damit die Freundin keine Langeweile hat? Also rappelte ich mich hoch, wickelte mir das Handtuch um die Hüften und sah Kathrin zu wie sie sich ebenfalls kunstvoll in eine Art Mumie verwandelte. Plötzlich sah sie aus, wie alle anderen Frauen hier. Das bunte, große Saunatuch so um sich gewickelt, dass es oberhalb der Brüste eng anlag und auch sonst keinen Einblick gewährte.
Ich wollte unsere Sachen zusammenräumen, doch Kathrin meinte, dass wir ruhig alles da lassen könnten. Wir kämen ja irgendwann zurück. Mir sollte es recht sein und gemeinsam machen wir uns auf den Weg ins Bistro. Schon von weitem winkte Lara uns zu und schob mit der freien Hand einen Stuhl zurück. Setzt euch. Schön, dass wir uns treffen. Frank nickte dazu und grinste. Offensichtlich ging es ihm wie mir. Auch er fand die Störung der trauten Einsamkeit nicht unbedingt prickelnd.
Dennoch entwickelte sich so etwas wie ein Gespräch, wobei der Hauptteil der Unterhaltung von den Frauen getragen wurde. Was hatten die sich nicht alles zu erzählen. Da war die Rede von Frauke und Anja, von irgendeinem Mann, der Sybille das Herz gebrochen hatte, oder zumindest drauf und dran war. Dann wurde über die Kinder berichtet, die die eine oder andere Freundin bekommen hatte und natürlich wurde über die Chefs gelästert.
Frank und ich schwiegen meist und nippten an dem eiskalten Mineralwasser. Doch dann fanden wir auch ein Thema. Bundesliga und Fußball im allgemeinen. Beide hatten wir früher in der 1. Mannschaft unseres jeweiligen Vereins gespielt. Frank in der Landesliga und ich in der Bezirksliga. Schnell waren wir bei den aktuellen Leistungen unserer Lieblingsmannschaften angelangt, wobei Frank mit der seinen zufrieden sein konnte. Ich mit meiner eher weniger. Am Samstag vor einer Woche waren beide aufeinander getroffen und die Niederlage, die mein Verein erlitten hatte, war schon eher eine Klatsche zu nennen.
Wir waren so in unser Thema versunken, dass wir die Anwesenheit unserer Frauen fast vergaßen. Doch dann wollte Lara wieder in die Sauna und Kathrin griff den Gedanken begeistert auf. Also machten wir uns zu viert auf den Weg.
An der Tür zur großen Sauna hing ein Schild. Aufguss! Bitte nicht eintreten! Ein Blick durch das Fenster ergab zudem, dass die Sauna überfüllt war. Also enterten wir die kleine Sauna, die unter der Woche als Damensauna diente, am Wochenende aber allen zur Verfügung stand. Nur noch zwei Frauen mittleren Alters waren in dem kleinen Raum.
Wie von selbst, legten sich Kathrin und Lara, mit den Köpfen zueinander, auf die eine Seite. Frank und mir blieb nur noch die andere Seite übrig. Auch wir legten uns hin. Dann herrschte Stille, die nur vom Knacken des Saunaofens unterbrochen wurde. Ich schloss die Augen und versuchte, in meinen üblichen Saunahalbschlaf hinweg zu dämmern.
Etwa 10 Minuten ging das gut, doch dann verließen die beiden fremden Damen mit einem lauten, auf Wiedersehen, die Sauna und Kathrin und Lara begannen zu quatschen. Leise zwar, aber doch immerhin so laut, dass ich nicht weg duseln konnte. Ich hörte Bewegungen und fand meinen Verdacht bestätigt, die Frauen hatten sich aufgesetzt und waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Diesmal ging es um eine Melanie.
An dösen war nicht mehr zu denken, also richtete ich mich ebenfalls auf. Frank hatte den gleichen Gedanken gehabt und bald schon unterhielten wir uns leise über unser Thema. Irgendwann viel mir auf, dass Kathrin sehr unaufmerksam war. Immer wieder sah sie zu uns herüber und ich lächelte ihr bisweilen zu. Doch dann bemerkte ich, dass Kathrins Blick eigentlich mehr Frank streifte. Hoppla, was war denn das? Frank schien davon nicht viel zu bemerken. Er redete und redete und kam so vom Hölzchen aufs Stöckchen.