Und so war es auch vor vier Jahren. Ludger war mit einem Grossteil unserer Roadcrew bei einem riesigen Open-Air Event, dass drei Tage dauerte. Ich hingegen hatte am Samstagabend nur eine kleine Gala zu betreuen. Irgendeine Vereinigung von Zahnärzten hatte in der Nachbarstadt einen Kongress und dieser Kongress sollte am Samstagabend mit einem Galaabend ausklingen. Kein Problem also. Ein bisschen Licht, ein paar Lautsprecher, ein Standmikrofon, ein Monitor und das war es dann auch schon. Die engagierte Band hatte ihre eigene Technik dabei.
Ziemlich gelassen machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg. Die Anlage, die unsere Leute aufgebaut hatte war bereit und ich harrte der Dinge die da kommen sollte. Es war zunächst ein langweiliger Abend. Die Damen und Herren Dentisten lobten sich gegenseitig in langweilige und ausschweifenden Reden, zum Essen spielte die Band Leichtverdauliches und ich saß vor meinem Mischpult und versuchte nicht einzuschlafen.
Das Essen war vorbei und der Oberguru enterte die kleine Bühne. Und jetzt meine sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, beginnen wir mit dem bunten Programm. Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist eine ebenso charmante, wie auch prominente Dame dafür zu gewinnen, uns durch den Abend zu führen. Bitte einen herzlichen Applaus für Frau Darinka Heppner!
Der Applaus brandete auf und angetan in einem langen, aber dafür vorne und hinten tief ausgeschnittenen, roten Kleid, kam Darinka auf die Bühne. Sie trat vor das Mikrofon, verbeugte sich anmutig und öffnete den Mund. Nur zu hören war nichts. Sie klopfte gegen das Mikrofon, eine Tätigkeit, die wir Ingenieure und Mixer gar nicht mögen, schon gar nicht, wenn wir in diesem Moment Kopfhörer tragen. Doch der Angriff auf meine Trommelfelle blieb aus. Das Mikro war tot! Ein kurzes Lachen des Publikums ertönte. Mir war gar nicht nach Lachen zumute. Ich riss mir die Kopfhörer vom Ohr und enterte auf die Bühne. Das konnte nur am Mikro liegen. Die Anlage hatte Saft, dass sah ich.
Ich entschuldigte mich förmlich, aber hastig und fummelte am Mikro herum. Nichts tat sich. Das Ding war wirklich im Eimer und ein weiteres Standmikro hatte ich nicht dabei. Schöne Sch....! Aber dafür ein Lavalier Funkmikrofon. Ich fummelte es aus meiner Tasche und klemmte es Darinka an den Ausschnitt. Natürlich ging das nicht ganz so schnell und weil ich ihr mit der Krokodilklemme nicht weh tun wollte, war ich trotz fliegender Eile ausgesprochen vorsichtig. Tief beugte ich mich über sie. Dabei nahm ich zum ersten Mal den Duft ihres Lieblingsparfums wahr und ich sah ihr mehr als schönes Dekolletee ganz deutlich.
Zurück am Mischpult, stöpselte ich die entsprechenden Anschlüsse um und winkte ihr zu. Warm und mit entsprechender Lautstärke füllte ihre angenehme Stimme den Saal. Die Situation war gerettet.
Mit einem Scherz ging sie schlagfertig über die Panne hinweg und begann charmant ihre Tätigkeit. Auch ich beruhigte mich wieder und kam meiner Aufgabe nach. Immer mal wieder kam sie auf die Bühne, kündigte diesen und jenen Programmpunkt an. Vorher hatte ich Blut und Wasser geschwitzt. Wie sollte das Programm über die Bühne gehen, wenn ich keine Beschallung zustande brachte. Die Lösung des Problems war erschreckend einfach. Nicht das Mikro war kaputt gegangen, sondern die Batterie war leer. Ein absolutes no go. Es war Aufgabe der aufbauenden Crew dafür zu sorgen, dass das nicht vorkam. Ersatzbatterien hatte ich und so konnte ich in einer Tanzpause das Mikro wieder aufbauen.
Als die Band ein längeres Set spielte, bei dem ich naturgemäß arbeitslos war, ging ich Frau Heppner suchen. Sie plauderte mit dem Oberdentisten. Ich bot ihr an, sie von dem Lavalier Mikro zu befreien, doch sie fand es so angenehmer. Mir war es egal und ich verschwand wieder zu meinem Mischpult.
Als der Abend zu Ende war, zumindest der offizielle Teil, und nur noch ein paar hartgesottene und trinkfeste Gäste an den Tischen saßen, baute die Band ihr Equipment ab und auch ich packte meinen Krempel notdürftig zusammen. Den Abbau würde die Roadcrew übernehmen, die ich jeden Moment erwartete. Von Frau Heppner holte ich mir mein Mikrofon und den Sender wieder. Als ich die Krokodilklemme lösen wollte ging das nicht ganz so einfach. Ihre Zähne hatten sich tief in den Stoff des Kleides gebissen. Schließlich schaffte ich es doch, berührte dabei aber, absichtlich oder unabsichtlich, die Brüste von Frau Heppner durch das Kleid. Sie sah mich spöttisch an, sagte aber nichts. Erst später, als meine Crew ihren Anschiss weg hatte und am abbauen war, sah ich Frau Heppner wieder. Sie kam auf mich zu.
Wir redeten und redeten. Erst im stehen, dann setzten wir uns an einen der leeren Tische. Worüber wir redeten? Keine Ahnung, wahrscheinlich belangloses Zeug. Das dauerte etwa eine halbe Stunde, dann verabschiedete sie sich abrupt. Lang sah ich ihr nach und auch auf der Heimfahrt, waren meine Gedanken mehr bei ihr, als auf der Straße.
Eine Woche später sah ich sie wieder. Auf dem Bildschirm. Und obwohl Volksmusik nun so gar nicht meine Art der Musik ist, schaute ich gebannt zu. Wieder trug sie das rote Kleid und unwillkürlich kam mir ihr Duft in den Sinn. Ich war gar nicht begeistert, als das Telefon klingelte. Ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen, hangelte ich nach dem Hörer und meldete mich unwirsch. Einen Moment herrschte Schweigen und dann hörte ich eine leise Stimme. Hallo. Störe ich Sie? Hier ist Darinka Heppner!
Was für eine surreale Situation. Da plauderte Frau Heppner entspannt mit irgend so einem Volksmusikhampel und gleichzeitig hörte ich ihre Stimme am Telefon. Nein, gar nicht! Oder doch! Kurze Pause. Ich sehe sie gerade im Fernsehen! Ihre Stimme klang, als ob sie lächeln würde. Ach so. Das ist natürlich wichtiger. Ich will Sie nicht bei ihrem Musikgenuss stören! Musikgenuss? Brauste ich auf, wussten Sie nicht, dass man von diesen Geräuschen eine Art von Ohrenkrebs bekommen kann? Warum sehen sie es sich dann an?
Kam die schnelle Replik. Bestimmt nicht wegen der Musik. Nur wegen Ihnen! Jetzt folgte eine längere Pause. Ihre Stimme klang gepresst, als sie wieder anfing zu sprechen. Also, wenn es das ist, das könnten Sie auch einfacher haben. Es ist ja nur eine Aufzeichnung. Was würden sie von live halten? Was solle ich dazu sagen? Nur zu gerne, krächzte ich ins Telefon. Wenig später hatten wir uns verabredet. In zwei Stunden wollten wir uns in einer kleinen Bar treffen.
Nur einen Augenblick lang fragte ich mich, woher sie wohl meine Nummer haben könnte. Auf der anderen Seite bin ich ein altmodischer Mensch und stehe immer noch im Telefonbuch. Und meinen Namen kannte sie ja. Obwohl ich die zwei Stunden brauchte, um mich in einen präsentablen Zustand zu versetzen und in die Nachbarstadt zu fahren, war ich zu früh. Und das war gut so, denn so kam ich in den Genuss, sie kommen zu sehen. Diesmal trug sie eine gut sitzende Jeans und eine weiße Bluse, die ihrer Figur mehr als nur schmeichelte. Dazu spitze, weiße High Heels. Mit einem Wort, sie sah umwerfend aus. Ich stand auf und begrüßte sie freundlich. Mit einer anmutigen Bewegung nahm sie Platz und dann fingen wir an zu plaudern. Die Stunden vergingen wir im Flug.
Als der Abend zu Ende war, verabredeten wir uns fürs Wochenende zu einem Museumsbesuch. Von da an trafen wir uns häufiger und als ein Monat ins Land gezogen war, wurden wir ein Paar. Im Bett, und nicht nur da, war Darinka eine echte Ausnahmeerscheinung. Zumindest in meinem Leben. Sie wollte oft und lange Sex. Und sie lebte ihn. Manchmal kam es vor, dass wir uns mit Bekannten oder fürs Kino verabredeten. Aber kaum war ich bei ihr oder sie bei mir, landeten wir im Bett, oder auf der Couch, auch schon mal auf dem Tisch oder Boden. Bald gab es keine Stelle mehr in ihrer kleinen Wohnung oder in meinem Haus, wo wir es nicht schon miteinander getrieben hätten.
Darinka erstaunte mich immer wieder aufs neue. Sie war und ist eine Frau, die hemmungslos genießen kann und diesen Genuss auch einfordert. Immer wieder lässt sie mich spüren, dass sie mehr will, dass sie verwöhnt werden will und wenn eine Frau jemals für die weibliche Fähigkeit zum multiplen Orgasmus stand, dass ist es Darinka. Gerade von meinen Zungen- und Fingerspielen konnte sie nie genug bekommen.
Es dauerte kein halbes Jahr, dann zog sie bei mir ein. Von da an hatten wir beinahe jede Nacht Sex, vorausgesetzt wir waren beide zu Hause. Und wenn biologische Gründe gegen ein Aufhupferl standen, fanden wir doch immer genug Möglichkeiten, unsere Lust auszuleben. Und immer war Darinka mit Freuden dabei.
Als ich jetzt die Treppe wieder herunter ging, ließ ich unseren Quickie noch einmal Revue passieren. Nicht dass er Seltenheitscharakter gehabt hätte. Wir verführten uns oft gegenseitig, wenn einer gerade im Begriff war, das Haus zu verlassen. Aber heute? Irgendwie war sie anders gewesen, nicht bei der Sache, um genau zu sein. Fast war es so, als habe sie keine Lust gehabt. Und ihr Stöhnen? Ihre Lust? War das echt gewesen? Bisher hatte ich das nie hinterfragt, aber diesmal war es mir seltsam vorgekommen. Ich machte mir so meine Gedanken.
Unten angekommen, sah ich den AB blinken. Irgendjemand musste, während ich unter der Dusche gewesen war, angerufen haben. Es war Andrea, die beste Freundin meiner Frau. Hallo Süße, bist du da? Nimm bitte ab! Pause! Ok, offensichtlich nicht. Kannst du mich dringend zurückrufen? Conny ist krank geworden und ich wollte dich fragen, ob du dann doch mit übers Wochenende in den Center Parc fährst. Wenn nicht, müssen wir nämlich absagen. Uns fehlt dann ein Auto. Also, ruf bitte an!